Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.An den Leser. HErrn von dessen Majestät/ Wesen und unaus-sprechlicher Herrlichkeit beschrieben und aufge- zeichnet ist/ davon auch Paulus in der Epist. an die Römer am 1. zu lesen. Daraus dann fol- get/ daß dergleichen zu unterlassen/ nicht erwe- gen oder bedencken/ sondern in der Welt wie das dumme Vieh leben/ freylich ein viel schwerere Sünde seyn müsse/ weder grösserer Theil der Menschen glauben/ begreiffen/ oder bedencken können/ der Ursachen erst-gedachter Apostel Paulus berührten Orts schreibet: Daß die Heyden unter andern auch billig um dieser Sün- de willen verdammet und verlohren gehen/ daß/ da sie GOttes Herrlichkeit an und aus der er- schaffenen Welt augenscheinlich sehen/ dennoch den Schöpffer derselben nicht recht erkennen/ also auch nicht als den einigen wahren GOtt ehren/ und ihme mit Danck-Opffer begegnen. Gilt nun dieser Schluß den Heyden: Wie stehets mit einer unzähligen Menge der Christen? Denen beyde Bücher/ nemlich das Gnaden- Buch der Heiligen Schrifft/ als das geoffenbar- te Wort GOttes: Und dann auch das Buch dieser sichtbaren Welt/ oder der aus GOtt aus- geflossenen Natur/ offen stehen/ von ihnen unter- suchet/ gelesen/ und betrachtet werden können. Billig solten der gleichen Leute sich erinnern las- sen/ wie weit die Heyden durch ihr unablässiges Nachforschen in dem Bucheder Natur kommen sind; in welchem das Göttliche Wesen doch nur b v
An den Leſer. HErꝛn von deſſen Majeſtät/ Weſen und unaus-ſprechlicher Herꝛlichkeit beſchrieben und aufge- zeichnet iſt/ davon auch Paulus in der Epiſt. an die Römer am 1. zu leſen. Daraus dann fol- get/ daß dergleichen zu unterlaſſen/ nicht erwe- gen oder bedencken/ ſondern in der Welt wie das dumme Vieh leben/ freylich ein viel ſchwerere Sünde ſeyn müſſe/ weder gröſſerer Theil der Menſchen glauben/ begreiffen/ oder bedencken können/ der Urſachen erſt-gedachter Apoſtel Paulus berührten Orts ſchreibet: Daß die Heyden unter andern auch billig um dieſer Sün- de willen verdammet und verlohren gehen/ daß/ da ſie GOttes Herꝛlichkeit an und aus der er- ſchaffenen Welt augenſcheinlich ſehen/ dennoch den Schöpffer derſelben nicht recht erkennen/ alſo auch nicht als den einigen wahren GOtt ehren/ und ihme mit Danck-Opffer begegnen. Gilt nun dieſer Schluß den Heyden: Wie ſtehets mit einer unzähligen Menge der Chriſten? Denen beyde Bücher/ nemlich das Gnaden- Buch der Heiligen Schrifft/ als das geoffenbar- te Wort GOttes: Und dann auch das Buch dieſer ſichtbaren Welt/ oder der aus GOtt aus- gefloſſenen Natur/ offen ſtehen/ von ihnen unter- ſuchet/ geleſen/ und betrachtet werden können. Billig ſolten der gleichen Leute ſich erinnern laſ- ſen/ wie weit die Heyden durch ihr unabläſſiges Nachforſchen in dem Bucheder Natur kommen ſind; in welchem das Göttliche Weſen doch nur b v
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An den Leſer.
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zeichnet iſt/ davon auch Paulus in der Epiſt. an
die Römer am 1. zu leſen. Daraus dann fol-
get/ daß dergleichen zu unterlaſſen/ nicht erwe-
gen oder bedencken/ ſondern in der Welt wie das
dumme Vieh leben/ freylich ein viel ſchwerere
Sünde ſeyn müſſe/ weder gröſſerer Theil der
Menſchen glauben/ begreiffen/ oder bedencken
können/ der Urſachen erſt-gedachter Apoſtel
Paulus berührten Orts ſchreibet: Daß die
Heyden unter andern auch billig um dieſer Sün-
de willen verdammet und verlohren gehen/ daß/
da ſie GOttes Herꝛlichkeit an und aus der er-
ſchaffenen Welt augenſcheinlich ſehen/ dennoch
den Schöpffer derſelben nicht recht erkennen/
alſo auch nicht als den einigen wahren GOtt
ehren/ und ihme mit Danck-Opffer begegnen.
Gilt nun dieſer Schluß den Heyden: Wie
ſtehets mit einer unzähligen Menge der Chriſten?
Denen beyde Bücher/ nemlich das Gnaden-
Buch der Heiligen Schrifft/ als das geoffenbar-
te Wort GOttes: Und dann auch das Buch
dieſer ſichtbaren Welt/ oder der aus GOtt aus-
gefloſſenen Natur/ offen ſtehen/ von ihnen unter-
ſuchet/ geleſen/ und betrachtet werden können.
Billig ſolten der gleichen Leute ſich erinnern laſ-
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