Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Gattung: Acerina.
zu Königsberg mit ausserordentlicher Mühe Materialien zu einer Ausarbeitung
der preussischen Fauna sammelte 1), nicht in den Besitz eines preussischen
Schrätzer gelangen konnte; ich fand wenigstens, als ich im Jahre 1834 nach
Baer's Uebersiedelung von Königsberg nach St. Petersburg die interimistische
Direction des Königsberger zoologischen Cabinets übernahm, keinen Schrätzer
aus Preussen darin vor, und auch Rathke meldete im Jahre 1846 2), dass das-
selbe zoologische Cabinet noch immer nicht im Besitze eines preussischen
Schrätzer sei. Da der Schrätzer des Donau-Gebiets nur im fliessenden Wasser
vorkömmt, und Wulff ausdrücklich stehendes Gewässer für den Fundort
seines Schrätzer angiebt, so ist schon aus diesem Grunde die oben ausge-
sprochene Vermuthung gerechtfertigt, dass sich Wulff in der Bestimmung
jenes Fisches von Freystadt geirrt haben muss, um so mehr, da derselbe für
seinen vermeintlichen Schrätzer keinen Volksnamen beifügte, während er es
nicht versäumt hat, bei allen übrigen in seiner Ichthyologie erwähnten Fischen
die preussischen Trivialnamen aufzuführen. Nachdem ich bei einer im Jahre
1860 wiederholten Musterung des zoologischen Cabinets zu Königsberg noch
immer diesen Schrätzer aus Preussen vermisste und mir bei meinen Erkun-
digungen weder in Ost- noch in Westpreussen die Fischer über einen sol-
chen Fisch Auskunft geben konnten 3), muss ich den Schrätzer in Bezug auf
die preussische Fischfauna als Fremdling erklären.



1) Baer: Ornithologische Fragmente, in Froriep's Notizen aus dem Gebiete der Natur-
und Heilkunde. Bd. X. 1825. pag. 259.
2) Rathke Nr. 98: pag. 22.
3) Aus einer brieflichen Mittheilung, die ich mir von Freystadt verschafft habe, erfuhr
ich, dass in den dortigen Seen ein Fisch weder existire noch existirt habe, welcher Schrät-
zer genannt werde, und dass überhaupt dieser Fischname in der dortigen Gegend gänzlich
unbekannt sei.

Gattung: Acerina.
zu Königsberg mit ausserordentlicher Mühe Materialien zu einer Ausarbeitung
der preussischen Fauna sammelte 1), nicht in den Besitz eines preussischen
Schrätzer gelangen konnte; ich fand wenigstens, als ich im Jahre 1834 nach
Baer’s Uebersiedelung von Königsberg nach St. Petersburg die interimistische
Direction des Königsberger zoologischen Cabinets übernahm, keinen Schrätzer
aus Preussen darin vor, und auch Rathke meldete im Jahre 1846 2), dass das-
selbe zoologische Cabinet noch immer nicht im Besitze eines preussischen
Schrätzer sei. Da der Schrätzer des Donau-Gebiets nur im fliessenden Wasser
vorkömmt, und Wulff ausdrücklich stehendes Gewässer für den Fundort
seines Schrätzer angiebt, so ist schon aus diesem Grunde die oben ausge-
sprochene Vermuthung gerechtfertigt, dass sich Wulff in der Bestimmung
jenes Fisches von Freystadt geirrt haben muss, um so mehr, da derselbe für
seinen vermeintlichen Schrätzer keinen Volksnamen beifügte, während er es
nicht versäumt hat, bei allen übrigen in seiner Ichthyologie erwähnten Fischen
die preussischen Trivialnamen aufzuführen. Nachdem ich bei einer im Jahre
1860 wiederholten Musterung des zoologischen Cabinets zu Königsberg noch
immer diesen Schrätzer aus Preussen vermisste und mir bei meinen Erkun-
digungen weder in Ost- noch in Westpreussen die Fischer über einen sol-
chen Fisch Auskunft geben konnten 3), muss ich den Schrätzer in Bezug auf
die preussische Fischfauna als Fremdling erklären.



