auch die der Schuppen. Drei im Wiener Naturalien-Cabinete aufbewahrte und von mir verglichene Individuen der A. vetula liessen in der That nur Kümmerer des Brachsen erkennen.
Der gemeine Brachsen kömmt sowohl in Nord- wie in Süddeutschland allgemein verbreitet vor, seine Verbreitung erstreckt sich auf die meisten Flüsse und Seen daselbst mit Ausnahme der Alpenseen.
Die Brachsen leben gern gesellig und laichen auch in Gesellschaft, so dass hier und dort ein auf Brachsen gerichteter Fischzug ausserordent- lich ergiebig ausfallen kann; so wurden im Frühjahre 1858 im Bodensee bei Ermatingen unterhalb Constanz 200 bis 300 Centner Brachsen an einem Tage gefangen. Auch auf den gefrorenen masurischen Seen fiel in früheren Zeiten der Brachsenfang ausserordentlich ergiebig aus1), und jetzt noch wer- den auf dem Spirdingsee mit einem einzigen Zuge des grossen Winterzug- netzes ab und zu mehrere hundert Tonnen Brachsen gefangen. Ihre Laich- zeit fällt in den Monat Mai oder Juni, während welcher Zeit diese Fische seichte mit Wasserpflanzen dicht bewachsene Uferstellen aufsuchen.
Die männlichen Individuen der gemeinen Brachsen erleiden zur Zeit ihrer Brunst eine auffallende Veränderung, welche bisher zwar nicht übersehen, aber doch nicht von jedem Beobachter richtig beurtheilt wurde. Es wachsen nämlich, wenn die Brachsen-Männchen brünstig werden, auf deren Hautober- fläche eigenthümliche warzenförmige Gebilde von ansehnlicher Grösse hervor, welche aus nichts anderem bestehen, als aus verdichteten und erhärteten Haufen von Epitheliumzellen. Diese Warzen haben eine stumpf-kegelförmige Gestalt und anfangs eine weissliche Färbung, welche später, nachdem die Warzen vollständig erhärtet sind, sich in Bernsteingelb umwandelt. Die War- zen stehen unregelmässig gruppirt auf der Schnauze zwischen Oberlippe und Nasenlöcher, auf dem Scheitel und auf dem Kiemendeckel-Apparat, ferner auf den meisten Schuppen des Leibes und auf der oberen Seite der paarigen Flossen, sowie zu beiden Seiten der After- und Schwanzflosse. Auf der Haut der Schuppen stehen die Warzen entweder einzeln oder paarig oder zu dreien. An den Flossen bilden sich diese Warzen immer nur auf demjenigen Theil der Haut aus, welcher die Strahlen überzieht, sie stehen hier meistens in einer einfachen aber dichtgedrängten Reihe hintereinander. Die Rückenflosse trägt niemals solche Warzen. Die grössten Warzen (bis zu der Grösse eines starken Nadelknopfs) entwickeln sich auf der Schnauze und auf dem Scheitel, die kleinsten Warzen dagegen halten die Flossenstrahlen besetzt. Das Volk bezeichnet solche brünstige, mit Hautwarzen besetzte Brachsen-Männchen als Steinbrachsen oder Dornbrachsen.
1) Vergl. Bock Nr. 95: Th. IV. pag. 734.
Familie: Cyprinoidei.
auch die der Schuppen. Drei im Wiener Naturalien-Cabinete aufbewahrte und von mir verglichene Individuen der A. vetula liessen in der That nur Kümmerer des Brachsen erkennen.
Der gemeine Brachsen kömmt sowohl in Nord- wie in Süddeutschland allgemein verbreitet vor, seine Verbreitung erstreckt sich auf die meisten Flüsse und Seen daselbst mit Ausnahme der Alpenseen.
Die Brachsen leben gern gesellig und laichen auch in Gesellschaft, so dass hier und dort ein auf Brachsen gerichteter Fischzug ausserordent- lich ergiebig ausfallen kann; so wurden im Frühjahre 1858 im Bodensee bei Ermatingen unterhalb Constanz 200 bis 300 Centner Brachsen an einem Tage gefangen. Auch auf den gefrorenen masurischen Seen fiel in früheren Zeiten der Brachsenfang ausserordentlich ergiebig aus1), und jetzt noch wer- den auf dem Spirdingsee mit einem einzigen Zuge des grossen Winterzug- netzes ab und zu mehrere hundert Tonnen Brachsen gefangen. Ihre Laich- zeit fällt in den Monat Mai oder Juni, während welcher Zeit diese Fische seichte mit Wasserpflanzen dicht bewachsene Uferstellen aufsuchen.
