mit grösster Sorgfalt durchgeführt wurde, und dass die von mir behauptete Uebereinstimmung der angefertigten Etalons mit der wahren m . Hg-Einheit innerhalb 0,05 pCt. nicht auf zweifel- haften Mittelwerthen beruht, sondern, dass sämmtliche Normal- röhren innerhalb dieser Grenze das gleiche Resultat geben. Diesen Messungen stellt Hr. Matthiessen nun seine eigenen gegen- über, welche einen um 0,8 Procent grösseren Werth gegeben haben. Einen Grund für diese Abweichung oder für die Unzuverlässigkeit meiner Methode oder der Sabine'schen Messungen hat er nirgends angegeben. Mindestens hätte er seine Arbeit dann aber mit gleicher Sorgfalt anstellen und die be- nutzte Methode, wenn er sie nicht vollständig befolgen wollte, nicht in wesentlichen Punkten verschlechtern dürfen! Hr Mat- thiessen wendet eine Correctionsformel für die conische Form der Röhren an, welche grössere Abweichungen giebt, wie die meinige, da er sich das Rohr aus cylindrischen Stücken anstatt aus conischen zusammengesetzt vorstellt. Dadurch wird der be- rechnete mittlere Querschnitt kleiner, der berechnete Widerstand des Rohres mithin zu gross. Ferner füllt er das Rohr durch Eintauchen in eine mit Quecksilber gefüllte Rinne und hebt es aus diesem Bade, indem er seine Enden zwischen zwei Finger presst. Natürlich werden dadurch die Rohrenden mit der weichen Haut seiner Fingerspitzen anstatt mit Quecksilber ausgefüllt, wo- durch der Inhalt des Rohres zu klein, der berechnete Wider- stand mithin zu gross wird. Eine Unrichtigkeit in gleichem Sinne kann möglicherweise auch noch daraus hervorgegangen sein, dass Hr. Matthiessen die Vorsicht nicht befolgt hat, die zu vergleichenden Widerstände bei jeder Messung durch einen Commutator zu verwechseln und nur diejenigen Messungen als zuverlässig zu betrachten, welche sich zu 1000 ergänzen. Ohne diese Vorsicht erhält man sehr leicht falsche Messungen durch Erwärmung des dünnen Platindrahtes der Brücke.
Sollten diese von Hrn. Matthiessen bei seiner Reproduction begangenen Fehler auch den bedeutenden, von ihm gefundenen Unterschied von 0,8 pCt. noch nicht vollständig erklären, so genügen sie doch, um zu zeigen, wie gering der Grad von Sorg- falt war, welchen er bei derselben aufgewendet hat. Als ein Beweis der Unrichtigkeit meiner Messungen und namentlich der
mit grösster Sorgfalt durchgeführt wurde, und dass die von mir behauptete Uebereinstimmung der angefertigten Etalons mit der wahren m . Hg-Einheit innerhalb 0,05 pCt. nicht auf zweifel- haften Mittelwerthen beruht, sondern, dass sämmtliche Normal- röhren innerhalb dieser Grenze das gleiche Resultat geben. Diesen Messungen stellt Hr. Matthiessen nun seine eigenen gegen- über, welche einen um 0,8 Procent grösseren Werth gegeben haben. Einen Grund für diese Abweichung oder für die Unzuverlässigkeit meiner Methode oder der Sabine’schen Messungen hat er nirgends angegeben. Mindestens hätte er seine Arbeit dann aber mit gleicher Sorgfalt anstellen und die be- nutzte Methode, wenn er sie nicht vollständig befolgen wollte, nicht in wesentlichen Punkten verschlechtern dürfen! Hr Mat- thiessen wendet eine Correctionsformel für die conische Form der Röhren an, welche grössere Abweichungen giebt, wie die meinige, da er sich das Rohr aus cylindrischen Stücken anstatt aus conischen zusammengesetzt vorstellt. Dadurch wird der be- rechnete mittlere Querschnitt kleiner, der berechnete Widerstand des Rohres mithin zu gross. Ferner füllt er das Rohr durch Eintauchen in eine mit Quecksilber gefüllte Rinne und hebt es aus diesem Bade, indem er seine Enden zwischen zwei Finger presst. Natürlich werden dadurch die Rohrenden mit der weichen Haut seiner Fingerspitzen anstatt mit Quecksilber ausgefüllt, wo- durch der Inhalt des Rohres zu klein, der berechnete Wider- stand mithin zu gross wird. Eine Unrichtigkeit in gleichem Sinne kann möglicherweise auch noch daraus hervorgegangen sein, dass Hr. Matthiessen die Vorsicht nicht befolgt hat, die zu vergleichenden Widerstände bei jeder Messung durch einen Commutator zu verwechseln und nur diejenigen Messungen als zuverlässig zu betrachten, welche sich zu 1000 ergänzen. Ohne diese Vorsicht erhält man sehr leicht falsche Messungen durch Erwärmung des dünnen Platindrahtes der Brücke.
