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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Perca.
goldglänzende Varietät des Barsches mit der hier vorkommenden gelben Va-
rietät zusammenfällt, muss ich dahin gestellt sein lassen. Durch diese Va-
rietäten tritt übrigens der europäische Flussbarsch dem in Nordamerica all-
gemein verbreiteten gelben Barsch (Perca flavescens Cuv. Val.)1) noch um
vieles näher.

Der in ganz Europa einheimische Flussbarsch ist einer der verbreitet-
sten Fische in Süddeutschland, er findet sich sowohl in den kleineren wie
grösseren Flüssen und Bächen des Donau- und Rhein-Gebiets, sowie in den
kleineren und grösseren Seen, nur in gewissen Gebirgsseen fehlt er, z. B. im
Hintersee (bei Berchtesgaden) und in den sehr hochgelegenen, an sich sehr
fischarmen kleinen Alpenseen (Funtensee, Grünsee). Auch in Norddeutsch-
land zeigt sich der Barsch fast in allen Flüssen und Seen als ein sehr gemei-
ner Fisch.

Die Benennungen des Barsches wechseln in den verschiedenen Gegenden
Süddeutschlands ausserordentlich. Ausser Bürstel, Bürstling, Bürschling,
Bärsch, Bärschling, Bersich wird dieser Fisch am Chiemsee Anbeiss, Schratz
oder Schratzen genannt, während ihre Brut dort unter dem Namen Zängel
bekannt ist. Am Bodensee heisst der Barsch im ersten Jahre Hürling oder
Heuerling, im zweiten Jahre Kretzer, Stichling oder Egli und späterhin Rerling.

Der Barsch gehört zu den gefrässigsten Raubfischen; er ernährt sich
zwar auch von Insectenlarven, kleinen Krebsarten und Schnecken, verschlingt
aber ebenso gern Fische, die er oft aus einem Hinterhalte mit Blitzesschnelle
überfällt und unter hartnäckiger Verfolgung durch geschickte schnelle Wen-
dungen zu überwältigen weiss. Die in zahlreichen Schaaren unter der Ober-
fläche des Wassers ruhig dahin schwimmenden kleineren Cyprinoiden, na-
mentlich die Lauben (Alburnus lucidus) werden oft durch solche Ueberfälle
des Barsches in Schrecken und Verwirrung gesetzt, wobei manche dem gie-
rigen Rachen des Räubers durch einen Luftsprung zu entweichen suchen.
Aber die Raubgier des Barsches wird auch zuweilen bestraft, indem derselbe
bei dem zu hastigen Verschlingen seiner Beute das Unglück hat, den erhasch-
ten Fisch von dem weit geöffneten Rachen aus in eine der seitlichen Kiemen-
spalten hineinzudrängen, in welcher der Fisch stecken bleibt und mit dem
Räuber zugleich stirbt.

Die Laichzeit des Barsches fällt in die Monate des März, April und Mai.
Die Weibchen geben ihre Eier in Schnüren von sich2), welche netzförmig
untereinander verklebt sind und welche von diesen Fischen an Steinen und
Wasserpflanzen befestigt werden.


1) Vergl. Richardson: Fauna boreali-americana. London, 1836. pag. 1. Pl. 74. De
Kay:
Zoology of New-York. Part. IV. Fishes. Albany, 1842. pag. 3. Plate I. Fig. 1.
2) Siehe Schaeffer: Pisc. bavar. ratisbon. pent. Tab. I. Fig. 1 b.
v. Siebold, Fische. 4

Gattung: Perca.
goldglänzende Varietät des Barsches mit der hier vorkommenden gelben Va-
rietät zusammenfällt, muss ich dahin gestellt sein lassen. Durch diese Va-
rietäten tritt übrigens der europäische Flussbarsch dem in Nordamerica all-
gemein verbreiteten gelben Barsch (Perca flavescens Cuv. Val.)1) noch um
vieles näher.

Der in ganz Europa einheimische Flussbarsch ist einer der verbreitet-
sten Fische in Süddeutschland, er findet sich sowohl in den kleineren wie
grösseren Flüssen und Bächen des Donau- und Rhein-Gebiets, sowie in den
kleineren und grösseren Seen, nur in gewissen Gebirgsseen fehlt er, z. B. im
Hintersee (bei Berchtesgaden) und in den sehr hochgelegenen, an sich sehr
fischarmen kleinen Alpenseen (Funtensee, Grünsee). Auch in Norddeutsch-
land zeigt sich der Barsch fast in allen Flüssen und Seen als ein sehr gemei-
ner Fisch.

Die Benennungen des Barsches wechseln in den verschiedenen Gegenden
Süddeutschlands ausserordentlich. Ausser Bürstel, Bürstling, Bürschling,
Bärsch, Bärschling, Bersich wird dieser Fisch am Chiemsee Anbeiss, Schratz
oder Schratzen genannt, während ihre Brut dort unter dem Namen Zängel
bekannt ist. Am Bodensee heisst der Barsch im ersten Jahre Hürling oder
Heuerling, im zweiten Jahre Kretzer, Stichling oder Egli und späterhin Rerling.

