Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
chen Trennung und Zwispalt/ sind für keine
unwider ruffliche Regulen/ und consequenter
für dieselbstige Warheit zu achten/ bedacht/ daß
es dem Menschen über aus schwer falle/ eine ein-
tzige Wissenschafft und Kunst warhafft und voll-
kommen zu besitzen/ darüber einer sich hören läs-
set: Cognitio scientiarum omnium (schreibt
er) tam est difficilis, ne dicam impossibilis,
ut prius vita tota hominis deficiat, quam vel
unius disciplinae minima ratio perfecte investi-
gari possit.
Und wann es auch mit einem sol-
chen Philosopho auf das höchste kommen/ und
so gar Magister Philosophiae sey erklärt wor-
den/ dennoch immerdar im Tyrocinio verblei-
be/ auch ausgesondert ein so andere Opinion
die er sich beybringen lassen/ sonsten nicht Ursach
habe/ seine Wissenschafft so hoch zu rühmen/ und
deßwegen über andere sich zuerheben. Merck-
würdig ist/ was hier von ein alter wolbenamter
Philosophus seinen noch vorhandenen Schriff-
ten einverleibt/ da er also schreibet: Omnium
Philosophantium concors & unanimis sen-
tentia est, qua arbitrantur scientiam quamli-
bet homini ipsi pro utriusque captu ac valore
non nihil divinitatis adferre, ita ut saepe ultra
humanitatis limites in Deorum beatorum
choros eos referre possint. Ego vero alius ge-
neris persuasus rationibus, nil pernitiosius, nil
pestilentius hominum vitae, animarumque
nostrarum saluti posse contingere arbitror,

quam
A iiij

Von der Natur.
chen Trennung und Zwiſpalt/ ſind für keine
unwider ruffliche Regulen/ und conſequenter
für dieſelbſtige Warheit zu achten/ bedacht/ daß
es dem Menſchen über aus ſchwer falle/ eine ein-
tzige Wiſſenſchafft und Kunſt warhafft und voll-
kommen zu beſitzen/ darüber einer ſich hören läſ-
ſet: Cognitio ſcientiarum omnium (ſchreibt
er) tam eſt difficilis, ne dicam impoſſibilis,
ut prius vita tota hominis deficiat, quàm vel
unius diſciplinæ minima ratio perfectè inveſti-
gari poſſit.
Und wann es auch mit einem ſol-
chen Philoſopho auf das höchſte kommen/ und
ſo gar Magiſter Philoſophiæ ſey erklärt wor-
den/ dennoch immerdar im Tyrocinio verblei-
be/ auch ausgeſondert ein ſo andere Opinion
die er ſich beybringen laſſen/ ſonſten nicht Urſach
habe/ ſeine Wiſſenſchafft ſo hoch zu rühmen/ und
deßwegen über andere ſich zuerheben. Merck-
würdig iſt/ was hier von ein alter wolbenamter
Philoſophus ſeinen noch vorhandenen Schriff-
ten einverleibt/ da er alſo ſchreibet: Omnium
Philoſophantium concors & unanimis ſen-
tentia eſt, qua arbitrantur ſcientiam quamli-
bet homini ipſi pro utriusque captu ac valore
non nihil divinitatis adferre, ita ut ſæpè ultra
humanitatis limites in Deorum beatorum
choros eos referre poſſint. Ego verò alius ge-
neris perſuaſus rationibus, nil pernitioſius, nil
peſtilentius hominum vitæ, animarumque
noſtrarum ſaluti poſſe contingere arbitror,

quàm
A iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0097" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
chen Trennung und Zwi&#x017F;palt/ &#x017F;ind für keine<lb/>
unwider ruffliche Regulen/ und <hi rendition="#aq">con&#x017F;equenter</hi><lb/>
für die&#x017F;elb&#x017F;tige Warheit zu achten/ bedacht/ daß<lb/>
es dem Men&#x017F;chen über aus &#x017F;chwer falle/ eine ein-<lb/>
tzige Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und Kun&#x017F;t warhafft und voll-<lb/>
kommen zu be&#x017F;itzen/ darüber einer &#x017F;ich hören lä&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et: <hi rendition="#aq">Cognitio &#x017F;cientiarum omnium</hi> (&#x017F;chreibt<lb/>
er) <hi rendition="#aq">tam e&#x017F;t difficilis, ne dicam impo&#x017F;&#x017F;ibilis,<lb/>
ut prius vita tota hominis deficiat, quàm vel<lb/>
unius di&#x017F;ciplinæ minima ratio perfectè inve&#x017F;ti-<lb/>
gari po&#x017F;&#x017F;it.</hi> Und wann es auch mit einem &#x017F;ol-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;opho</hi> auf das höch&#x017F;te kommen/ und<lb/>
&#x017F;o gar <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;ter Philo&#x017F;ophiæ</hi> &#x017F;ey erklärt wor-<lb/>
den/ dennoch immerdar im <hi rendition="#aq">Tyrocinio</hi> verblei-<lb/>
be/ auch ausge&#x017F;ondert ein &#x017F;o andere <hi rendition="#aq">Opinion</hi><lb/>
die er &#x017F;ich beybringen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on&#x017F;ten nicht Ur&#x017F;ach<lb/>
habe/ &#x017F;eine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft &#x017F;o hoch zu rühmen/ und<lb/>
deßwegen über andere &#x017F;ich zuerheben. Merck-<lb/>
würdig i&#x017F;t/ was hier von ein alter wolbenamter<lb/><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophus</hi> &#x017F;einen noch vorhandenen Schriff-<lb/>
ten einverleibt/ da er al&#x017F;o &#x017F;chreibet: <hi rendition="#aq">Omnium<lb/>
Philo&#x017F;ophantium concors &amp; unanimis &#x017F;en-<lb/>
tentia e&#x017F;t, qua arbitrantur &#x017F;cientiam quamli-<lb/>
bet homini ip&#x017F;i pro utriusque captu ac valore<lb/>
non nihil divinitatis adferre, ita ut &#x017F;æpè ultra<lb/>
humanitatis limites in Deorum beatorum<lb/>
choros eos referre po&#x017F;&#x017F;int. Ego verò alius ge-<lb/>
neris per&#x017F;ua&#x017F;us rationibus, nil pernitio&#x017F;ius, nil<lb/>
pe&#x017F;tilentius hominum vitæ, animarumque<lb/>
no&#x017F;trarum &#x017F;aluti po&#x017F;&#x017F;e contingere arbitror,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A iiij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">quàm</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0097] Von der Natur. chen Trennung und Zwiſpalt/ ſind für keine unwider ruffliche Regulen/ und conſequenter für dieſelbſtige Warheit zu achten/ bedacht/ daß es dem Menſchen über aus ſchwer falle/ eine ein- tzige Wiſſenſchafft und Kunſt warhafft und voll- kommen zu beſitzen/ darüber einer ſich hören läſ- ſet: Cognitio ſcientiarum omnium (ſchreibt er) tam eſt difficilis, ne dicam impoſſibilis, ut prius vita tota hominis deficiat, quàm vel unius diſciplinæ minima ratio perfectè inveſti- gari poſſit. Und wann es auch mit einem ſol- chen Philoſopho auf das höchſte kommen/ und ſo gar Magiſter Philoſophiæ ſey erklärt wor- den/ dennoch immerdar im Tyrocinio verblei- be/ auch ausgeſondert ein ſo andere Opinion die er ſich beybringen laſſen/ ſonſten nicht Urſach habe/ ſeine Wiſſenſchafft ſo hoch zu rühmen/ und deßwegen über andere ſich zuerheben. Merck- würdig iſt/ was hier von ein alter wolbenamter Philoſophus ſeinen noch vorhandenen Schriff- ten einverleibt/ da er alſo ſchreibet: Omnium Philoſophantium concors & unanimis ſen- tentia eſt, qua arbitrantur ſcientiam quamli- bet homini ipſi pro utriusque captu ac valore non nihil divinitatis adferre, ita ut ſæpè ultra humanitatis limites in Deorum beatorum choros eos referre poſſint. Ego verò alius ge- neris perſuaſus rationibus, nil pernitioſius, nil peſtilentius hominum vitæ, animarumque noſtrarum ſaluti poſſe contingere arbitror, quàm A iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/97
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/97>, abgerufen am 23.11.2024.