Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.Familie: Cyprinoidei. Der erste gegliederte aber ungetheilte Strahl der Bauchflossen, auf des- Die Laichzeit der Schleihe wird sehr verschieden angegeben, sie soll in Folgende merkwürdige Erscheinung, welche ich vor einigen Jahren an 1) Vergl. dessen: Fische in den Scheeren von Mörkö. 1835. pag. 69. Auch Sander (Nr. 44: pag. 177) war diese Eigenthümlichkeit nicht entgangen, da derselbe sagt: "an den Bauchflossen sitzt ein starker Knorpel, fast wie ein Bein". Abgebildet findet sich dieser verdickte Bauchflossenstrahl bei Meidinger (Nr. 30. Dec. II. Tab. 13), Ekström (Skandina- viens Fiskar. a. a. O. des latein. Textes pag. 123: "In mare radius secundus crassissimus et latus". Pl 52) und bei Cuvier (Regne animal, nouv. 3e edit. Les poissons, Atlas, Pl. 94. Fig 1). 2) S. dessen: Fische des Neckars. pag. 51 und dessen Aufsatz: On sexual differences found in bones of some recent and fossil species of Frogs and Fishes, in den Annals of na- tural history. 3. Ser. Vol. III. 1859. pag. 385. Pl. 16. A. B. Uebrigens war es der brave Baldner, welcher diesen Geschlechtsunterschied der Schleihen zuerst erkannt hatte, indem er in seinem Manuscripte pag. 176 sagt: "Die gemilchten (Schleihen) haben im Leych ein gebogene Schwummfedern". Man vergleiche ferner: Willughby: Historia piscium pag. 251: "In hoc pisce sexus facile distinguuntur: mares enim pinnas ventris multo majores habent, quarum radius primus magnus, crassus, deorsum reflexus, et transversim striatus. Ossa etiam quibus innascuntur hae pinnae magna sunt, crassa, et ad branchias fere extensa: secus ac in faeminis". 3) Auch Sander (a. a. O. pag. 171) behauptet: die Schleie laicht zweimal, im März und
im Juni. Nach den Angaben hiesiger Fischer soll die Laichzeit der Schleihen nur einmal im Jahre eintreten, nämlich im Juli. Familie: Cyprinoidei. Der erste gegliederte aber ungetheilte Strahl der Bauchflossen, auf des- Die Laichzeit der Schleihe wird sehr verschieden angegeben, sie soll in Folgende merkwürdige Erscheinung, welche ich vor einigen Jahren an 1) Vergl. dessen: Fische in den Scheeren von Mörkö. 1835. pag. 69. Auch Sander (Nr. 44: pag. 177) war diese Eigenthümlichkeit nicht entgangen, da derselbe sagt: »an den Bauchflossen sitzt ein starker Knorpel, fast wie ein Bein«. Abgebildet findet sich dieser verdickte Bauchflossenstrahl bei Meidinger (Nr. 30. Dec. II. Tab. 13), Ekström (Skandina- viens Fiskar. a. a. O. des latein. Textes pag. 123: »In mare radius secundus crassissimus et latus«. Pl 52) und bei Cuvier (Règne animal, nouv. 3e édit. Les poissons, Atlas, Pl. 94. Fig 1). 2) S. dessen: Fische des Neckars. pag. 51 und dessen Aufsatz: On sexual differences found in bones of some recent and fossil species of Frogs and Fishes, in den Annals of na- tural history. 3. Ser. Vol. III. 1859. pag. 385. Pl. 16. A. B. Uebrigens war es der brave Baldner, welcher diesen Geschlechtsunterschied der Schleihen zuerst erkannt hatte, indem er in seinem Manuscripte pag. 176 sagt: »Die gemilchten (Schleihen) haben im Leych ein gebogene Schwummfedern«. Man vergleiche ferner: Willughby: Historia piscium pag. 251: »In hoc pisce sexus facile distinguuntur: mares enim pinnas ventris multo majores habent, quarum radius primus magnus, crassus, deorsum reflexus, et transversim striatus. Ossa etiam quibus innascuntur hae pinnae magna sunt, crassa, et ad branchias fere extensa: secus ac in faeminis«. 3) Auch Sander (a. a. O. pag. 171) behauptet: die Schleie laicht zweimal, im März und
