Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. sen: daß der Erd-Boden sambt dem Meer/eine rundige Figur vorstelle: und wie Ovidius sagt: Terra pilae similis. Diese Meinung nun/ wie sie unter allen die wahrscheinlichste ist: Also kan sie auch durch folgenden Satz bewehret werden: Es ist aus der Natur bekandt/ daß wann der Voll-Mond der Sonnen Schnur- recht entgegen gesetzt; und also die Erde zwi- schen beyden grossen Liechtern in einer Schnur- gleichen Lini ist/ dieselbe der Sonnen-Strahlen verhindere/ damit der Mond seinen Schein nicht von der Sonnen bekommen könne/ als- dann eine Finsternuß des Monds erfolge. Wann nun der Schatten der Erden den Mond antritt/ und jederweilen halb/ jemalen auch gantz verfinstert/ verspüret man/ daß der Schatten allzeit rund sey. Weilen dann aus der Optic bekandt ist/ daß der Schatten die Form und Ge- stalt eines Dings erweise; Und wie der Schat- ten/ also auch dasselbe ist/ so den Schatten gibt: So muß folgen/ daß Erden und Meer mit ein- ander/ eine gemeine Ründe von allen Theilen be- schliessen. Wie nunmehro die Ründe der Erd-Kugel Orten O iiij
Von der Natur. ſen: daß der Erd-Boden ſambt dem Meer/eine rundige Figur vorſtelle: und wie Ovidius ſagt: Terra pilæ ſimilis. Dieſe Meinung nun/ wie ſie unter allen die wahrſcheinlichſte iſt: Alſo kan ſie auch durch folgenden Satz bewehret werden: Es iſt aus der Natur bekandt/ daß wann der Voll-Mond der Sonnen Schnur- recht entgegen geſetzt; und alſo die Erde zwi- ſchen beyden groſſen Liechtern in einer Schnur- gleichen Lini iſt/ dieſelbe der Sonnen-Strahlen verhindere/ damit der Mond ſeinen Schein nicht von der Sonnen bekommen könne/ als- dann eine Finſternuß des Monds erfolge. Wann nun der Schatten der Erden den Mond antritt/ und jederweilen halb/ jemalen auch gantz verfinſtert/ verſpüret man/ daß der Schatten allzeit rund ſey. Weilen dann aus der Optic bekandt iſt/ daß der Schatten die Form und Ge- ſtalt eines Dings erweiſe; Und wie der Schat- ten/ alſo auch daſſelbe iſt/ ſo den Schatten gibt: So muß folgen/ daß Erden und Meer mit ein- ander/ eine gemeine Ründe von allen Theilen be- ſchlieſſen. Wie nunmehro die Ründe der Erd-Kugel Orten O iiij
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Von der Natur.
ſen: daß der Erd-Boden ſambt dem Meer/
eine rundige Figur vorſtelle: und wie Ovidius
ſagt: Terra pilæ ſimilis. Dieſe Meinung
nun/ wie ſie unter allen die wahrſcheinlichſte iſt:
Alſo kan ſie auch durch folgenden Satz bewehret
werden: Es iſt aus der Natur bekandt/ daß
wann der Voll-Mond der Sonnen Schnur-
recht entgegen geſetzt; und alſo die Erde zwi-
ſchen beyden groſſen Liechtern in einer Schnur-
gleichen Lini iſt/ dieſelbe der Sonnen-Strahlen
verhindere/ damit der Mond ſeinen Schein
nicht von der Sonnen bekommen könne/ als-
dann eine Finſternuß des Monds erfolge.
Wann nun der Schatten der Erden den Mond
antritt/ und jederweilen halb/ jemalen auch gantz
verfinſtert/ verſpüret man/ daß der Schatten
allzeit rund ſey. Weilen dann aus der Optic
bekandt iſt/ daß der Schatten die Form und Ge-
ſtalt eines Dings erweiſe; Und wie der Schat-
ten/ alſo auch daſſelbe iſt/ ſo den Schatten gibt:
So muß folgen/ daß Erden und Meer mit ein-
ander/ eine gemeine Ründe von allen Theilen be-
ſchlieſſen.
Wie nunmehro die Ründe der Erd-Kugel
dargethan worden: So kan auch der Erden
Ründe/ nach denen vier Orten der Welt/ bewie-
ſen werden. Daß die Erde vom Aufgang zum
Niedergang rund ſey/ beſteiffet das Auf- und
Niedergehen der Sonnen/ welches nicht aller
Orten
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