Es scheint mir nach diesen Versuchen wahrscheinlich, dass alle diejenigen elektrolytischen starren Körper, welche im ge- schmolzenen Zustande die Elektricität leiten, ihre Isolirungsfähig- keit schon im starren Zustande verlieren, wenn sie sich ihrem Schmelzpunkte nähern, und dass sie desto bessere Isolatoren sind, je weiter ihre Temperatur unter der ihres Schmelzpunktes steht.
Die bisherigen Versuche werden keinen Zweifel mehr darüber zulassen, dass der Einfluss des isolirenden Materials auf die Grösse der elektrostatischen Induction auch bei Elektricität sehr geringer Spannung besteht und dass derselbe nicht durch das Eindringen der Elektricität in die Masse des Isolators zu erklären ist. Dies vorausgesetzt kann man die beträchtliche Vergrösserung der Vertheilungs- oder Influenz-Elektricität durch die Anwendung starrer Isolatoren kaum anders erklären, als durch Annahme der Faraday'schen Hypothese der Molecularinduction. Es ist nun wohl denkbar, dass neben der Vertheilung durch Molecularin- duction auch noch die directe Vertheilung durch unmittelbare Fernwirkung existirt. Um darüber Aufklärung zu erhalten, legte ich mehrere 1 mm dicke belegte Glasplatten aufeinander und ver- band die untere mit der Ableitung zur Erde. Wurde nach der in Fig. 24 angegebenen Schaltung verbunden, so gab die dauernde Ablenkung der Nadel das Mass der Ladung des Condensators. Ward anstatt der zweiten die dritte Belegung mit der Wippe verbunden, so war die Ladung etwa halb so stark, wie schon aus den früher mitgetheilten Versuchen folgt. Ich verband jetzt so- wohl die zweite wie die dritte Belegung mit der Zunge der Wippe. Da jetzt beide Belegungen elektrisch waren, so musste die Ablenkung grösser werden, wenn die dritte Belegung, durch die zweite hindurch, einen vertheilenden Einfluss auf die natür- liche Elektricität der abgeleiteten Belegung ausübte. Dies fand aber durchaus nicht statt. Selbst als 5 Belegungen mit der Zunge der Wippe verbunden waren, blieb die Ablenkung genau so gross, wie bei einer Belegung.
Ich bemerke noch, dass ich die zweite Belegung etwas grösser gemacht hatte, wie die übrigen. War dies nicht der Fall, so erhielt ich eine geringe Vergrösserung der Ablenkung, die sich durch Vertheilung in krummen Linien leicht erklärt.
Dasselbe Resultat erhielt ich, als ich 3 Flaschen, welche
Es scheint mir nach diesen Versuchen wahrscheinlich, dass alle diejenigen elektrolytischen starren Körper, welche im ge- schmolzenen Zustande die Elektricität leiten, ihre Isolirungsfähig- keit schon im starren Zustande verlieren, wenn sie sich ihrem Schmelzpunkte nähern, und dass sie desto bessere Isolatoren sind, je weiter ihre Temperatur unter der ihres Schmelzpunktes steht.