Die männlichen Individuen der gemeinen Brachsen erleiden zur Zeit ihrer Brunst eine auffallende Veränderung, welche bisher zwar nicht übersehen, aber doch nicht von jedem Beobachter richtig beurtheilt wurde. Es wachsen nämlich, wenn die Brachsen-Männchen brünstig werden, auf deren Hautober- fläche eigenthümliche warzenförmige Gebilde von ansehnlicher Grösse hervor, welche aus nichts anderem bestehen, als aus verdichteten und erhärteten Haufen von Epitheliumzellen. Diese Warzen haben eine stumpf-kegelförmige Gestalt und anfangs eine weissliche Färbung, welche später, nachdem die Warzen vollständig erhärtet sind, sich in Bernsteingelb umwandelt. Die War- zen stehen unregelmässig gruppirt auf der Schnauze zwischen Oberlippe und Nasenlöcher, auf dem Scheitel und auf dem Kiemendeckel-Apparat, ferner auf den meisten Schuppen des Leibes und auf der oberen Seite der paarigen Flossen, sowie zu beiden Seiten der After- und Schwanzflosse. Auf der Haut der Schuppen stehen die Warzen entweder einzeln oder paarig oder zu dreien. An den Flossen bilden sich diese Warzen immer nur auf demjenigen Theil der Haut aus, welcher die Strahlen überzieht, sie stehen hier meistens in einer einfachen aber dichtgedrängten Reihe hintereinander. Die Rückenflosse trägt niemals solche Warzen. Die grössten Warzen (bis zu der Grösse eines starken Nadelknopfs) entwickeln sich auf der Schnauze und auf dem Scheitel, die kleinsten Warzen dagegen halten die Flossenstrahlen besetzt. Das Volk bezeichnet solche brünstige, mit Hautwarzen besetzte Brachsen-Männchen als Steinbrachsen oder Dornbrachsen.
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Familie: Cyprinoidei.
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und von mir verglichene Individuen der A. vetula liessen in der That nur
Kümmerer des Brachsen erkennen.
Der gemeine Brachsen kömmt sowohl in Nord- wie in Süddeutschland
allgemein verbreitet vor, seine Verbreitung erstreckt sich auf die meisten
Flüsse und Seen daselbst mit Ausnahme der Alpenseen.
Die Brachsen leben gern gesellig und laichen auch in Gesellschaft, so
dass hier und dort ein auf Brachsen gerichteter Fischzug ausserordent-
lich ergiebig ausfallen kann; so wurden im Frühjahre 1858 im Bodensee
bei Ermatingen unterhalb Constanz 200 bis 300 Centner Brachsen an einem
Tage gefangen. Auch auf den gefrorenen masurischen Seen fiel in früheren
Zeiten der Brachsenfang ausserordentlich ergiebig aus 1), und jetzt noch wer-
den auf dem Spirdingsee mit einem einzigen Zuge des grossen Winterzug-
netzes ab und zu mehrere hundert Tonnen Brachsen gefangen. Ihre Laich-
zeit fällt in den Monat Mai oder Juni, während welcher Zeit diese Fische
seichte mit Wasserpflanzen dicht bewachsene Uferstellen aufsuchen.
Die männlichen Individuen der gemeinen Brachsen erleiden zur Zeit ihrer
Brunst eine auffallende Veränderung, welche bisher zwar nicht übersehen,
aber doch nicht von jedem Beobachter richtig beurtheilt wurde. Es wachsen
nämlich, wenn die Brachsen-Männchen brünstig werden, auf deren Hautober-
fläche eigenthümliche warzenförmige Gebilde von ansehnlicher Grösse hervor,
welche aus nichts anderem bestehen, als aus verdichteten und erhärteten
Haufen von Epitheliumzellen. Diese Warzen haben eine stumpf-kegelförmige
Gestalt und anfangs eine weissliche Färbung, welche später, nachdem die
Warzen vollständig erhärtet sind, sich in Bernsteingelb umwandelt. Die War-
zen stehen unregelmässig gruppirt auf der Schnauze zwischen Oberlippe und
Nasenlöcher, auf dem Scheitel und auf dem Kiemendeckel-Apparat, ferner
auf den meisten Schuppen des Leibes und auf der oberen Seite der paarigen
Flossen, sowie zu beiden Seiten der After- und Schwanzflosse. Auf der Haut
der Schuppen stehen die Warzen entweder einzeln oder paarig oder zu dreien.
An den Flossen bilden sich diese Warzen immer nur auf demjenigen Theil
der Haut aus, welcher die Strahlen überzieht, sie stehen hier meistens in
einer einfachen aber dichtgedrängten Reihe hintereinander. Die Rückenflosse
trägt niemals solche Warzen. Die grössten Warzen (bis zu der Grösse eines
starken Nadelknopfs) entwickeln sich auf der Schnauze und auf dem Scheitel,
die kleinsten Warzen dagegen halten die Flossenstrahlen besetzt. Das Volk
bezeichnet solche brünstige, mit Hautwarzen besetzte Brachsen-Männchen
als Steinbrachsen oder Dornbrachsen.
1) Vergl. Bock Nr. 95: Th. IV. pag. 734.
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/137>, abgerufen am 21.11.2024.
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