Laboratorium beschränkt; als aber zu dieser Zeit unterirdische und bald darauf unterseeische Telegraphenleitungen eingeführt wurden, erkannte bald der praktische Ingenieur, von welchem Vortheil ihm bei der Untersuchung und Einrichtung die Kennt- niss der Elektricitätsgesetze wäre". Es sollte Hrn. Jenkin be- kannt sein, dass bereits in den Jahren 1847 und 1848 unterir- dische Leitungen von bedeutender Länge in Deutschland gebaut waren. Bei der Herstellung dieser Leitungen und bei der Aus- führung der leider oft nothwendigen Fehlerbestimmungen nach den von mir beschriebenen Methoden hatte der praktische In- genieur schon damals vielfach Gelegenheit, genaue Widerstands- messungen anzustellen und den Nutzen der Kenntniss der Natur- gesetze schätzen zu lernen! Vollständige, nach dem Gewichts- systeme eingerichtete Widerstandsscalen von 1 bis 10000 Ein- heiten m . Hg wurden schon im Jahre 1859 vielfach bei den Kabelprüfungen, die meinem Bruder Wilhelm und mir in Eng- land oblagen, benutzt. Es wird Hrn. Jenkin noch in der Er- innerung sein, dass er selbst die Prüfungen des indischen Kabels in Birkenhead unter meiner Leitung mit Hülfe solcher Scalen ausführte. Er hätte in seiner "historischen Uebersicht" nicht vergessen sollen hervorzuheben, dass bereits in unserem Berichte über das Rothe-Meer-Kabel im Jahre 1859 die Leitungs- und Isolationsverhältnisse desselben in m . Hg-Einheiten angegeben waren, und dass die von uns hierbei befolgte Methode den Wider- stand zu messen, welchen die isolirende Hülle dem elektrischen Strome entgegensetzt, und denselben mit dem aus dem specifi- schen Widerstande des isolirenden Materials berechneten Wider- stande zu vergleichen, die Grundlage des von uns eingeführten, rationellen Kabelprüfungssystems bildet, welches mit geringen Abweichungen in Methoden und Instrumenten noch jetzt allge- mein in Anwendung ist. Hr. Jenkin hätte ferner den Vortrag1) meines Bruders in der 18. Sitzung der British association nicht ganz mit Stillschweigen übergehen sollen, in welchem unser System der Kabelprüfungen vor, während und nach der Legung und der Fehlerbestimmung durch Widerstandsmessungen er-
1) Outline of the principles and practice involving in dealing with the electrical conditions of Submarine electric telegraphs by Werner and C. W. Siemens, Report of the British association, Oxford 1860.
Laboratorium beschränkt; als aber zu dieser Zeit unterirdische und bald darauf unterseeische Telegraphenleitungen eingeführt wurden, erkannte bald der praktische Ingenieur, von welchem Vortheil ihm bei der Untersuchung und Einrichtung die Kennt- niss der Elektricitätsgesetze wäre“. Es sollte Hrn. Jenkin be- kannt sein, dass bereits in den Jahren 1847 und 1848 unterir- dische Leitungen von bedeutender Länge in Deutschland gebaut waren. Bei der Herstellung dieser Leitungen und bei der Aus- führung der leider oft nothwendigen Fehlerbestimmungen nach den von mir beschriebenen Methoden hatte der praktische In- genieur schon damals vielfach Gelegenheit, genaue Widerstands- messungen anzustellen und den Nutzen der Kenntniss der Natur- gesetze schätzen zu lernen! Vollständige, nach dem Gewichts- systeme eingerichtete Widerstandsscalen von 1 bis 10000 Ein- heiten m . Hg wurden schon im Jahre 1859 vielfach bei den Kabelprüfungen, die meinem Bruder Wilhelm und mir in Eng- land oblagen, benutzt. Es wird Hrn. Jenkin noch in der Er- innerung sein, dass er selbst die Prüfungen des indischen Kabels in Birkenhead unter meiner Leitung mit Hülfe solcher Scalen ausführte. Er hätte in seiner „historischen