der Rotation der Cylinder erzeugten Marken von den in gleicher Weise bei ruhenden Cylindern hervorgebrachten war dann das Mass der Zeit, welche die Elektricität zum Durchlaufen des halben Kreislaufes gebrauchte.
Der Ausführung dieses Planes standen erhebliche Schwierig- keiten entgegen. Diese bestanden einmal in der Schwierigkeit, 4 gleich lange, von demselben Orte ausgehende, hinlänglich gut isolirte Leitungen zu beschaffen, hauptsächlich aber in der me- chanischen Aufgabe, zwei von einander und vom Erdboden völlig isolirte Stahlcylinder so leicht herzustellen und so vollkommen zu centriren, dass ihnen die nöthige Umdrehungsgeschwindigkeit von 100 bis 150 Umdrehungen in der Secunde gegeben werden konnte. Ich wandte daher eine veränderte Methode an, bei welcher nur Ein nicht isolirter Stahlcylinder und nur Eine Doppelleitung erforderlich war.
Sie beruht auf der Anwendung zweier Leydener Flaschen oder Ladungstafeln, von denen die innere Belegung der einen direct durch einen kurzen Draht, die der anderen durch die lange Kreisleitung mit der dem rotirenden, zur Erde abgeleiteten Cy- linder nahe gegenüberstehenden Spitze verbunden ist. Die äusseren, isolirten Belegungen der Flaschen sind metallisch verbunden. Werden sie zur Erde abgeleitet, so wird in demselben Momente die Elektricität der inneren Belegung beider Flaschen frei und entladet sich durch die Spitze und den rotirenden Cylinder zur Erde. Ist die Rotation hinlänglich geschwind und die Leitung lang genug, so entstehen auf dem Cylinder zwei räumlich ge- trennte Marken, deren Abstand das Mass der Zeit ist, welche die Elektricität zum Durchlaufen der Drahtleitung von der Flasche zur Spitze gebrauchte.
Ich modificirte diese Anordnung auch in der Weise, dass ich anstatt einer Spitze deren zwei dem Cylindermantel gegen- überstellte und die eine Spitze direct mit der einen, die andere durch die Leitung mit der anderen Flasche verband. Die Spitzen wurden möglichst nahe nebeneinander gestellt, so dass die gleich- zeitig von beiden bei ruhendem Cylinder hervorgebrachten Marken dicht beisammen und möglichst in einer mit der Axe parallelen Ebene lagen. Es wurde dann zuerst eine Entladung der Flaschen bei ruhendem Cylinder und darauf erst die zur Messung dienende
der Rotation der Cylinder erzeugten Marken von den in gleicher Weise bei ruhenden Cylindern hervorgebrachten war dann das Mass der Zeit, welche die Elektricität zum Durchlaufen des halben Kreislaufes gebrauchte.
Der Ausführung dieses Planes standen erhebliche Schwierig- keiten entgegen. Diese bestanden einmal in der Schwierigkeit, 4 gleich lange, von demselben Orte ausgehende, hinlänglich gut isolirte Leitungen zu beschaffen, hauptsächlich aber in der me- chanischen Aufgabe, zwei von einander und vom Erdboden völlig isolirte Stahlcylinder so leicht herzustellen und so vollkommen zu centriren, dass ihnen die nöthige Umdrehungsgeschwindigkeit von 100 bis 150 Umdrehungen in der Secunde gegeben werden konnte. Ich wandte daher eine veränderte Methode an, bei welcher nur Ein nicht isolirter Stahlcylinder und nur Eine Doppelleitung erforderlich war.
Sie beruht auf der Anwendung zweier Leydener Flaschen oder Ladungstafeln, von denen die innere Belegung der einen direct durch einen kurzen Draht, die der anderen durch die lange Kreisleitung mit der dem rotirenden, zur Erde abgeleiteten Cy- linder nahe gegenüberstehenden Spitze verbunden ist. Die äusseren, isolirten Belegungen der Flaschen sind metallisch verbunden. Werden sie zur Erde abgeleitet, so wird in demselben Momente die Elektricität der inneren Belegung beider Flaschen frei und entladet sich durch die Spitze und den rotirenden Cylinder zur Erde. Ist die Rotation hinlänglich geschwind und die Leitung lang genug, so entstehen auf dem Cylinder zwei räumlich ge- trennte Marken, deren Abstand das Mass der Zeit ist, welche die Elektricität zum Durchlaufen der Drahtleitung von der Flasche zur Spitze gebrauchte.
Ich modificirte diese Anordnung auch in der Weise, dass ich anstatt einer Spitze deren zwei dem Cylindermantel gegen- überstellte und die eine Spitze direct mit der einen, die andere durch die Leitung mit der anderen Flasche verband. Die Spitzen wurden möglichst nahe nebeneinander gestellt, so dass die gleich- zeitig von beiden bei ruhendem Cylinder hervorgebrachten Marken dicht beisammen und möglichst in einer mit der Axe parallelen Ebene lagen. Es wurde dann zuerst eine Entladung der Flaschen bei ruhendem Cylinder und darauf erst die zur Messung dienende
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der Rotation der Cylinder erzeugten Marken von den in gleicher
Weise bei ruhenden Cylindern hervorgebrachten war dann das
Mass der Zeit, welche die Elektricität zum Durchlaufen des halben
Kreislaufes gebrauchte.
Der Ausführung dieses Planes standen erhebliche Schwierig-
keiten entgegen. Diese bestanden einmal in der Schwierigkeit,
4 gleich lange, von demselben Orte ausgehende, hinlänglich gut
isolirte Leitungen zu beschaffen, hauptsächlich aber in der me-
chanischen Aufgabe, zwei von einander und vom Erdboden völlig
isolirte Stahlcylinder so leicht herzustellen und so vollkommen
zu centriren, dass ihnen die nöthige Umdrehungsgeschwindigkeit
von 100 bis 150 Umdrehungen in der Secunde gegeben werden
konnte. Ich wandte daher eine veränderte Methode an, bei welcher
nur Ein nicht isolirter Stahlcylinder und nur Eine Doppelleitung
erforderlich war.
Sie beruht auf der Anwendung zweier Leydener Flaschen
oder Ladungstafeln, von denen die innere Belegung der einen
direct durch einen kurzen Draht, die der anderen durch die lange
Kreisleitung mit der dem rotirenden, zur Erde abgeleiteten Cy-
linder nahe gegenüberstehenden Spitze verbunden ist. Die äusseren,
isolirten Belegungen der Flaschen sind metallisch verbunden.
Werden sie zur Erde abgeleitet, so wird in demselben Momente
die Elektricität der inneren Belegung beider Flaschen frei und
entladet sich durch die Spitze und den rotirenden Cylinder zur
Erde. Ist die Rotation hinlänglich geschwind und die Leitung
lang genug, so entstehen auf dem Cylinder zwei räumlich ge-
trennte Marken, deren Abstand das Mass der Zeit ist, welche
die Elektricität zum Durchlaufen der Drahtleitung von der Flasche
zur Spitze gebrauchte.
Ich modificirte diese Anordnung auch in der Weise, dass
ich anstatt einer Spitze deren zwei dem Cylindermantel gegen-
überstellte und die eine Spitze direct mit der einen, die andere
durch die Leitung mit der anderen Flasche verband. Die Spitzen
wurden möglichst nahe nebeneinander gestellt, so dass die gleich-
zeitig von beiden bei ruhendem Cylinder hervorgebrachten Marken
dicht beisammen und möglichst in einer mit der Axe parallelen
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/384>, abgerufen am 22.11.2024.
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