im Juni. Nach den Angaben hiesiger Fischer soll die Laichzeit der Schleihen nur einmal im Jahre eintreten, nämlich im Juli. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0121" n="108"/> <fw place="top" type="header">Familie: Cyprinoidei.</fw><lb/> <p>Der erste gegliederte aber ungetheilte Strahl der Bauchflossen, auf des-<lb/> sen Stärke bei den Schleihen <hi rendition="#k">Ekström</hi><note place="foot" n="1)">Vergl. dessen: Fische in den Scheeren von Mörkö. 1835. pag. 69. Auch <hi rendition="#k">Sander</hi><lb/> (Nr. 44: pag. 177) war diese Eigenthümlichkeit nicht entgangen, da derselbe sagt: »an den<lb/> Bauchflossen sitzt ein starker Knorpel, fast wie ein Bein«. Abgebildet findet sich dieser<lb/> verdickte Bauchflossenstrahl bei <hi rendition="#k">Meidinger</hi> (Nr. 30. Dec. II. Tab. 13), <hi rendition="#k">Ekström</hi> (Skandina-<lb/> viens Fiskar. a. a. O. des latein. Textes pag. 123: »In mare radius secundus crassissimus et<lb/> latus«. Pl 52) und bei <hi rendition="#k">Cuvier</hi> (Règne animal, nouv. 3e édit. Les poissons, Atlas, Pl. 94.<lb/> Fig 1).</note> bereits aufmerksam gemacht hat,<lb/> ist nur bei den männlichen Schleihen auffallend verbreitert gebogen und ver-<lb/> dickt und giebt, wie es auch <hi rendition="#k">Günther</hi> schon erwähnt und abgebildet hat<note place="foot" n="2)">S. dessen: Fische des Neckars. pag. 51 und dessen Aufsatz: On sexual differences<lb/> found in bones of some recent and fossil species of Frogs and Fishes, in den Annals of na-<lb/> tural history. 3. Ser. Vol. III. 1859. pag. 385. Pl. 16. A. B. Uebrigens war es der brave<lb/><hi rendition="#k">Baldner</hi>, welcher diesen Geschlechtsunterschied der Schleihen zuerst erkannt hatte, indem<lb/> er in seinem Manuscripte pag. 176 sagt: »Die gemilchten (Schleihen) haben im Leych ein<lb/> gebogene Schwummfedern«. Man vergleiche ferner: <hi rendition="#k">Willughby:</hi> Historia piscium pag. 251:<lb/> »In hoc pisce sexus facile distinguuntur: mares enim pinnas ventris multo majores habent,<lb/> quarum radius primus magnus, crassus, deorsum reflexus, et transversim striatus. Ossa<lb/> etiam quibus innascuntur hae pinnae magna sunt, crassa, et ad branchias fere extensa:<lb/> secus ac in faeminis«.</note>,<lb/> einen sicheren Anhaltspunct zur äusseren Unterscheidung der Geschlechter<lb/> ab; mit dieser Verdickung des ersten Bauchflossen-Strahls steht zugleich<lb/> eine von aussen nicht wahrnehmbare Erhebung und Verdickung der oberen<lb/> Ecke jenes Fortsatzes in Verbindung, der von den beiden Beckenknochen hin-<lb/> ter ihrer Symphysis abgeht. Ich vermuthe, dass dieser an den Skelettheilen<lb/> ausgesprochene Geschlechtsunterschied sich nicht gleichzeitig mit den inneren<lb/> Fortpflanzungsorganen der Schleihen entwickelt, sondern erst später, wahr-<lb/> scheinlich bei der erstmaligen Geschlechtsreife zum Vorschein kömmt, denn<lb/> ich habe junge Schleihen von 2¼ bis 2½ Zoll Länge zergliedert, und in ihnen<lb/> bereits die ersten Anlagen der Eierstöcke und Hoden deutlich unterscheiden<lb/> können, während ich an dem Becken und den Bauchflossen derselben noch<lb/> keine Spur einer Verschiedenheit wahrzunehmen im Stande war.</p><lb/> <p>Die Laichzeit der Schleihe wird sehr verschieden angegeben, sie soll in<lb/> die Monate Mai und Juni fallen, aber auch noch im August stattfinden kön-<lb/> nen; in gewissen bayrischen Fischer-Verordnungen wird sogar angenommen,<lb/> dass die Schleihen zweimal im Jahre, im März und im Juni laichten, worauf<lb/> sich diese Annahme gründet, weiss ich nicht anzugeben<note place="foot" n="3)">Auch <hi rendition="#k">Sander</hi> (a. a. O. pag. 171) behauptet: die Schleie laicht zweimal, im März und<lb/> im Juni. Nach den Angaben hiesiger Fischer soll die Laichzeit der Schleihen nur einmal<lb/> im Jahre eintreten, nämlich im Juli.</note>.</p><lb/> <p>Folgende merkwürdige Erscheinung, welche ich vor einigen Jahren an<lb/> verschiedenen, in einem Teiche aufbewahrten Schleihen betrachtete, kann ich<lb/> nicht unerwähnt lassen. Diese Schleihen steckten am hellen Tage auf dem<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0121]
Familie: Cyprinoidei.
