Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. ein sehr dückes Gebüsch von lauter Rohren/ dieaber an Höhe und Dücke ziemlichen Bäumen nicht ungleich sind; mitten durch dieses Ge- büsche lauffet eine Land-Strassen. Zu beyden Seiten siehet man eine unglaubliche Menge Af- fen/ die dieser Orten sich enthalten; und welches nicht wenig verwunderlich/ in immer-währender Feindschafft mit einander stehen/ also daß keiner von der Parthey die das Gebüsch rechter Hand der Strassen innen hat/ hinüber darff zu den an- dern die jenseit Lincker Hand sich aufhalten; und so es geschicht/ wird er an stund von der an- dern Parthey zerrissen. Die Land-Leute pfle- gen den frembden Durchreisenden unter Zeiten eine nicht geringe Belustigung dergestalt zu ver- schaffen: Man kauffet in dem nechst-angelege- nen Dörffern eine Parthey Reis/ diesen Reis thut man in sechs oder sieben Körbe/ und stellet solche in dem gedachten Gebüsch auf die Strasse/ je viertzig in funffzig Schritt einen Korb von dem andern. Bey jeden Korb werden ein halb dutzend Stecken/ zween Schuh lang/ und eines Daumens dück/ hingeleget; die Zuseher aber stehen etwas von ferne. So bald nun die Kör- be aufgedeckt sind/ kommen eine Anzahl Affen zu beyden Seiten von den Bäumen herunter/ die bleiben also bey den Körben gegen einander über/ sehen öffters bey einer halben Stund mit Zähne blecken sich unter einander an/ bald nahen sie sich/ bald weichen sie wider zuruck/ biß endlich die Weib-
Das andere Buch. ein ſehr dückes Gebüſch von lauter Rohren/ dieaber an Höhe und Dücke ziemlichen Bäumen nicht ungleich ſind; mitten durch dieſes Ge- büſche lauffet eine Land-Straſſen. Zu beyden Seiten ſiehet man eine unglaubliche Menge Af- fen/ die dieſer Orten ſich enthalten; und welches nicht wenig verwunderlich/ in immer-währender Feindſchafft mit einander ſtehen/ alſo daß keiner von der Parthey die das Gebüſch rechter Hand der Straſſen innen hat/ hinüber darff zu den an- dern die jenſeit Lincker Hand ſich aufhalten; und ſo es geſchicht/ wird er an ſtund von der an- dern Parthey zerriſſen. Die Land-Leute pfle- gen den frembden Durchreiſenden unter Zeiten eine nicht geringe Beluſtigung dergeſtalt zu ver- ſchaffen: Man kauffet in dem nechſt-angelege- nen Dörffern eine Parthey Reis/ dieſen Reis thut man in ſechs oder ſieben Körbe/ und ſtellet ſolche in dem gedachten Gebüſch auf die Straſſe/ je viertzig in funffzig Schritt einen Korb von dem andern. Bey jeden Korb werden ein halb dutzend Stecken/ zween Schuh lang/ und eines Daumens dück/ hingeleget; die Zuſeher aber ſtehen etwas von ferne. So bald nun die Kör- be aufgedeckt ſind/ kommen eine Anzahl Affen zu beyden Seiten von den Bäumen herunter/ die bleiben alſo bey den Körben gegen einander über/ ſehen öffters bey einer halben Stund mit Zähne blecken ſich unter einander an/ bald nahen ſie ſich/ bald weichen ſie wider zuruck/ biß endlich die Weib-
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Das andere Buch.
ein ſehr dückes Gebüſch von lauter Rohren/ die
aber an Höhe und Dücke ziemlichen Bäumen
nicht ungleich ſind; mitten durch dieſes Ge-
büſche lauffet eine Land-Straſſen. Zu beyden
Seiten ſiehet man eine unglaubliche Menge Af-
fen/ die dieſer Orten ſich enthalten; und welches
nicht wenig verwunderlich/ in immer-währender
Feindſchafft mit einander ſtehen/ alſo daß keiner
von der Parthey die das Gebüſch rechter Hand
der Straſſen innen hat/ hinüber darff zu den an-
dern die jenſeit Lincker Hand ſich aufhalten;
und ſo es geſchicht/ wird er an ſtund von der an-
dern Parthey zerriſſen. Die Land-Leute pfle-
gen den frembden Durchreiſenden unter Zeiten
eine nicht geringe Beluſtigung dergeſtalt zu ver-
ſchaffen: Man kauffet in dem nechſt-angelege-
nen Dörffern eine Parthey Reis/ dieſen Reis
thut man in ſechs oder ſieben Körbe/ und ſtellet
ſolche in dem gedachten Gebüſch auf die Straſſe/
je viertzig in funffzig Schritt einen Korb von
dem andern. Bey jeden Korb werden ein halb
dutzend Stecken/ zween Schuh lang/ und eines
Daumens dück/ hingeleget; die Zuſeher aber
ſtehen etwas von ferne. So bald nun die Kör-
be aufgedeckt ſind/ kommen eine Anzahl Affen zu
beyden Seiten von den Bäumen herunter/ die
bleiben alſo bey den Körben gegen einander über/
ſehen öffters bey einer halben Stund mit Zähne
blecken ſich unter einander an/ bald nahen ſie ſich/
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