Wenn dem so wäre, so müsste die fast 3 mal so lange Lei- tung Sagan-Malmitz eine ca. 9 mal grössere Verzögerung ergeben haben wie die Leitung Sagan-Streckenblock, während die Ge- schwindigkeit nach den unter gleichen Bedingungen angestellten Versuchen mit Doppelspitzen sich wie 31 : 32,6 verhielt. Doch abgesehen von diesen, dem quadratischen Verzögerungsgesetze widersprechenden Zahlen ist die Verzögerung überhaupt viel zu gross, um durch Ladungsverzögerung erklärt werden zu können. Die Flaschencapacität der beiden Leitungen wurde von Herrn Dr. Frölich mit der continuirlichen Wippe nach der früher von mir zur Ermittelung der Ladungsgesetze benutzten Methode1) ge- messen. Die Messung ergab:
Für Sagan-Malmitz m. f.
Galvanometer im Ladungskreise 0,181
im Entladungskreise 0,120
im Mittel 0,1505
Für Sagan-Streckenblock
Galvanometer im Ladungskreise 0,066
im Entladungskreise 0,061
im Mittel 0,0635
was im Mittel eine Flaschencapacität der oberirdischen Leitung von 5 mm. Drahtstärke von 0,053 m. f. pro Meile ergiebt.
Als Einheit der Capacität ist das in der Kabeltechnik ein- geführte, aus der Weberschen absoluten Einheit der Elektricitäts- menge abgeleitete sogen. Mikrofarad (m. f.) angenommen.
Zur directen Vergleichung der gemessenen Verzögerungs- werthe mit denjenigen, welche sich als Folge der Ladung der Drähte herausstellen müssen, können die Verzögerungsmessungen dienen, welche Hr. Dr. Obach mit Hülfe eines künstlichen Kabels, d. h. einer Serie von 32 Condensern a ca. 20 m. f., die durch Widerstände von je 550 E. untereinander verbunden waren, in meinem Laboratorium angestellt hat.
Die Messungen geschahen mit meinem ungemein empfind- lichen elektrodynamischen (eisenfreien) Relais und einem chemischen Schreibtelegraphen mit Doppelnadel.
1) Pogg. Ann. 102, 66.
Wenn dem so wäre, so müsste die fast 3 mal so lange Lei- tung Sagan-Malmitz eine ca. 9 mal grössere Verzögerung ergeben haben wie die Leitung Sagan-Streckenblock, während die Ge- schwindigkeit nach den unter gleichen Bedingungen angestellten Versuchen mit Doppelspitzen sich wie 31 : 32,6 verhielt. Doch abgesehen von diesen, dem quadratischen Verzögerungsgesetze widersprechenden Zahlen ist die Verzögerung überhaupt viel zu gross, um durch Ladungsverzögerung erklärt werden zu können. Die Flaschencapacität der beiden Leitungen wurde von Herrn Dr. Frölich mit der continuirlichen Wippe nach der früher von mir zur Ermittelung der Ladungsgesetze benutzten Methode1) ge- messen. Die Messung ergab:
Für Sagan-Malmitz m. f.
Galvanometer im Ladungskreise 0,181
im Entladungskreise 0,120
im Mittel 0,1505
Für Sagan-Streckenblock
Galvanometer im Ladungskreise 0,066
im Entladungskreise 0,061
im Mittel 0,0635
was im Mittel eine Flaschencapacität der oberirdischen Leitung von 5 mm. Drahtstärke von 0,053 m. f. pro Meile ergiebt.
Als Einheit der Capacität ist das in der Kabeltechnik ein- geführte, aus der Weberschen absoluten Einheit der Elektricitäts- menge abgeleitete sogen. Mikrofarad (m. f.) angenommen.
Zur directen Vergleichung der gemessenen Verzögerungs- werthe mit denjenigen, welche sich als Folge der Ladung der Drähte herausstellen müssen, können die Verzögerungsmessungen dienen, welche Hr. Dr. Obach mit Hülfe eines künstlichen Kabels, d. h. einer Serie von 32 Condensern à ca. 20 m. f., die durch Widerstände von je 550 E. untereinander verbunden waren, in meinem Laboratorium angestellt hat.
Die Messungen geschahen mit meinem ungemein empfind- lichen elektrodynamischen (eisenfreien) Relais und einem chemischen Schreibtelegraphen mit Doppelnadel.
1) Pogg. Ann. 102, 66.
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Wenn dem so wäre, so müsste die fast 3 mal so lange Lei-
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haben wie die Leitung Sagan-Streckenblock, während die Ge-
schwindigkeit nach den unter gleichen Bedingungen angestellten
Versuchen mit Doppelspitzen sich wie 31 : 32,6 verhielt. Doch
abgesehen von diesen, dem quadratischen Verzögerungsgesetze
widersprechenden Zahlen ist die Verzögerung überhaupt viel zu
gross, um durch Ladungsverzögerung erklärt werden zu können.
Die Flaschencapacität der beiden Leitungen wurde von Herrn
Dr. Frölich mit der continuirlichen Wippe nach der früher von
mir zur Ermittelung der Ladungsgesetze benutzten Methode 1) ge-
messen. Die Messung ergab:
Für Sagan-Malmitz m. f.
Galvanometer im Ladungskreise 0,181
im Entladungskreise 0,120
im Mittel 0,1505
Für Sagan-Streckenblock
Galvanometer im Ladungskreise 0,066
im Entladungskreise 0,061
im Mittel 0,0635
was im Mittel eine Flaschencapacität der oberirdischen Leitung
von 5 mm. Drahtstärke von 0,053 m. f. pro Meile ergiebt.
Als Einheit der Capacität ist das in der Kabeltechnik ein-
geführte, aus der Weberschen absoluten Einheit der Elektricitäts-
menge abgeleitete sogen. Mikrofarad (m. f.) angenommen.
Zur directen Vergleichung der gemessenen Verzögerungs-
werthe mit denjenigen, welche sich als Folge der Ladung der
Drähte herausstellen müssen, können die Verzögerungsmessungen
dienen, welche Hr. Dr. Obach mit Hülfe eines künstlichen Kabels,
d. h. einer Serie von 32 Condensern à ca. 20 m. f., die durch
Widerstände von je 550 E. untereinander verbunden waren, in
meinem Laboratorium angestellt hat.
Die Messungen geschahen mit meinem ungemein empfind-
lichen elektrodynamischen (eisenfreien) Relais und einem chemischen
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1) Pogg. Ann. 102, 66.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/392>, abgerufen am 22.11.2024.
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