Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. Goquis ihme zu/ er solle alle seine Sünden die inGedancken/ Worten/ und Wercken er jemals begangen/ öffentlich mit heller Stimm/ vor je- dermänniglich beichten und bekennen. So offt er nun eine Sünde erzehlet/ so offt steiget die leere Schale an der Wag um etwas hernieder; die jenige aber/ darinnen er sitzet/ da entgegen empor. Dieses wäret so lange/ biß beede Wag- Schalen gleich zu stehen kommen; so dann wird der Schafft mit der Wag zuruck geschraubet/ und der Pilger heraus gelassen. Die jenige aber/ die theils ihrer Sünden zu verschweigen gedencken/ und auf Ermahnen der Goquis, sie nicht bekennen wollen; die werden aus der Wag- Schale hinab/ in die abscheuliche Tieffe gestür- tzet/ allwo sie sich zermalmen: Diß aber ge- schicht gar selten. Dieser Beicht-Platz wird von den Japanern Sangenotocora genandt. A- mericae XVIII. Theil. 10. Jn China, bey der Stadt Kinhoa, 11. Jn jetzt-gedachtem Königreich/ bey kan
Das andere Buch. Goquis ihme zu/ er ſolle alle ſeine Sünden die inGedancken/ Worten/ und Wercken er jemals begangen/ öffentlich mit heller Stimm/ vor je- dermänniglich beichten und bekennen. So offt er nun eine Sünde erzehlet/ ſo offt ſteiget die leere Schale an der Wag um etwas hernieder; die jenige aber/ darinnen er ſitzet/ da entgegen empor. Dieſes wäret ſo lange/ biß beede Wag- Schalen gleich zu ſtehen kommen; ſo dann wird der Schafft mit der Wag zuruck geſchraubet/ und der Pilger heraus gelaſſen. Die jenige aber/ die theils ihrer Sünden zu verſchweigen gedencken/ und auf Ermahnen der Goquis, ſie nicht bekennen wollen; die werden aus der Wag- Schale hinab/ in die abſcheuliche Tieffe geſtür- tzet/ allwo ſie ſich zermalmen: Diß aber ge- ſchicht gar ſelten. Dieſer Beicht-Platz wird von den Japanern Sangenotocora genandt. A- mericæ XVIII. Theil. 10. Jn China, bey der Stadt Kinhoa, 11. Jn jetzt-gedachtem Königreich/ bey kan
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Das andere Buch.
Goquis ihme zu/ er ſolle alle ſeine Sünden die in
Gedancken/ Worten/ und Wercken er jemals
begangen/ öffentlich mit heller Stimm/ vor je-
dermänniglich beichten und bekennen. So
offt er nun eine Sünde erzehlet/ ſo offt ſteiget die
leere Schale an der Wag um etwas hernieder;
die jenige aber/ darinnen er ſitzet/ da entgegen
empor. Dieſes wäret ſo lange/ biß beede Wag-
Schalen gleich zu ſtehen kommen; ſo dann wird
der Schafft mit der Wag zuruck geſchraubet/
und der Pilger heraus gelaſſen. Die jenige
aber/ die theils ihrer Sünden zu verſchweigen
gedencken/ und auf Ermahnen der Goquis, ſie
nicht bekennen wollen; die werden aus der Wag-
Schale hinab/ in die abſcheuliche Tieffe geſtür-
tzet/ allwo ſie ſich zermalmen: Diß aber ge-
ſchicht gar ſelten. Dieſer Beicht-Platz wird
von den Japanern Sangenotocora genandt. A-
mericæ XVIII. Theil.
10. Jn China, bey der Stadt Kinhoa,
liegt das Gebürg Kinning. Deſſen Höhe
ſchätzet man auf neun Tag-reiſen/ doch deſſen
ungeacht/ liegt auf deſſen allerhöchſten Gipffel
ein Königlicher Pallaſt. Abentheur der Na-
tür- und Künſtlichen Sachen in China und Eu-
ropa.
11. Jn jetzt-gedachtem Königreich/ bey
der Stadt Taigan, iſt der Berg Xymus. Deſ-
ſen Höhe berechnet man auf drey Meilen. Man
kan
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