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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Ruhecontact die leitende Verbindung des freien Endes dieser
Spirale mit der Erde her; der leitende Kreis war mithin durch
den Drath, die betreffenden Spiralen der beiden Endstationen
und die Erde hergestellt. Durch Niederdrücken eines der Schlüssel
war die directe leitende Verbindung der Spirale mit der Erde
aufgehoben und sie dagegen mit dem freien Pole einer zur Erde
abgeleiteten Batterie hergestellt. Der Strom dieser Batterie
durchlief mithin jetzt den Leitungsdrath und die seine Fortsetzung
bildenden Spiralen. Um nun zu verhindern, dass dieser Strom
den am Orte der wirksamen Batterie befindlichen Magnet des
Uebertragers magnetisirte, ward durch dieselbe Hebelbewegung
gleichzeitig ein zweiter Contact hergestellt, welcher den Strom-
lauf einer zweiten Batterie durch die zweite Spirale des Magnetes
herstellte. Der Strom durchlief diese Spirale in entgegengesetzter
Richtung und ward durch einen eingeschalteten Rheostaten so
abgeglichen, dass seine magnetisirende Wirkung derjenigen des die
andere Spirale durchlaufenden Linienstromes gleich und entgegen-
gesetzt war. Der Uebertragermagnet der eigenen Station blieb
daher ganz unmagnetisch, während der Strom auf den Magnet
der Empfangstation seine volle Wirkung ausübte. War nun an
beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen und
wurden gleichzeitig beide Contacthebel niedergedrückt, mithin
alle 4 Batterien eingeschaltet, so ward das Gleichgewicht der
Ströme in beiden Uebertragermagneten gestört und die Anker
beider mussten angezogen werden. Es musste daher jeder Apparat
die von der anderen Station gegebenen Zeichen erhalten, während
gleichzeitig andere Zeichen von ihm ausgingen und dort zum
Vorschein kamen.

Hr. Dr. Gintl scheint die an den beiden Enden des Leitungs-
drahtes befindlichen Batterien stets in entgegengesetztem Sinne
eingeschaltet und dies für unumgänglich nothwendig erachtet zu
haben, da er später mehrfach die sonderbare Ansicht ausge-
sprochen hat, dass die Möglichkeit des Gegensprechens den
Beweis liefere, dass zwei Ströme einen Drath in entgegengesetztem
Sinne durchlaufen könnten, ohne sich gegenseitig zu schwächen
oder aufzuheben! In dem vorliegenden Falle ist es für die Grösse
der Störung des Gleichgewichts der magnetisirenden Wirkungen
der die beiden Spiralen jedes Uebertragermagnetes durchlaufen-

Ruhecontact die leitende Verbindung des freien Endes dieser
Spirale mit der Erde her; der leitende Kreis war mithin durch
den Drath, die betreffenden Spiralen der beiden Endstationen
und die Erde hergestellt. Durch Niederdrücken eines der Schlüssel
war die directe leitende Verbindung der Spirale mit der Erde
aufgehoben und sie dagegen mit dem freien Pole einer zur Erde
abgeleiteten Batterie hergestellt. Der Strom dieser Batterie
durchlief mithin jetzt den Leitungsdrath und die seine Fortsetzung
bildenden Spiralen. Um nun zu verhindern, dass dieser Strom
den am Orte der wirksamen Batterie befindlichen Magnet des
Uebertragers magnetisirte, ward durch dieselbe Hebelbewegung
gleichzeitig ein zweiter Contact hergestellt, welcher den Strom-
lauf einer zweiten Batterie durch die zweite Spirale des Magnetes
herstellte. Der Strom durchlief diese Spirale in entgegengesetzter
Richtung und ward durch einen eingeschalteten Rheostaten so
abgeglichen, dass seine magnetisirende Wirkung derjenigen des die
andere Spirale durchlaufenden Linienstromes gleich und entgegen-
gesetzt war. Der Uebertragermagnet der eigenen Station blieb
daher ganz unmagnetisch, während der Strom auf den Magnet
der Empfangstation seine volle Wirkung ausübte. War nun an
beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen und
wurden gleichzeitig beide Contacthebel niedergedrückt, mithin
alle 4 Batterien eingeschaltet, so ward das Gleichgewicht der
Ströme in beiden Uebertragermagneten gestört und die Anker
beider mussten angezogen werden. Es musste daher jeder Apparat
die von der anderen Station gegebenen Zeichen erhalten, während
gleichzeitig andere Zeichen von ihm ausgingen und dort zum
Vorschein kamen.