Sollten diese von Hrn. Matthiessen bei seiner Reproduction begangenen Fehler auch den bedeutenden, von ihm gefundenen Unterschied von 0,8 pCt. noch nicht vollständig erklären, so genügen sie doch, um zu zeigen, wie gering der Grad von Sorg- falt war, welchen er bei derselben aufgewendet hat. Als ein Beweis der Unrichtigkeit meiner Messungen und namentlich der
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mit grösster Sorgfalt durchgeführt wurde, und dass die von mir
behauptete Uebereinstimmung der angefertigten Etalons mit der
wahren m . Hg-Einheit innerhalb 0,05 pCt. nicht auf zweifel-
haften Mittelwerthen beruht, sondern, dass sämmtliche Normal-
röhren innerhalb dieser Grenze das gleiche Resultat geben. Diesen
Messungen stellt Hr. Matthiessen nun seine eigenen gegen-
über, welche einen um 0,8 Procent grösseren Werth gegeben
haben. Einen Grund für diese Abweichung oder für die
Unzuverlässigkeit meiner Methode oder der Sabine’schen
Messungen hat er nirgends angegeben. Mindestens hätte er seine
Arbeit dann aber mit gleicher Sorgfalt anstellen und die be-
nutzte Methode, wenn er sie nicht vollständig befolgen wollte,
nicht in wesentlichen Punkten verschlechtern dürfen! Hr Mat-
thiessen wendet eine Correctionsformel für die conische Form
der Röhren an, welche grössere Abweichungen giebt, wie die
meinige, da er sich das Rohr aus cylindrischen Stücken anstatt
aus conischen zusammengesetzt vorstellt. Dadurch wird der be-
rechnete mittlere Querschnitt kleiner, der berechnete Widerstand
des Rohres mithin zu gross. Ferner füllt er das Rohr durch
Eintauchen in eine mit Quecksilber gefüllte Rinne und hebt es
aus diesem Bade, indem er seine Enden zwischen zwei Finger
presst. Natürlich werden dadurch die Rohrenden mit der weichen
Haut seiner Fingerspitzen anstatt mit Quecksilber ausgefüllt, wo-
durch der Inhalt des Rohres zu klein, der berechnete Wider-
stand mithin zu gross wird. Eine Unrichtigkeit in gleichem
Sinne kann möglicherweise auch noch daraus hervorgegangen
sein, dass Hr. Matthiessen die Vorsicht nicht befolgt hat, die
zu vergleichenden Widerstände bei jeder Messung durch einen
Commutator zu verwechseln und nur diejenigen Messungen als
zuverlässig zu betrachten, welche sich zu 1000 ergänzen. Ohne
diese Vorsicht erhält man sehr leicht falsche Messungen durch
Erwärmung des dünnen Platindrahtes der Brücke.
Sollten diese von Hrn. Matthiessen bei seiner Reproduction
begangenen Fehler auch den bedeutenden, von ihm gefundenen
Unterschied von 0,8 pCt. noch nicht vollständig erklären, so
genügen sie doch, um zu zeigen, wie gering der Grad von Sorg-
falt war, welchen er bei derselben aufgewendet hat. Als ein
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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