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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Anwendung der kalten Luft verbundene Vortheil der besseren
Dichtung gewiss unter allen Umständen wichtiger sein, als der
daraus hervorgehende Nachtheil der unnöthigen Vergrösserung
der Cylinder A und A' und der durch diese herbeigeführten ge-
ringen Vermehrung des zur Erzielung derselben Triebkraft er-
forderlichen Brennmaterials. Dass der Verbrauch des letzteren
aber bei dieser Maschine nur sehr gering sein kann im Vergleich
mit dem zur Heizung einer Dampfmaschine von gleicher Kraft
erforderlichen, wird aus dem bisher Gesagten schon hinlänglich
klar geworden sein. Die obenerwähnte Maschine in Dundee be-
stätigt dies auch vollkommen. Sie arbeitet mit 26 Pferdekräften
und macht 30 Umgänge in der Minute. Dabei verbraucht sie
5 Pfd. Kohlen, während die früher dort aufgestellte, gleich starke
Dampfmaschine 26 Pfd. consumirt. Da indess die Wärme der
dort auf 300 °C. erhitzten Luft so vollständig durch das System
der Wärmeleiter absorbirt wird, dass sie nur noch um 3° wärmer
sein soll als das Kühlwasser, wenn sie bis zu den mit diesem
angefüllten Röhren gelangt ist, und da also die Feuerung die
Luft auch dem Anschein nach nur um dieselbe geringe Anzahl
von Graden zu erwärmen brauchte, so ist dieser Verbrauch an
Brennmaterial immer noch unverhältnissmässig gross. Dies hat
aber seinen Grund in der bei der Construction der Maschine
wahrscheinlich nicht berücksichtigten Eigenschaft der Luft, sich
bei ihrer Verdichtung zu erhitzen. Wenn nämlich die in a be-
findliche erhitzte Luft den Kolben im Cylinder B hinauftreibt,
so muss sie diesen ausfüllen. Dadurch wird ihre Dichtigkeit
aber vermindert und demzufolge auch ihre Temperatur. Die hie-
durch gebundene Wärme kann von den Blechen nicht absorbirt
werden; sie gelangt daher mit der abgekühlten Luft in den Cy-
linder a zurück und wird hier dadurch wieder frei, dass durch
die Niederbewegung des Kolbens i das frühere Dichtigkeitsver-
hältniss wieder hergestellt wird. Die hierdurch schon beträcht-
lich erwärmte Luft muss aber erst zwischen den Windungen des
Schlangenrohrs hindurchgehen, ehe sie durch die Metallbleche
von Neuem erhitzt werden kann. Die gesammte freigewordene
Wärmemenge wird daher von dem kalten Wasser verschluckt
und muss also durch die Feuerung ersetzt werden. Dieser be-
trächtliche Wärmeverlust liesse sich aber grösstentheils sehr leicht

