Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.Gattung: Anguilla. Fische dauerte, kein Wasser aus der Elbe schöpfen konnten, das nicht vonden kleinen Fischen gefüllt war. Die Grösse der einzelnen jungen Aale be- trug durchschnittlich wohl 3 bis 4 Zoll, die Dicke der Körper erreichte unge- fähr die eines Gänsekiels. Vereinzelt schwammen Aale von bedeutender Grösse dazwischen, doch möchte wohl keiner über 8 Zoll lang gewesen sein. Alle Thiere, auch die kleinsten, waren völlig dunkel gefärbt. Dieser wunder- bare Zug der Fische dauerte ununterbrochen in gleicher Stärke den ganzen Tag hindurch, an dem er zuerst beobachtet wurde und setzte sich auch noch am folgenden fort. Am Morgen des dritten Tages war aber nirgends mehr einer der jungen Aale zu sehen. Auf mein Nachfragen bei der dortigen Be- völkerung, ob dergleichen Züge häufiger vorkämen, wollte keiner je einen solchen gesehen haben. Irgend welche Verhältnisse, welche die Fische ver- anlasst haben könnten, hier in solcher Masse zusammengedrängt, hart am Ufer hinzuziehen, konnten nicht aufgefunden werden. Ob auch am jenseitigen Ufer, wo das Wasser am Ufer seicht ist, oder sonst an seichten Uferstellen der Zug sich in gleicher Weise fortsetzte, wurde nicht beobachtet". Nach allen diesen über die Einwanderung der Aalbrut gemachten Mit- Gattung: Anguilla. Fische dauerte, kein Wasser aus der Elbe schöpfen konnten, das nicht vonden kleinen Fischen gefüllt war. Die Grösse der einzelnen jungen Aale be- trug durchschnittlich wohl 3 bis 4 Zoll, die Dicke der Körper erreichte unge- fähr die eines Gänsekiels. Vereinzelt schwammen Aale von bedeutender Grösse dazwischen, doch möchte wohl keiner über 8 Zoll lang gewesen sein. Alle Thiere, auch die kleinsten, waren völlig dunkel gefärbt. Dieser wunder- bare Zug der Fische dauerte ununterbrochen in gleicher Stärke den ganzen Tag hindurch, an dem er zuerst beobachtet wurde und setzte sich auch noch am folgenden fort. Am Morgen des dritten Tages war aber nirgends mehr einer der jungen Aale zu sehen. Auf mein Nachfragen bei der dortigen Be- völkerung, ob dergleichen Züge häufiger vorkämen, wollte keiner je einen solchen gesehen haben. Irgend welche Verhältnisse, welche die Fische ver- anlasst haben könnten, hier in solcher Masse zusammengedrängt, hart am Ufer hinzuziehen, konnten nicht aufgefunden werden. Ob auch am jenseitigen Ufer, wo das Wasser am Ufer seicht ist, oder sonst an seichten Uferstellen der Zug sich in gleicher Weise fortsetzte, wurde nicht beobachtet«. Nach allen diesen über die Einwanderung der Aalbrut gemachten Mit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0370" n="357"/><fw place="top" type="header">Gattung: Anguilla.</fw><lb/> Fische dauerte, kein Wasser aus der Elbe schöpfen konnten, das nicht von<lb/> den kleinen Fischen gefüllt war. Die Grösse der einzelnen jungen Aale be-<lb/> trug durchschnittlich wohl 3 bis 4 Zoll, die Dicke der Körper erreichte unge-<lb/> fähr die eines Gänsekiels. Vereinzelt schwammen Aale von bedeutender<lb/> Grösse dazwischen, doch möchte wohl keiner über 8 Zoll lang gewesen sein.<lb/> Alle Thiere, auch die kleinsten, waren völlig dunkel gefärbt. Dieser wunder-<lb/> bare Zug der Fische dauerte ununterbrochen in gleicher Stärke den ganzen<lb/> Tag hindurch, an dem er zuerst beobachtet wurde und setzte sich auch noch<lb/> am folgenden fort. Am Morgen des dritten Tages war aber nirgends mehr<lb/> einer der jungen Aale zu sehen. Auf mein Nachfragen bei der dortigen Be-<lb/> völkerung, ob dergleichen Züge häufiger vorkämen, wollte keiner je einen<lb/> solchen gesehen haben. Irgend welche Verhältnisse, welche die Fische ver-<lb/> anlasst haben könnten, hier in solcher Masse zusammengedrängt, hart am<lb/> Ufer hinzuziehen, konnten nicht aufgefunden werden. Ob auch am jenseitigen<lb/> Ufer, wo das Wasser am Ufer seicht ist, oder sonst an seichten Uferstellen<lb/> der Zug sich in gleicher Weise fortsetzte, wurde nicht beobachtet«.</p><lb/> <p>Nach allen diesen über die Einwanderung der Aalbrut gemachten Mit-<lb/> theilungen muss es den Ichthyologen ein dringender Wunsch sein, irgendwie<lb/> Gelegenheit zu finden, die in das Meer hinausgewanderten erwachsenen Aale<lb/> einer Untersuchung unterwerfen zu können.</p> </div> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [357/0370]
Gattung: Anguilla.
Fische dauerte, kein Wasser aus der Elbe schöpfen konnten, das nicht von
den kleinen Fischen gefüllt war. Die Grösse der einzelnen jungen Aale be-
trug durchschnittlich wohl 3 bis 4 Zoll, die Dicke der Körper erreichte unge-
fähr die eines Gänsekiels. Vereinzelt schwammen Aale von bedeutender
Grösse dazwischen, doch möchte wohl keiner über 8 Zoll lang gewesen sein.
Alle Thiere, auch die kleinsten, waren völlig dunkel gefärbt. Dieser wunder-
bare Zug der Fische dauerte ununterbrochen in gleicher Stärke den ganzen
Tag hindurch, an dem er zuerst beobachtet wurde und setzte sich auch noch
am folgenden fort. Am Morgen des dritten Tages war aber nirgends mehr
einer der jungen Aale zu sehen. Auf mein Nachfragen bei der dortigen Be-
völkerung, ob dergleichen Züge häufiger vorkämen, wollte keiner je einen
solchen gesehen haben. Irgend welche Verhältnisse, welche die Fische ver-
anlasst haben könnten, hier in solcher Masse zusammengedrängt, hart am
Ufer hinzuziehen, konnten nicht aufgefunden werden. Ob auch am jenseitigen
Ufer, wo das Wasser am Ufer seicht ist, oder sonst an seichten Uferstellen
der Zug sich in gleicher Weise fortsetzte, wurde nicht beobachtet«.
Nach allen diesen über die Einwanderung der Aalbrut gemachten Mit-
theilungen muss es den Ichthyologen ein dringender Wunsch sein, irgendwie
Gelegenheit zu finden, die in das Meer hinausgewanderten erwachsenen Aale
einer Untersuchung unterwerfen zu können.
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Zitationshilfe: | Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/370>, abgerufen am 18.06.2024. |