Der Barsch gehört zu den gefrässigsten Raubfischen; er ernährt sich
zwar auch von Insectenlarven, kleinen Krebsarten und Schnecken, verschlingt
aber ebenso gern Fische, die er oft aus einem Hinterhalte mit Blitzesschnelle
überfällt und unter hartnäckiger Verfolgung durch geschickte schnelle Wen-
dungen zu überwältigen weiss. Die in zahlreichen Schaaren unter der Ober-
fläche des Wassers ruhig dahin schwimmenden kleineren Cyprinoiden, na-
mentlich die Lauben (Alburnus lucidus) werden oft durch solche Ueberfälle
des Barsches in Schrecken und Verwirrung gesetzt, wobei manche dem gie-
rigen Rachen des Räubers durch einen Luftsprung zu entweichen suchen.
Aber die Raubgier des Barsches wird auch zuweilen bestraft, indem derselbe
bei dem zu hastigen Verschlingen seiner Beute das Unglück hat, den erhasch-
ten Fisch von dem weit geöffneten Rachen aus in eine der seitlichen Kiemen-
spalten hineinzudrängen, in welcher der Fisch stecken bleibt und mit dem
Räuber zugleich stirbt.

Die Laichzeit des Barsches fällt in die Monate des März, April und Mai.
Die Weibchen geben ihre Eier in Schnüren von sich2), welche netzförmig
untereinander verklebt sind und welche von diesen Fischen an Steinen und
Wasserpflanzen befestigt werden.


1) Vergl. Richardson: Fauna boreali-americana. London, 1836. pag. 1. Pl. 74. De
Kay:
Zoology of New-York. Part. IV. Fishes. Albany, 1842. pag. 3. Plate I. Fig. 1.
2) Siehe Schaeffer: Pisc. bavar. ratisbon. pent. Tab. I. Fig. 1 b.
v. Siebold, Fische. 4
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[49/0062] Gattung: Perca. goldglänzende Varietät des Barsches mit der hier vorkommenden gelben Va- rietät zusammenfällt, muss ich dahin gestellt sein lassen. Durch diese Va- rietäten tritt übrigens der europäische Flussbarsch dem in Nordamerica all- gemein verbreiteten gelben Barsch (Perca flavescens Cuv. Val.) 1) noch um vieles näher. Der in ganz Europa einheimische Flussbarsch ist einer der verbreitet- sten Fische in Süddeutschland, er findet sich sowohl in den kleineren wie grösseren Flüssen und Bächen des Donau- und Rhein-Gebiets, sowie in den kleineren und grösseren Seen, nur in gewissen Gebirgsseen fehlt er, z. B. im Hintersee (bei Berchtesgaden) und in den sehr hochgelegenen, an sich sehr fischarmen kleinen Alpenseen (Funtensee, Grünsee). Auch in Norddeutsch- land zeigt sich der Barsch fast in allen Flüssen und Seen als ein sehr gemei- ner Fisch. Die Benennungen des Barsches wechseln in den verschiedenen Gegenden Süddeutschlands ausserordentlich. Ausser Bürstel, Bürstling, Bürschling, Bärsch, Bärschling, Bersich wird dieser Fisch am Chiemsee Anbeiss, Schratz oder Schratzen genannt, während ihre Brut dort unter dem Namen Zängel bekannt ist. Am Bodensee heisst der Barsch im ersten Jahre Hürling oder Heuerling, im zweiten Jahre Kretzer, Stichling oder Egli und späterhin Rerling. Der Barsch gehört zu den gefrässigsten Raubfischen; er ernährt sich zwar auch von Insectenlarven, kleinen Krebsarten und Schnecken, verschlingt aber ebenso gern Fische, die er oft aus einem Hinterhalte mit Blitzesschnelle überfällt und unter hartnäckiger Verfolgung durch geschickte schnelle Wen- dungen zu überwältigen weiss. Die in zahlreichen Schaaren unter der Ober- fläche des Wassers ruhig dahin schwimmenden kleineren Cyprinoiden, na- mentlich die Lauben (Alburnus lucidus) werden oft durch solche Ueberfälle des Barsches in Schrecken und Verwirrung gesetzt, wobei manche dem gie- rigen Rachen des Räubers durch einen Luftsprung zu entweichen suchen. Aber die Raubgier des Barsches wird auch zuweilen bestraft, indem derselbe bei dem zu hastigen Verschlingen seiner Beute das Unglück hat, den erhasch- ten Fisch von dem weit geöffneten Rachen aus in eine der seitlichen Kiemen- spalten hineinzudrängen, in welcher der Fisch stecken bleibt und mit dem Räuber zugleich stirbt. Die Laichzeit des Barsches fällt in die Monate des März, April und Mai. Die Weibchen geben ihre Eier in Schnüren von sich 2), welche netzförmig untereinander verklebt sind und welche von diesen Fischen an Steinen und Wasserpflanzen befestigt werden. 1) Vergl. Richardson: Fauna boreali-americana. London, 1836. pag. 1. Pl. 74. De Kay: Zoology of New-York. Part. IV. Fishes. Albany, 1842. pag. 3. Plate I. Fig. 1. 2) Siehe Schaeffer: Pisc. bavar. ratisbon. pent. Tab. I. Fig. 1 b. v. Siebold, Fische. 4

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/62>, abgerufen am 21.11.2024.