Anwendung der kalten Luft verbundene Vortheil der besseren
Dichtung gewiss unter allen Umständen wichtiger sein, als der
daraus hervorgehende Nachtheil der unnöthigen Vergrösserung
der Cylinder A und A' und der durch diese herbeigeführten ge-
ringen Vermehrung des zur Erzielung derselben Triebkraft er-
forderlichen Brennmaterials. Dass der Verbrauch des letzteren
aber bei dieser Maschine nur sehr gering sein kann im Vergleich
mit dem zur Heizung einer Dampfmaschine von gleicher Kraft
erforderlichen, wird aus dem bisher Gesagten schon hinlänglich
klar geworden sein. Die obenerwähnte Maschine in Dundee be-
stätigt dies auch vollkommen. Sie arbeitet mit 26 Pferdekräften
und macht 30 Umgänge in der Minute. Dabei verbraucht sie
5 Pfd. Kohlen, während die früher dort aufgestellte, gleich starke
Dampfmaschine 26 Pfd. consumirt. Da indess die Wärme der
dort auf 300 °C. erhitzten Luft so vollständig durch das System
der Wärmeleiter absorbirt wird, dass sie nur noch um 3° wärmer
sein soll als das Kühlwasser, wenn sie bis zu den mit diesem
angefüllten Röhren gelangt ist, und da also die Feuerung die
Luft auch dem Anschein nach nur um dieselbe geringe Anzahl
von Graden zu erwärmen brauchte, so ist dieser Verbrauch an
Brennmaterial immer noch unverhältnissmässig gross. Dies hat
aber seinen Grund in der bei der Construction der Maschine
wahrscheinlich nicht berücksichtigten Eigenschaft der Luft, sich
bei ihrer Verdichtung zu erhitzen. Wenn nämlich die in a be-
findliche erhitzte Luft den Kolben im Cylinder B hinauftreibt,
so muss sie diesen ausfüllen. Dadurch wird ihre Dichtigkeit
aber vermindert und demzufolge auch ihre Temperatur. Die hie-
durch gebundene Wärme kann von den Blechen nicht absorbirt
werden; sie gelangt daher mit der abgekühlten Luft in den Cy-
linder a zurück und wird hier dadurch wieder frei, dass durch
die Niederbewegung des Kolbens i das frühere Dichtigkeitsver-
hältniss wieder hergestellt wird. Die hierdurch schon beträcht-
lich erwärmte Luft muss aber erst zwischen den Windungen des
Schlangenrohrs hindurchgehen, ehe sie durch die Metallbleche
von Neuem erhitzt werden kann. Die gesammte freigewordene
Wärmemenge wird daher von dem kalten Wasser verschluckt
und muss also durch die Feuerung ersetzt werden. Dieser be-
trächtliche Wärmeverlust liesse sich aber grösstentheils sehr leicht

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[6/0024] Anwendung der kalten Luft verbundene Vortheil der besseren Dichtung gewiss unter allen Umständen wichtiger sein, als der daraus hervorgehende Nachtheil der unnöthigen Vergrösserung der Cylinder A und A' und der durch diese herbeigeführten ge- ringen Vermehrung des zur Erzielung derselben Triebkraft er- forderlichen Brennmaterials. Dass der Verbrauch des letzteren aber bei dieser Maschine nur sehr gering sein kann im Vergleich mit dem zur Heizung einer Dampfmaschine von gleicher Kraft erforderlichen, wird aus dem bisher Gesagten schon hinlänglich klar geworden sein. Die obenerwähnte Maschine in Dundee be- stätigt dies auch vollkommen. Sie arbeitet mit 26 Pferdekräften und macht 30 Umgänge in der Minute. Dabei verbraucht sie 5 Pfd. Kohlen, während die früher dort aufgestellte, gleich starke Dampfmaschine 26 Pfd. consumirt. Da indess die Wärme der dort auf 300 °C. erhitzten Luft so vollständig durch das System der Wärmeleiter absorbirt wird, dass sie nur noch um 3° wärmer sein soll als das Kühlwasser, wenn sie bis zu den mit diesem angefüllten Röhren gelangt ist, und da also die Feuerung die Luft auch dem Anschein nach nur um dieselbe geringe Anzahl von Graden zu erwärmen brauchte, so ist dieser Verbrauch an Brennmaterial immer noch unverhältnissmässig gross. Dies hat aber seinen Grund in der bei der Construction der Maschine wahrscheinlich nicht berücksichtigten Eigenschaft der Luft, sich bei ihrer Verdichtung zu erhitzen. Wenn nämlich die in a be- findliche erhitzte Luft den Kolben im Cylinder B hinauftreibt, so muss sie diesen ausfüllen. Dadurch wird ihre Dichtigkeit aber vermindert und demzufolge auch ihre Temperatur. Die hie- durch gebundene Wärme kann von den Blechen nicht absorbirt werden; sie gelangt daher mit der abgekühlten Luft in den Cy- linder a zurück und wird hier dadurch wieder frei, dass durch die Niederbewegung des Kolbens i das frühere Dichtigkeitsver- hältniss wieder hergestellt wird. Die hierdurch schon beträcht- lich erwärmte Luft muss aber erst zwischen den Windungen des Schlangenrohrs hindurchgehen, ehe sie durch die Metallbleche von Neuem erhitzt werden kann. Die gesammte freigewordene Wärmemenge wird daher von dem kalten Wasser verschluckt und muss also durch die Feuerung ersetzt werden. Dieser be- trächtliche Wärmeverlust liesse sich aber grösstentheils sehr leicht

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/24>, abgerufen am 21.11.2024.