Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.An den Leser. Ruhm/ derer Potentaten/ Fürsten und Her-ren; wie auch vieler Privat-Personen/ edel und unedel/ die vorberührtes Dictum des heiligen Davids in seinen 92. Psalm/ daß nemlich diese/ so der Wercke des HErrn warnehmen/ eitel Lust darob empfinden/ ihnen haben lassen gesagt seyn; und demnach auch aus würcklichen Be- find- und Empfinden dieser so angenehmen Lust/ eifferigst dahin annoch sich bemühen/ wie sie neben unzahlbaren Kunst-Erfindungen/ welche der Geist der Natur aus dem Microcosmo, dem Menschen/ zu Tage gebracht/ und noch immer fort hervor bringet; nicht weniger auch die Je- nigen verwunderns würdige Kunst-Stücke im Macrocosmo, an welchen dieser Geist die so ge- nandte Natur vor andern ihren unendlichen Würckungen etwas besonders den Menschen zu fernerm Nachdencken hat wollen vorstellen/ ih- nen zur Ergötzung; ihrem neben Menschen a- ber zu Dienste/ und Erweckung gleichmässiger Belustigung/ in also genandte Kunst- und Ra- ritäten-Kammern zusamm bringen möchten. Billich ist ein solches Unternehmen zum höchsten zu loben; nur wäre anbenebenst auch zu wün- schen/ daß solche Kunst-Kammern nicht so gar verschlossen gehalten würden/ sondern etwas offener stunden/ und auch mitler Stands/ und Privat-Personen/ doch Liebhaber der Wunder Gottes/ der Zugang und Besichtigung gratis, und ohne besondere Kosten/ (weilen je die Na- tur
An den Leſer. Ruhm/ derer Potentaten/ Fürſten und Her-ren; wie auch vieler Privat-Perſonen/ edel und unedel/ die vorberührtes Dictum des heiligen Davids in ſeinen 92. Pſalm/ daß nemlich dieſe/ ſo der Wercke des HErꝛn warnehmen/ eitel Luſt darob empfinden/ ihnen haben laſſen geſagt ſeyn; und demnach auch aus würcklichen Be- find- und Empfinden dieſer ſo angenehmen Luſt/ eifferigſt dahin annoch ſich bemühen/ wie ſie neben unzahlbaren Kunſt-Erfindungen/ welche der Geiſt der Natur aus dem Microcoſmo, dem Menſchen/ zu Tage gebracht/ und noch immer fort hervor bringet; nicht weniger auch die Je- nigen verwunderns würdige Kunſt-Stücke im Macrocoſmo, an welchen dieſer Geiſt die ſo ge- nandte Natur vor andern ihren unendlichen Würckungen etwas beſonders den Menſchen zu fernerm Nachdencken hat wollen vorſtellen/ ih- nen zur Ergötzung; ihrem neben Menſchen a- ber zu Dienſte/ und Erweckung gleichmäſſiger Beluſtigung/ in alſo genandte Kunſt- und Ra- ritäten-Kammern zuſamm bringen möchten. Billich iſt ein ſolches Unternehmen zum höchſten zu loben; nur wäre anbenebenſt auch zu wün- ſchen/ daß ſolche Kunſt-Kammern nicht ſo gar verſchloſſen gehalten würden/ ſondern etwas offener ſtunden/ und auch mitler Stands/ und Privat-Perſonen/ doch Liebhaber der Wunder Gottes/ der Zugang und Beſichtigung gratis, und ohne beſondere Koſten/ (weilen je die Na- tur
