Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. zuvor gesehen/ allmälig zu ruck untergehen; da-hingegen andere/ so er zuvor nicht erblicken kön- nen/ vor ihme aufgehen. Wann nun wie ge- meldt/ das Meer mit der Erde eine Kugel macht/ kan dessen aufgebogene Ründe auch dargethan/ und sichtlich vorgestellet werden/ indeme be- kandt/ daß die Schiffende auf dem Meer/ von ferne allzeit die Ober-Spitzen der Thürne/ und Gipffel der Berge/ viel ehender erblicken/ weder sie das Land selbst sehen/ welches einig allein von der aufgebogenen Ründe des Wassers entste- het; diß ist auch Ursach/ warum man oben auf dem Mast-Baum ungleich weiter sehen kan/ als unten auf dem Schiff. Es haben zwar theils der Alten/ und auch etliche aus denen neuern Natur-Kündigern/ die Ründe der Erd- Kugel/ wegen des vielen überaus hohen Ge- bürgs/ bestreitten wollen. Allein/ gleichwie hier nicht behauptet wird/ daß die Erde so gantz Kugel-rund seyn solte/ wie ein Ball/ an deme nichts erhabenes/ oder niedergebognes zusehen/ welches dem Augen-Schein zuwider lieffe: Also wird im Gegentheil beharret/ daß so wenig eine kleine Wartzen an einem Apffel hindern kan/ daß derselbe nicht rund seyn solte: Eben so wenig mögen die erhabene Berge/ und tieffe Thäler die Erden aus ihrer Rundung setzen. Dann zum Fall/ daß einer der höchsten Berg nach der perpendicular Lini, fünffzehen Stadia, oder eine halbe Teutsche Meil hoch sey; die Erde O v
Von der Natur. zuvor geſehen/ allmälig zu ruck untergehen; da-hingegen andere/ ſo er zuvor nicht erblicken kön- nen/ vor ihme aufgehen. Wann nun wie ge- meldt/ das Meer mit der Erde eine Kugel macht/ kan deſſen aufgebogene Ründe auch dargethan/ und ſichtlich vorgeſtellet werden/ indeme be- kandt/ daß die Schiffende auf dem Meer/ von ferne allzeit die Ober-Spitzen der Thürne/ und Gipffel der Berge/ viel ehender erblicken/ weder ſie das Land ſelbſt ſehen/ welches einig allein von der aufgebogenen Ründe des Waſſers entſte- het; diß iſt auch Urſach/ warum man oben auf dem Maſt-Baum ungleich weiter ſehen kan/ als unten auf dem Schiff. Es haben zwar theils der Alten/ und auch etliche aus denen neuern Natur-Kündigern/ die Ründe der Erd- Kugel/ wegen des vielen überaus hohen Ge- bürgs/ beſtreitten wollen. Allein/ gleichwie hier nicht behauptet wird/ daß die Erde ſo gantz Kugel-rund ſeyn ſolte/ wie ein Ball/ an deme nichts erhabenes/ oder niedergebognes zuſehen/ welches dem Augen-Schein zuwider lieffe: Alſo wird im Gegentheil beharret/ daß ſo wenig eine kleine Wartzen an einem Apffel hindern kan/ daß derſelbe nicht rund ſeyn ſolte: Eben ſo wenig mögen die erhabene Berge/ und tieffe Thäler die Erden aus ihrer Rundung ſetzen. Dann zum Fall/ daß einer der höchſten Berg nach der perpendicular Lini, fünffzehen Stadia, oder eine halbe Teutſche Meil hoch ſey; die Erde O v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0319" n="217"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/> zuvor geſehen/ allmälig zu ruck untergehen; da-<lb/> hingegen andere/ ſo er zuvor nicht erblicken kön-<lb/> nen/ vor ihme aufgehen. Wann nun wie ge-<lb/> meldt/ das Meer mit der Erde eine Kugel macht/<lb/> kan deſſen aufgebogene Ründe auch dargethan/<lb/> und ſichtlich vorgeſtellet werden/ indeme be-<lb/> kandt/ daß die Schiffende auf dem Meer/ von<lb/> ferne allzeit die Ober-Spitzen der Thürne/ und<lb/> Gipffel der Berge/ viel ehender erblicken/ weder<lb/> ſie das Land ſelbſt ſehen/ welches einig allein von<lb/> der aufgebogenen Ründe des Waſſers entſte-<lb/> het; diß iſt auch Urſach/ warum man oben auf<lb/> dem Maſt-Baum ungleich weiter ſehen kan/<lb/> als unten auf dem Schiff. Es haben zwar<lb/> theils der Alten/ und auch etliche aus denen<lb/> neuern Natur-Kündigern/ die Ründe der Erd-<lb/> Kugel/ wegen des vielen überaus hohen Ge-<lb/> bürgs/ beſtreitten wollen. Allein/ gleichwie<lb/> hier nicht behauptet wird/ daß die Erde ſo gantz<lb/> Kugel-rund ſeyn ſolte/ wie ein Ball/ an deme<lb/> nichts erhabenes/ oder niedergebognes zuſehen/<lb/> welches dem Augen-Schein zuwider lieffe:<lb/> Alſo wird im Gegentheil beharret/ daß ſo wenig<lb/> eine kleine Wartzen an einem Apffel hindern<lb/> kan/ daß derſelbe nicht rund ſeyn ſolte: Eben ſo<lb/> wenig mögen die erhabene Berge/ und tieffe<lb/> Thäler die Erden aus ihrer Rundung ſetzen.<lb/> Dann zum Fall/ daß einer der höchſten Berg<lb/> nach der <hi rendition="#aq">perpendicular Lini,</hi> fünffzehen <hi rendition="#aq">Stadia,</hi><lb/> oder eine halbe Teutſche Meil hoch ſey; die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O v</fw><fw place="bottom" type="catch">Erde</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0319]
Von der Natur.
zuvor geſehen/ allmälig zu ruck untergehen; da-
hingegen andere/ ſo er zuvor nicht erblicken kön-
nen/ vor ihme aufgehen. Wann nun wie ge-
meldt/ das Meer mit der Erde eine Kugel macht/
kan deſſen aufgebogene Ründe auch dargethan/
und ſichtlich vorgeſtellet werden/ indeme be-
kandt/ daß die Schiffende auf dem Meer/ von
ferne allzeit die Ober-Spitzen der Thürne/ und
Gipffel der Berge/ viel ehender erblicken/ weder
ſie das Land ſelbſt ſehen/ welches einig allein von
der aufgebogenen Ründe des Waſſers entſte-
het; diß iſt auch Urſach/ warum man oben auf
dem Maſt-Baum ungleich weiter ſehen kan/
als unten auf dem Schiff. Es haben zwar
theils der Alten/ und auch etliche aus denen
neuern Natur-Kündigern/ die Ründe der Erd-
Kugel/ wegen des vielen überaus hohen Ge-
bürgs/ beſtreitten wollen. Allein/ gleichwie
hier nicht behauptet wird/ daß die Erde ſo gantz
Kugel-rund ſeyn ſolte/ wie ein Ball/ an deme
nichts erhabenes/ oder niedergebognes zuſehen/
welches dem Augen-Schein zuwider lieffe:
Alſo wird im Gegentheil beharret/ daß ſo wenig
eine kleine Wartzen an einem Apffel hindern
kan/ daß derſelbe nicht rund ſeyn ſolte: Eben ſo
wenig mögen die erhabene Berge/ und tieffe
Thäler die Erden aus ihrer Rundung ſetzen.
Dann zum Fall/ daß einer der höchſten Berg
nach der perpendicular Lini, fünffzehen Stadia,
oder eine halbe Teutſche Meil hoch ſey; die
Erde
O v
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |