Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Vorrede Ordnung für schreiben/ auch die Würdeund den Nutzen aller Verrichtungen reifflich zu prüfen/ und verständig urtheilend/ von allen den endlichen Ausschlag zu machen/ wissen: Also können diese Letzte/ nemlich die Spectatores auf dem grossen Welt-Schau-Platz mit guten Fug von den Heyden/ Natur- und Welt-Weise: Von den wahren Christen aber/ Gott-weise Leute genennet werden/ als welche nicht unnütz- lich gleich andern umher spatzieren/ sondern Gottes unermäßliche Weisheit an den mancher- ley Wunder-Creaturen/ in der Furcht des HErrn nicht nur allein mit den duncklen Natur- oder Vernunfft-Augen: Sondern auch mit dem erleuchteten Verstand oder Gnaden-Auge/ un- ablässig anschauen/ mercken/ und betrachten. Dann/ haben nach Zeugnis des Apostels Pauli Rom. 1. die Heyden Gottes unsichtbares We- sen erkennen/ und seine Gottheit an dessen Ge- schöpffen absehen können/ wie viel mehr will sol- ches Christen geziemen? Merck würdig ist/ was je- ner grosse König und Monarch Nebucad-Nezar nach wider erlangten Menschlichen Sinnen und Verstand/ bey dem Propheten Daniel am 4. Cap. redet: Nach dieser Zeit/ spricht er/ hub ich meine Augen auf gen Himmel/ und lobete den Höchsten; ich preisete/ und ehrete den/ der ewig lebt/ dessen Gewalt unendlich/ und sein Reich im- merdar bestehet: Gegen welchen alle die auf Erden wohnen gleich wie die Heuschrecken/ ja als
Vorrede Ordnung für ſchreiben/ auch die Würdeund den Nutzen aller Verrichtungen reifflich zu prüfen/ und verſtändig urtheilend/ von allen den endlichen Ausſchlag zu machen/ wiſſen: Alſo können dieſe Letzte/ nemlich die Spectatores auf dem groſſen Welt-Schau-Platz mit guten Fug von den Heyden/ Natur- und Welt-Weiſe: Von den wahren Chriſten aber/ Gott-weiſe Leute genennet werden/ als welche nicht unnütz- lich gleich andern umher ſpatzieren/ ſondern Gottes unermäßliche Weisheit an den mancher- ley Wunder-Cꝛeaturen/ in der Fuꝛcht des HErꝛn nicht nur allein mit den duncklen Natur- oder Vernunfft-Augen: Sondern auch mit dem erleuchteten Verſtand oder Gnaden-Auge/ un- abläſſig anſchauen/ mercken/ und betrachten. Dann/ haben nach Zeugnis des Apoſtels Pauli Rom. 1. die Heyden Gottes unſichtbares We- ſen erkennen/ und ſeine Gottheit an deſſen Ge- ſchöpffen abſehen können/ wie viel mehr will ſol- ches Chriſten geziemen? Merck würdig iſt/ was je- ner groſſe König und Monarch Nebucad-Nezar nach wider erlangten Menſchlichen Sinnen und Verſtand/ bey dem Propheten Daniel am 4. Cap. redet: Nach dieſer Zeit/ ſpricht er/ hub ich meine Augen auf gen Himmel/ und lobete den Höchſten; ich preiſete/ und ehrete den/ der ewig lebt/ deſſen Gewalt unendlich/ und ſein Reich im- merdar beſtehet: Gegen welchen alle die auf Erden wohnen gleich wie die Heuſchrecken/ ja als
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Vorrede
Ordnung für ſchreiben/ auch die Würde
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endlichen Ausſchlag zu machen/ wiſſen: Alſo
können dieſe Letzte/ nemlich die Spectatores auf
dem groſſen Welt-Schau-Platz mit guten Fug
von den Heyden/ Natur- und Welt-Weiſe:
Von den wahren Chriſten aber/ Gott-weiſe
Leute genennet werden/ als welche nicht unnütz-
lich gleich andern umher ſpatzieren/ ſondern
Gottes unermäßliche Weisheit an den mancher-
ley Wunder-Cꝛeaturen/ in der Fuꝛcht des HErꝛn
nicht nur allein mit den duncklen Natur- oder
Vernunfft-Augen: Sondern auch mit dem
erleuchteten Verſtand oder Gnaden-Auge/ un-
abläſſig anſchauen/ mercken/ und betrachten.
Dann/ haben nach Zeugnis des Apoſtels Pauli
Rom. 1. die Heyden Gottes unſichtbares We-
ſen erkennen/ und ſeine Gottheit an deſſen Ge-
ſchöpffen abſehen können/ wie viel mehr will ſol-
ches Chriſten geziemen? Merck würdig iſt/ was je-
ner groſſe König und Monarch Nebucad-Nezar
nach wider erlangten Menſchlichen Sinnen und
Verſtand/ bey dem Propheten Daniel am 4.
Cap. redet: Nach dieſer Zeit/ ſpricht er/ hub ich
meine Augen auf gen Himmel/ und lobete den
Höchſten; ich preiſete/ und ehrete den/ der ewig
lebt/ deſſen Gewalt unendlich/ und ſein Reich im-
merdar beſtehet: Gegen welchen alle die auf
Erden wohnen gleich wie die Heuſchrecken/ ja
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