Der erste gegliederte aber ungetheilte Strahl der Bauchflossen, auf des-
sen Stärke bei den Schleihen Ekström 1) bereits aufmerksam gemacht hat,
ist nur bei den männlichen Schleihen auffallend verbreitert gebogen und ver-
dickt und giebt, wie es auch Günther schon erwähnt und abgebildet hat 2),
einen sicheren Anhaltspunct zur äusseren Unterscheidung der Geschlechter
ab; mit dieser Verdickung des ersten Bauchflossen-Strahls steht zugleich
eine von aussen nicht wahrnehmbare Erhebung und Verdickung der oberen
Ecke jenes Fortsatzes in Verbindung, der von den beiden Beckenknochen hin-
ter ihrer Symphysis abgeht. Ich vermuthe, dass dieser an den Skelettheilen
ausgesprochene Geschlechtsunterschied sich nicht gleichzeitig mit den inneren
Fortpflanzungsorganen der Schleihen entwickelt, sondern erst später, wahr-
scheinlich bei der erstmaligen Geschlechtsreife zum Vorschein kömmt, denn
ich habe junge Schleihen von 2¼ bis 2½ Zoll Länge zergliedert, und in ihnen
bereits die ersten Anlagen der Eierstöcke und Hoden deutlich unterscheiden
können, während ich an dem Becken und den Bauchflossen derselben noch
keine Spur einer Verschiedenheit wahrzunehmen im Stande war.
Die Laichzeit der Schleihe wird sehr verschieden angegeben, sie soll in
die Monate Mai und Juni fallen, aber auch noch im August stattfinden kön-
nen; in gewissen bayrischen Fischer-Verordnungen wird sogar angenommen,
dass die Schleihen zweimal im Jahre, im März und im Juni laichten, worauf
sich diese Annahme gründet, weiss ich nicht anzugeben 3).
Folgende merkwürdige Erscheinung, welche ich vor einigen Jahren an
verschiedenen, in einem Teiche aufbewahrten Schleihen betrachtete, kann ich
nicht unerwähnt lassen. Diese Schleihen steckten am hellen Tage auf dem
1) Vergl. dessen: Fische in den Scheeren von Mörkö. 1835. pag. 69. Auch Sander
(Nr. 44: pag. 177) war diese Eigenthümlichkeit nicht entgangen, da derselbe sagt: »an den
Bauchflossen sitzt ein starker Knorpel, fast wie ein Bein«. Abgebildet findet sich dieser
verdickte Bauchflossenstrahl bei Meidinger (Nr. 30. Dec. II. Tab. 13), Ekström (Skandina-
viens Fiskar. a. a. O. des latein. Textes pag. 123: »In mare radius secundus crassissimus et
latus«. Pl 52) und bei Cuvier (Règne animal, nouv. 3e édit. Les poissons, Atlas, Pl. 94.
Fig 1).
2) S. dessen: Fische des Neckars. pag. 51 und dessen Aufsatz: On sexual differences
found in bones of some recent and fossil species of Frogs and Fishes, in den Annals of na-
tural history. 3. Ser. Vol. III. 1859. pag. 385. Pl. 16. A. B. Uebrigens war es der brave
Baldner, welcher diesen Geschlechtsunterschied der Schleihen zuerst erkannt hatte, indem
er in seinem Manuscripte pag. 176 sagt: »Die gemilchten (Schleihen) haben im Leych ein
gebogene Schwummfedern«. Man vergleiche ferner: Willughby: Historia piscium pag. 251:
»In hoc pisce sexus facile distinguuntur: mares enim pinnas ventris multo majores habent,
quarum radius primus magnus, crassus, deorsum reflexus, et transversim striatus. Ossa
etiam quibus innascuntur hae pinnae magna sunt, crassa, et ad branchias fere extensa:
secus ac in faeminis«.
3) Auch Sander (a. a. O. pag. 171) behauptet: die Schleie laicht zweimal, im März und
im Juni. Nach den Angaben hiesiger Fischer soll die Laichzeit der Schleihen nur einmal
im Jahre eintreten, nämlich im Juli.
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