Uebersicht“ nicht vergessen sollen hervorzuheben, dass bereits in unserem Berichte über das Rothe-Meer-Kabel im Jahre 1859 die Leitungs- und Isolationsverhältnisse desselben in m . Hg-Einheiten angegeben waren, und dass die von uns hierbei befolgte Methode den Wider- stand zu messen, welchen die isolirende Hülle dem elektrischen Strome entgegensetzt, und denselben mit dem aus dem specifi- schen Widerstande des isolirenden Materials berechneten Wider- stande zu vergleichen, die Grundlage des von uns eingeführten, rationellen Kabelprüfungssystems bildet, welches mit geringen Abweichungen in Methoden und Instrumenten noch jetzt allge- mein in Anwendung ist. Hr. Jenkin hätte ferner den Vortrag1) meines Bruders in der 18. Sitzung der British association nicht ganz mit Stillschweigen übergehen sollen, in welchem unser System der Kabelprüfungen vor, während und nach der Legung und der Fehlerbestimmung durch Widerstandsmessungen er-
1) Outline of the principles and practice involving in dealing with the electrical conditions of Submarine electric telegraphs by Werner and C. W. Siemens, Report of the British association, Oxford 1860.
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Laboratorium beschränkt; als aber zu dieser Zeit unterirdische
und bald darauf unterseeische Telegraphenleitungen eingeführt
wurden, erkannte bald der praktische Ingenieur, von welchem
Vortheil ihm bei der Untersuchung und Einrichtung die Kennt-
niss der Elektricitätsgesetze wäre“. Es sollte Hrn. Jenkin be-
kannt sein, dass bereits in den Jahren 1847 und 1848 unterir-
dische Leitungen von bedeutender Länge in Deutschland gebaut
waren. Bei der Herstellung dieser Leitungen und bei der Aus-
führung der leider oft nothwendigen Fehlerbestimmungen nach
den von mir beschriebenen Methoden hatte der praktische In-
genieur schon damals vielfach Gelegenheit, genaue Widerstands-
messungen anzustellen und den Nutzen der Kenntniss der Natur-
gesetze schätzen zu lernen! Vollständige, nach dem Gewichts-
systeme eingerichtete Widerstandsscalen von 1 bis 10000 Ein-
heiten m . Hg wurden schon im Jahre 1859 vielfach bei den
Kabelprüfungen, die meinem Bruder Wilhelm und mir in Eng-
land oblagen, benutzt. Es wird Hrn. Jenkin noch in der Er-
innerung sein, dass er selbst die Prüfungen des indischen Kabels
in Birkenhead unter meiner Leitung mit Hülfe solcher Scalen
ausführte. Er hätte in seiner „historischen Uebersicht“ nicht
vergessen sollen hervorzuheben, dass bereits in unserem Berichte
über das Rothe-Meer-Kabel im Jahre 1859 die Leitungs- und
Isolationsverhältnisse desselben in m . Hg-Einheiten angegeben
waren, und dass die von uns hierbei befolgte Methode den Wider-
stand zu messen, welchen die isolirende Hülle dem elektrischen
Strome entgegensetzt, und denselben mit dem aus dem specifi-
schen Widerstande des isolirenden Materials berechneten Wider-
stande zu vergleichen, die Grundlage des von uns eingeführten,
rationellen Kabelprüfungssystems bildet, welches mit geringen
Abweichungen in Methoden und Instrumenten noch jetzt allge-
mein in Anwendung ist. Hr. Jenkin hätte ferner den Vortrag 1)
meines Bruders in der 18. Sitzung der British association nicht
ganz mit Stillschweigen übergehen sollen, in welchem unser
System der Kabelprüfungen vor, während und nach der Legung
und der Fehlerbestimmung durch Widerstandsmessungen er-
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W. Siemens, Report of the British association, Oxford 1860.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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