1) Baer: Ornithologische Fragmente, in Froriep’s Notizen aus dem Gebiete der Natur-
und Heilkunde. Bd. X. 1825. pag. 259.
2) Rathke Nr. 98: pag. 22.
3) Aus einer brieflichen Mittheilung, die ich mir von Freystadt verschafft habe, erfuhr
ich, dass in den dortigen Seen ein Fisch weder existire noch existirt habe, welcher Schrät-
zer genannt werde, und dass überhaupt dieser Fischname in der dortigen Gegend gänzlich
unbekannt sei.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0074" n="61"/><fw place="top" type="header">Gattung: Acerina.</fw><lb/>
zu Königsberg mit ausserordentlicher Mühe Materialien zu einer Ausarbeitung<lb/>
der preussischen Fauna sammelte <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#k">Baer</hi>: Ornithologische Fragmente, in <hi rendition="#k">Froriep</hi>&#x2019;s Notizen aus dem Gebiete der Natur-<lb/>
und Heilkunde. Bd. X. 1825. pag. 259.</note>, nicht in den Besitz eines preussischen<lb/>
Schrätzer gelangen konnte; ich fand wenigstens, als ich im Jahre 1834 nach<lb/><hi rendition="#k">Baer</hi>&#x2019;s Uebersiedelung von Königsberg nach St. Petersburg die interimistische<lb/>
Direction des Königsberger zoologischen Cabinets übernahm, keinen Schrätzer<lb/>
aus Preussen darin vor, und auch <hi rendition="#k">Rathke</hi> meldete im Jahre 1846 <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#k">Rathke</hi> Nr. 98: pag. 22.</note>, dass das-<lb/>
selbe zoologische Cabinet noch immer nicht im Besitze eines preussischen<lb/>
Schrätzer sei. Da der Schrätzer des Donau-Gebiets nur im fliessenden Wasser<lb/>
vorkömmt, und <hi rendition="#k">Wulff</hi> ausdrücklich stehendes Gewässer für den Fundort<lb/>
seines Schrätzer angiebt, so ist schon aus diesem Grunde die oben ausge-<lb/>
sprochene Vermuthung gerechtfertigt, dass sich <hi rendition="#k">Wulff</hi> in der Bestimmung<lb/>
jenes Fisches von Freystadt geirrt haben muss, um so mehr, da derselbe für<lb/>
seinen vermeintlichen Schrätzer keinen Volksnamen beifügte, während er es<lb/>
nicht versäumt hat, bei allen übrigen in seiner Ichthyologie erwähnten Fischen<lb/>
die preussischen Trivialnamen aufzuführen. Nachdem ich bei einer im Jahre<lb/>
1860 wiederholten Musterung des zoologischen Cabinets zu Königsberg noch<lb/>
immer diesen Schrätzer aus Preussen vermisste und mir bei meinen Erkun-<lb/>
digungen weder in Ost- noch in Westpreussen die Fischer über einen sol-<lb/>
chen Fisch Auskunft geben konnten <note place="foot" n="3)">Aus einer brieflichen Mittheilung, die ich mir von Freystadt verschafft habe, erfuhr<lb/>
ich, dass in den dortigen Seen ein Fisch weder existire noch existirt habe, welcher Schrät-<lb/>
zer genannt werde, und dass überhaupt dieser Fischname in der dortigen Gegend gänzlich<lb/>
unbekannt sei.</note>, muss ich den Schrätzer in Bezug auf<lb/>
die preussische Fischfauna als Fremdling erklären.</p>
              </div>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0074] Gattung: Acerina. zu Königsberg mit ausserordentlicher Mühe Materialien zu einer Ausarbeitung der preussischen Fauna sammelte 1), nicht in den Besitz eines preussischen Schrätzer gelangen konnte; ich fand wenigstens, als ich im Jahre 1834 nach Baer’s Uebersiedelung von Königsberg nach St. Petersburg die interimistische Direction des Königsberger zoologischen Cabinets übernahm, keinen Schrätzer aus Preussen darin vor, und auch Rathke meldete im Jahre 1846 2), dass das- selbe zoologische Cabinet noch immer nicht im Besitze eines preussischen Schrätzer sei. Da der Schrätzer des Donau-Gebiets nur im fliessenden Wasser vorkömmt, und Wulff ausdrücklich stehendes Gewässer für den Fundort seines Schrätzer angiebt, so ist schon aus diesem Grunde die oben ausge- sprochene Vermuthung gerechtfertigt, dass sich Wulff in der Bestimmung jenes Fisches von Freystadt geirrt haben muss, um so mehr, da derselbe für seinen vermeintlichen Schrätzer keinen Volksnamen beifügte, während er es nicht versäumt hat, bei allen übrigen in seiner Ichthyologie erwähnten Fischen die preussischen Trivialnamen aufzuführen. Nachdem ich bei einer im Jahre 1860 wiederholten Musterung des zoologischen Cabinets zu Königsberg noch immer diesen Schrätzer aus Preussen vermisste und mir bei meinen Erkun- digungen weder in Ost- noch in Westpreussen die Fischer über einen sol- chen Fisch Auskunft geben konnten 3), muss ich den Schrätzer in Bezug auf die preussische Fischfauna als Fremdling erklären. 1) Baer: Ornithologische Fragmente, in Froriep’s Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Bd. X. 1825. pag. 259. 2) Rathke Nr. 98: pag. 22. 3) Aus einer brieflichen Mittheilung, die ich mir von Freystadt verschafft habe, erfuhr ich, dass in den dortigen Seen ein Fisch weder existire noch existirt habe, welcher Schrät- zer genannt werde, und dass überhaupt dieser Fischname in der dortigen Gegend gänzlich unbekannt sei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/74
Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/74>, abgerufen am 21.11.2024.