Die bisherigen Versuche werden keinen Zweifel mehr darüber zulassen, dass der Einfluss des isolirenden Materials auf die Grösse der elektrostatischen Induction auch bei Elektricität sehr geringer Spannung besteht und dass derselbe nicht durch das Eindringen der Elektricität in die Masse des Isolators zu erklären ist. Dies vorausgesetzt kann man die beträchtliche Vergrösserung der Vertheilungs- oder Influenz-Elektricität durch die Anwendung starrer Isolatoren kaum anders erklären, als durch Annahme der Faraday’schen Hypothese der Molecularinduction. Es ist nun wohl denkbar, dass neben der Vertheilung durch Molecularin- duction auch noch die directe Vertheilung durch unmittelbare Fernwirkung existirt. Um darüber Aufklärung zu erhalten, legte ich mehrere 1 mm dicke belegte Glasplatten aufeinander und ver- band die untere mit der Ableitung zur Erde. Wurde nach der in Fig. 24 angegebenen Schaltung verbunden, so gab die dauernde Ablenkung der Nadel das Mass der Ladung des Condensators. Ward anstatt der zweiten die dritte Belegung mit der Wippe verbunden, so war die Ladung etwa halb so stark, wie schon aus den früher mitgetheilten Versuchen folgt. Ich verband jetzt so- wohl die zweite wie die dritte Belegung mit der Zunge der Wippe. Da jetzt beide Belegungen elektrisch waren, so musste die Ablenkung grösser werden, wenn die dritte Belegung, durch die zweite hindurch, einen vertheilenden Einfluss auf die natür- liche Elektricität der abgeleiteten Belegung ausübte. Dies fand aber durchaus nicht statt. Selbst als 5 Belegungen mit der Zunge der Wippe verbunden waren, blieb die Ablenkung genau so gross, wie bei einer Belegung.
Ich bemerke noch, dass ich die zweite Belegung etwas grösser gemacht hatte, wie die übrigen. War dies nicht der Fall, so erhielt ich eine geringe Vergrösserung der Ablenkung, die sich durch Vertheilung in krummen Linien leicht erklärt.
Dasselbe Resultat erhielt ich, als ich 3 Flaschen, welche
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Es scheint mir nach diesen Versuchen wahrscheinlich, dass
alle diejenigen elektrolytischen starren Körper, welche im ge-
schmolzenen Zustande die Elektricität leiten, ihre Isolirungsfähig-
keit schon im starren Zustande verlieren, wenn sie sich ihrem
Schmelzpunkte nähern, und dass sie desto bessere Isolatoren sind,
je weiter ihre Temperatur unter der ihres Schmelzpunktes steht.
Die bisherigen Versuche werden keinen Zweifel mehr darüber
zulassen, dass der Einfluss des isolirenden Materials auf die
Grösse der elektrostatischen Induction auch bei Elektricität sehr
geringer Spannung besteht und dass derselbe nicht durch das
Eindringen der Elektricität in die Masse des Isolators zu erklären
ist. Dies vorausgesetzt kann man die beträchtliche Vergrösserung
der Vertheilungs- oder Influenz-Elektricität durch die Anwendung
starrer Isolatoren kaum anders erklären, als durch Annahme
der Faraday’schen Hypothese der Molecularinduction. Es ist nun
wohl denkbar, dass neben der Vertheilung durch Molecularin-
duction auch noch die directe Vertheilung durch unmittelbare
Fernwirkung existirt. Um darüber Aufklärung zu erhalten, legte
ich mehrere 1 mm dicke belegte Glasplatten aufeinander und ver-
band die untere mit der Ableitung zur Erde. Wurde nach der in
Fig. 24 angegebenen Schaltung verbunden, so gab die dauernde
Ablenkung der Nadel das Mass der Ladung des Condensators.
Ward anstatt der zweiten die dritte Belegung mit der Wippe
verbunden, so war die Ladung etwa halb so stark, wie schon aus
den früher mitgetheilten Versuchen folgt. Ich verband jetzt so-
wohl die zweite wie die dritte Belegung mit der Zunge der
Wippe. Da jetzt beide Belegungen elektrisch waren, so musste
die Ablenkung grösser werden, wenn die dritte Belegung, durch
die zweite hindurch, einen vertheilenden Einfluss auf die natür-
liche Elektricität der abgeleiteten Belegung ausübte. Dies fand
aber durchaus nicht statt. Selbst als 5 Belegungen mit der Zunge
der Wippe verbunden waren, blieb die Ablenkung genau so gross,
wie bei einer Belegung.
Ich bemerke noch, dass ich die zweite Belegung etwas
grösser gemacht hatte, wie die übrigen. War dies nicht der
Fall, so erhielt ich eine geringe Vergrösserung der Ablenkung,
die sich durch Vertheilung in krummen Linien leicht erklärt.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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