Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. der Erden ungefehr funffzehen oder sechszehenSchuh hoch/ stehen die Aeste in Form eines in einander geflochtenen Krantzes rings umher an dem Stamm in die Höhe; über diesem/ beyläuf- fig acht Schuh hoch/ ist abermal ein solcher von Aesten ineinander geflochtener Krantz um den Stamm herum/ doch etwas kleiner/ gestalten so wolen der Stamm als diese aus seinen Aesten geflochtene Kräntze/ je höher er empor steiget/ je subtiler und geschmeidiger er wird. Hierauf folget der dritte/ vierdte/ und so über einander mehr Kräntze biß an des Baums Gipffel/ wel- cher solcher Gestalt von unten biß oben aus wie ein schöner Pyramis, gar prächtig und zierlich anzusehen ist. Seine Blätter gleichen dem Roßmarien/ stehen aber dichter beysammen/ und sind etwas länger. Die Frucht kommt bey nahe mit den Tannen-Zapffen überein/ nur daß sie nicht so spitzig/ sondern etwas stumpff und kuglicht ist/ also frischer/ giebt sie einen gar star- cken Geruch/ der dem Stein-Oel gleichet; Aus dieser Frucht wusten die Alten ein Oel zu berei- ten/ mit welchem die Todten Leichname gebal- samiret/ und dadurch unverweßlich aufbehalten wurden. Jn dem Holtz aber liegt die Artzeney zum langen Leben/ und kan daraus erlanget werden/ davon bey den Gelehrten in mehrem sich zu erholen. Dioscorides hat schon zu seiner Zeit auch Wissens davon gehabt/ und demnach gera- then/ daß in dem Cedern-Holtz man die Artzeney zum Y y iij
Von der Natur. der Erden ungefehr funffzehen oder ſechszehenSchuh hoch/ ſtehen die Aeſte in Form eines in einander geflochtenen Krantzes rings umher an dem Stamm in die Höhe; über dieſem/ beyläuf- fig acht Schuh hoch/ iſt abermal ein ſolcher von Aeſten ineinander geflochtener Krantz um den Stamm herum/ doch etwas kleiner/ geſtalten ſo wolen der Stamm als dieſe aus ſeinen Aeſten geflochtene Kräntze/ je höher er empor ſteiget/ je ſubtiler und geſchmeidiger er wird. Hierauf folget der dritte/ vierdte/ und ſo über einander mehr Kräntze biß an des Baums Gipffel/ wel- cher ſolcher Geſtalt von unten biß oben aus wie ein ſchöner Pyramis, gar prächtig und zierlich anzuſehen iſt. Seine Blätter gleichen dem Roßmarien/ ſtehen aber dichter beyſammen/ und ſind etwas länger. Die Frucht kommt bey nahe mit den Tannen-Zapffen überein/ nur daß ſie nicht ſo ſpitzig/ ſondern etwas ſtumpff und kuglicht iſt/ alſo friſcher/ giebt ſie einen gar ſtar- cken Geruch/ der dem Stein-Oel gleichet; Aus dieſer Frucht wuſten die Alten ein Oel zu berei- ten/ mit welchem die Todten Leichname gebal- ſamiret/ und dadurch unverweßlich aufbehalten wurden. Jn dem Holtz aber liegt die Artzeney zum langen Leben/ und kan daraus erlanget werden/ davon bey den Gelehrten in mehrem ſich zu erholen. Dioſcorides hat ſchon zu ſeiner Zeit auch Wiſſens davon gehabt/ und demnach gera- then/ daß in dem Cedern-Holtz man die Artzeney zum Y y iij
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Von der Natur.
der Erden ungefehr funffzehen oder ſechszehen
Schuh hoch/ ſtehen die Aeſte in Form eines in
einander geflochtenen Krantzes rings umher an
dem Stamm in die Höhe; über dieſem/ beyläuf-
fig acht Schuh hoch/ iſt abermal ein ſolcher von
Aeſten ineinander geflochtener Krantz um den
Stamm herum/ doch etwas kleiner/ geſtalten ſo
wolen der Stamm als dieſe aus ſeinen Aeſten
geflochtene Kräntze/ je höher er empor ſteiget/ je
ſubtiler und geſchmeidiger er wird. Hierauf
folget der dritte/ vierdte/ und ſo über einander
mehr Kräntze biß an des Baums Gipffel/ wel-
cher ſolcher Geſtalt von unten biß oben aus wie
ein ſchöner Pyramis, gar prächtig und zierlich
anzuſehen iſt. Seine Blätter gleichen dem
Roßmarien/ ſtehen aber dichter beyſammen/ und
ſind etwas länger. Die Frucht kommt bey
nahe mit den Tannen-Zapffen überein/ nur daß
ſie nicht ſo ſpitzig/ ſondern etwas ſtumpff und
kuglicht iſt/ alſo friſcher/ giebt ſie einen gar ſtar-
cken Geruch/ der dem Stein-Oel gleichet; Aus
dieſer Frucht wuſten die Alten ein Oel zu berei-
ten/ mit welchem die Todten Leichname gebal-
ſamiret/ und dadurch unverweßlich aufbehalten
wurden. Jn dem Holtz aber liegt die Artzeney
zum langen Leben/ und kan daraus erlanget
werden/ davon bey den Gelehrten in mehrem ſich
zu erholen. Dioſcorides hat ſchon zu ſeiner Zeit
auch Wiſſens davon gehabt/ und demnach gera-
then/ daß in dem Cedern-Holtz man die Artzeney
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/887>, abgerufen am 16.07.2024. |