Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das erste Buch Orten zugleich und in einem moment beschicht.Die Völcker in Ost-Jndien/ sehen die Morgen- Röthe um etzlich Stunden ehender als wir; und wir haben sie um etlich Stunden früher weder die Americaner. Die Ursach dieser Ungleich- heit ist die Ründe der Erden/ welche der Sonnen- Strahlen verhindert/ daß sie die benandte/ und andere also gelegne Ort nicht zugleich auf ein- mal bescheinen kan. Wann aber die Erd-Ku- gel/ nach dem Wahn Anaximenis, Leucippi und Empedoclis, oben platt wäre/ wurden die Völcker in Ost- und West-Jndien/ die bey 2000. Meilen von einander entfernet/ zugleich den Tag empfinden/ da doch die Erfahrung zeuget/ daß die Americaner um acht Stunden/ densel- ben später/ weder die in Ost-Jndien bekommen. Nicht weniger bestättigen auch dieses die Fin- sternissen/ welche nicht zu gleicher Zeit an ver- schiedenen Orten gesehen werden. Hieraus nun erhellet wahr zu seyn/ daß die Erde vom Auf- gang biß zum Niedergang/ rund und aufgebo- gen sey. Daß aber auch dieselbe von Mitter- nacht gegen Mittag gleichermassen rund seye/ befindet sich aus diesem: daß so man zwey Ort ernennet/ derer einer gegen Mitternacht; der andere aber einer ansehnlichen Weite davon/ gegen Mittag/ unter einer Mittags-Lini liege; Und jemand von einer zur andern reisen wolte/ würde er mercken können/ etzliche Sterne so er zuvor
Das erſte Buch Orten zugleich und in einem moment beſchicht.Die Völcker in Oſt-Jndien/ ſehen die Morgen- Röthe um etzlich Stunden ehender als wir; und wir haben ſie um etlich Stunden früher weder die Americaner. Die Urſach dieſer Ungleich- heit iſt die Ründe der Erden/ welche der Sonnen- Strahlen verhindert/ daß ſie die benandte/ und andere alſo gelegne Ort nicht zugleich auf ein- mal beſcheinen kan. Wann aber die Erd-Ku- gel/ nach dem Wahn Anaximenis, Leucippi und Empedoclis, oben platt wäre/ wurden die Völcker in Oſt- und Weſt-Jndien/ die bey 2000. Meilen von einander entfernet/ zugleich den Tag empfinden/ da doch die Erfahrung zeuget/ daß die Americaner um acht Stunden/ denſel- ben ſpäter/ weder die in Oſt-Jndien bekommen. Nicht weniger beſtättigen auch dieſes die Fin- ſterniſſen/ welche nicht zu gleicher Zeit an ver- ſchiedenen Orten geſehen werden. Hieraus nun erhellet wahr zu ſeyn/ daß die Erde vom Auf- gang biß zum Niedergang/ rund und aufgebo- gen ſey. Daß aber auch dieſelbe von Mitter- nacht gegen Mittag gleichermaſſen rund ſeye/ befindet ſich aus dieſem: daß ſo man zwey Ort ernennet/ derer einer gegen Mitternacht; der andere aber einer anſehnlichen Weite davon/ gegen Mittag/ unter einer Mittags-Lini liege; Und jemand von einer zur andern reiſen wolte/ würde er mercken können/ etzliche Sterne ſo er zuvor
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Das erſte Buch
Orten zugleich und in einem moment beſchicht.
Die Völcker in Oſt-Jndien/ ſehen die Morgen-
Röthe um etzlich Stunden ehender als wir; und
wir haben ſie um etlich Stunden früher weder
die Americaner. Die Urſach dieſer Ungleich-
heit iſt die Ründe der Erden/ welche der Sonnen-
Strahlen verhindert/ daß ſie die benandte/ und
andere alſo gelegne Ort nicht zugleich auf ein-
mal beſcheinen kan. Wann aber die Erd-Ku-
gel/ nach dem Wahn Anaximenis, Leucippi
und Empedoclis, oben platt wäre/ wurden die
Völcker in Oſt- und Weſt-Jndien/ die bey 2000.
Meilen von einander entfernet/ zugleich den
Tag empfinden/ da doch die Erfahrung zeuget/
daß die Americaner um acht Stunden/ denſel-
ben ſpäter/ weder die in Oſt-Jndien bekommen.
Nicht weniger beſtättigen auch dieſes die Fin-
ſterniſſen/ welche nicht zu gleicher Zeit an ver-
ſchiedenen Orten geſehen werden. Hieraus
nun erhellet wahr zu ſeyn/ daß die Erde vom Auf-
gang biß zum Niedergang/ rund und aufgebo-
gen ſey. Daß aber auch dieſelbe von Mitter-
nacht gegen Mittag gleichermaſſen rund ſeye/
befindet ſich aus dieſem: daß ſo man zwey Ort
ernennet/ derer einer gegen Mitternacht; der
andere aber einer anſehnlichen Weite davon/
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