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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
gantz begierig mit den Zähnen an/ nagen es/ und
beissen darein; nachmals aber stellen sie sich
gantz freundlich/ gleichsam sie von Liebe gantz
unsinnig und mit aufgesperrtem Munde/ ausge-
breiteten Armen/ thränenden Augen/ und tief-
fen Seuffzen/ das beliebte/ es sey ein Tuch/ Holtz/
oder anders/ umfahen/ hertzen und an sich tru-
cken/ mit solcher Jnbrünstigkeit/ als gedächten
sie dasselbe ihnen gäntzlich einzuverbleiben.
Bald springen und tantzen sie damit herum/ und
geberden sich/ wie diese/ die aus Liebe rasend wor-
den sind.

Andere/ wann sie durch die Music gereitzet/
und gleichsam erwecket werden; springen mit
blossem Degen/ oder einem andern hell-blincken-
den Gewehr/ als dessen Schein ihnen sehr ange-
nehm/ herfür zum Tantz: Wobey sie mancher-
ley possierliche Geberden und Gauckeleyen be-
zeigen.

Andere/ pflegen nimmer Ruhe zu haben/
wann sie nicht ein gläsern Geschirr voller Was-
ser in den Händen herum tragen/ und mit dem-
selben eben dergleichen Bewegungen/ Geberden
und Possen verüben.

Etliche sehen wunder gerne mitten auf
dem Tantz-Platz/ einige Muschel-Schalen die
mit Wasser angefüllt/ und mit grünen Kraut
von Rohr- und Schilff-Blättern rings umher
beleget sind/ darein sie dann aus treibender Be-

gierd/

Von der Natur.
gantz begierig mit den Zähnen an/ nagen es/ und
beiſſen darein; nachmals aber ſtellen ſie ſich
gantz freundlich/ gleichſam ſie von Liebe gantz
unſinnig und mit aufgeſperꝛtem Munde/ ausge-
breiteten Armen/ thränenden Augen/ und tief-
fen Seuffzen/ das beliebte/ es ſey ein Tuch/ Holtz/
oder anders/ umfahen/ hertzen und an ſich tru-
cken/ mit ſolcher Jnbrünſtigkeit/ als gedächten
ſie daſſelbe ihnen gäntzlich einzuverbleiben.
Bald ſpringen und tantzen ſie damit herum/ und
geberden ſich/ wie dieſe/ die aus Liebe raſend wor-
den ſind.

Andere/ wann ſie durch die Muſic gereitzet/
und gleichſam erwecket werden; ſpringen mit
bloſſem Degen/ oder einem andern hell-blincken-
den Gewehr/ als deſſen Schein ihnen ſehr ange-
nehm/ herfür zum Tantz: Wobey ſie mancher-
ley poſſierliche Geberden und Gauckeleyen be-
zeigen.

Andere/ pflegen nimmer Ruhe zu haben/
wann ſie nicht ein gläſern Geſchirꝛ voller Waſ-
ſer in den Händen herum tragen/ und mit dem-
ſelben eben dergleichen Bewegungen/ Geberden
und Poſſen verüben.

Etliche ſehen wunder gerne mitten auf
dem Tantz-Platz/ einige Muſchel-Schalen die
mit Waſſer angefüllt/ und mit grünen Kraut
von Rohr- und Schilff-Blättern rings umher
beleget ſind/ darein ſie dann aus treibender Be-

gierd/
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[655/0821] Von der Natur. gantz begierig mit den Zähnen an/ nagen es/ und beiſſen darein; nachmals aber ſtellen ſie ſich gantz freundlich/ gleichſam ſie von Liebe gantz unſinnig und mit aufgeſperꝛtem Munde/ ausge- breiteten Armen/ thränenden Augen/ und tief- fen Seuffzen/ das beliebte/ es ſey ein Tuch/ Holtz/ oder anders/ umfahen/ hertzen und an ſich tru- cken/ mit ſolcher Jnbrünſtigkeit/ als gedächten ſie daſſelbe ihnen gäntzlich einzuverbleiben. Bald ſpringen und tantzen ſie damit herum/ und geberden ſich/ wie dieſe/ die aus Liebe raſend wor- den ſind. Andere/ wann ſie durch die Muſic gereitzet/ und gleichſam erwecket werden; ſpringen mit bloſſem Degen/ oder einem andern hell-blincken- den Gewehr/ als deſſen Schein ihnen ſehr ange- nehm/ herfür zum Tantz: Wobey ſie mancher- ley poſſierliche Geberden und Gauckeleyen be- zeigen. Andere/ pflegen nimmer Ruhe zu haben/ wann ſie nicht ein gläſern Geſchirꝛ voller Waſ- ſer in den Händen herum tragen/ und mit dem- ſelben eben dergleichen Bewegungen/ Geberden und Poſſen verüben. Etliche ſehen wunder gerne mitten auf dem Tantz-Platz/ einige Muſchel-Schalen die mit Waſſer angefüllt/ und mit grünen Kraut von Rohr- und Schilff-Blättern rings umher beleget ſind/ darein ſie dann aus treibender Be- gierd/

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/821>, abgerufen am 22.11.2024.