Hr. Dr. Gintl scheint die an den beiden Enden des Leitungs-
drahtes befindlichen Batterien stets in entgegengesetztem Sinne
eingeschaltet und dies für unumgänglich nothwendig erachtet zu
haben, da er später mehrfach die sonderbare Ansicht ausge-
sprochen hat, dass die Möglichkeit des Gegensprechens den
Beweis liefere, dass zwei Ströme einen Drath in entgegengesetztem
Sinne durchlaufen könnten, ohne sich gegenseitig zu schwächen
oder aufzuheben! In dem vorliegenden Falle ist es für die Grösse
der Störung des Gleichgewichts der magnetisirenden Wirkungen
der die beiden Spiralen jedes Uebertragermagnetes durchlaufen-

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[116/0134] Ruhecontact die leitende Verbindung des freien Endes dieser Spirale mit der Erde her; der leitende Kreis war mithin durch den Drath, die betreffenden Spiralen der beiden Endstationen und die Erde hergestellt. Durch Niederdrücken eines der Schlüssel war die directe leitende Verbindung der Spirale mit der Erde aufgehoben und sie dagegen mit dem freien Pole einer zur Erde abgeleiteten Batterie hergestellt. Der Strom dieser Batterie durchlief mithin jetzt den Leitungsdrath und die seine Fortsetzung bildenden Spiralen. Um nun zu verhindern, dass dieser Strom den am Orte der wirksamen Batterie befindlichen Magnet des Uebertragers magnetisirte, ward durch dieselbe Hebelbewegung gleichzeitig ein zweiter Contact hergestellt, welcher den Strom- lauf einer zweiten Batterie durch die zweite Spirale des Magnetes herstellte. Der Strom durchlief diese Spirale in entgegengesetzter Richtung und ward durch einen eingeschalteten Rheostaten so abgeglichen, dass seine magnetisirende Wirkung derjenigen des die andere Spirale durchlaufenden Linienstromes gleich und entgegen- gesetzt war. Der Uebertragermagnet der eigenen Station blieb daher ganz unmagnetisch, während der Strom auf den Magnet der Empfangstation seine volle Wirkung ausübte. War nun an beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen und wurden gleichzeitig beide Contacthebel niedergedrückt, mithin alle 4 Batterien eingeschaltet, so ward das Gleichgewicht der Ströme in beiden Uebertragermagneten gestört und die Anker beider mussten angezogen werden. Es musste daher jeder Apparat die von der anderen Station gegebenen Zeichen erhalten, während gleichzeitig andere Zeichen von ihm ausgingen und dort zum Vorschein kamen. Hr. Dr. Gintl scheint die an den beiden Enden des Leitungs- drahtes befindlichen Batterien stets in entgegengesetztem Sinne eingeschaltet und dies für unumgänglich nothwendig erachtet zu haben, da er später mehrfach die sonderbare Ansicht ausge- sprochen hat, dass die Möglichkeit des Gegensprechens den Beweis liefere, dass zwei Ströme einen Drath in entgegengesetztem Sinne durchlaufen könnten, ohne sich gegenseitig zu schwächen oder aufzuheben! In dem vorliegenden Falle ist es für die Grösse der Störung des Gleichgewichts der magnetisirenden Wirkungen der die beiden Spiralen jedes Uebertragermagnetes durchlaufen-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/134>, abgerufen am 21.11.2024.