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An den Leſer.</hi></fw><lb/> Ruhm/ derer Potentaten/ Fürſten und Her-<lb/> ren; wie auch vieler Privat-Perſonen/ edel<lb/> und unedel/ die vorberührtes <hi rendition="#aq">Dictum</hi> des heiligen<lb/> Davids in ſeinen 92. Pſalm/ daß nemlich dieſe/<lb/> ſo der Wercke des HErꝛn warnehmen/ eitel<lb/> Luſt darob empfinden/ ihnen haben laſſen geſagt<lb/> ſeyn; und demnach auch aus würcklichen Be-<lb/> find- und Empfinden dieſer ſo angenehmen Luſt/<lb/> eifferigſt dahin annoch ſich bemühen/ wie ſie<lb/> neben unzahlbaren Kunſt-Erfindungen/ welche<lb/> der Geiſt der Natur aus dem <hi rendition="#aq">Microcoſmo,</hi> dem<lb/> Menſchen/ zu Tage gebracht/ und noch immer<lb/> fort hervor bringet; nicht weniger auch die Je-<lb/> nigen verwunderns würdige Kunſt-Stücke im<lb/><hi rendition="#aq">Macrocoſmo,</hi> an welchen dieſer Geiſt die ſo ge-<lb/> nandte Natur vor andern ihren unendlichen<lb/> Würckungen etwas beſonders den Menſchen zu<lb/> fernerm Nachdencken hat wollen vorſtellen/ ih-<lb/> nen zur Ergötzung; ihrem neben Menſchen a-<lb/> ber zu Dienſte/ und Erweckung gleichmäſſiger<lb/> Beluſtigung/ in alſo genandte Kunſt- und <hi rendition="#aq">Ra-<lb/> rit</hi>äten-Kammern zuſamm bringen möchten.<lb/> Billich iſt ein ſolches Unternehmen zum höchſten<lb/> zu loben; nur wäre anbenebenſt auch zu wün-<lb/> ſchen/ daß ſolche Kunſt-Kammern nicht ſo gar<lb/> verſchloſſen gehalten würden/ ſondern etwas<lb/> offener ſtunden/ und auch mitler Stands/ und<lb/> Privat-Perſonen/ doch Liebhaber der Wunder<lb/> Gottes/ der Zugang und Beſichtigung <hi rendition="#aq">gratis,</hi><lb/> und ohne beſondere Koſten/ (weilen je die Na-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tur</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0049]
An den Leſer.
Ruhm/ derer Potentaten/ Fürſten und Her-
ren; wie auch vieler Privat-Perſonen/ edel
und unedel/ die vorberührtes Dictum des heiligen
Davids in ſeinen 92. Pſalm/ daß nemlich dieſe/
ſo der Wercke des HErꝛn warnehmen/ eitel
Luſt darob empfinden/ ihnen haben laſſen geſagt
ſeyn; und demnach auch aus würcklichen Be-
find- und Empfinden dieſer ſo angenehmen Luſt/
eifferigſt dahin annoch ſich bemühen/ wie ſie
neben unzahlbaren Kunſt-Erfindungen/ welche
der Geiſt der Natur aus dem Microcoſmo, dem
Menſchen/ zu Tage gebracht/ und noch immer
fort hervor bringet; nicht weniger auch die Je-
nigen verwunderns würdige Kunſt-Stücke im
Macrocoſmo, an welchen dieſer Geiſt die ſo ge-
nandte Natur vor andern ihren unendlichen
Würckungen etwas beſonders den Menſchen zu
fernerm Nachdencken hat wollen vorſtellen/ ih-
nen zur Ergötzung; ihrem neben Menſchen a-
ber zu Dienſte/ und Erweckung gleichmäſſiger
Beluſtigung/ in alſo genandte Kunſt- und Ra-
ritäten-Kammern zuſamm bringen möchten.
Billich iſt ein ſolches Unternehmen zum höchſten
zu loben; nur wäre anbenebenſt auch zu wün-
ſchen/ daß ſolche Kunſt-Kammern nicht ſo gar
verſchloſſen gehalten würden/ ſondern etwas
offener ſtunden/ und auch mitler Stands/ und
Privat-Perſonen/ doch Liebhaber der Wunder
Gottes/ der Zugang und Beſichtigung gratis,
und ohne beſondere Koſten/ (weilen je die Na-
tur
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |