Ruhelage hinaus. Die Grösse dieser Ueberschreitung der Ruhe- lage ist dann ein Mass der Stärke der Polarisation. Die später angeführten Polarisationsmessungen sind in dieser Weise ausge- führt, wenn nicht angegeben ist, dass sie mit der continuirlichen Wippe oder ohne gleichzeitige Strommessung, von der Ruhestel- lung aus, angestellt sind.
Wie sich aus dem Anblick der Curve A, A' ergiebt, nimmt die Leitungsfähigkeit mit wachsender Temperatur in schneller Progression zu. Bei der ersten Messung bei 50 °C. war sie 15, bei 100° : 78, bei 150° : 290, bei 200° : 927. Auf dieser Tempe- ratur wurde das Bad 15 Minuten lang erhalten. Die Leitungs- fähigkeit sank dadurch auf 819 zurück und erhob sich erst nach weiterer Erhitzung auf 203° wieder bis 923. Als die Tempera- tur nun wieder 50 Minuten nahe constant erhalten wurde, sank die Leitungsfähigkeit wieder bis auf 815 hinab. Bei der jetzt beginnenden Abkühlung war sie bei 200° : 789, bei 150 : 267, bei 130° : 170, wo der Versuch abgebrochen werden musste. Am folgenden Tage wurde der Versuch in gleicher Weise wieder- holt und ergab die ähnlichen, in Curve A bei aufsteigenden und Curve A' bei fallenden Temperaturen dargestellten Curven. Dr. Frölich hat versucht, eine empirische Formel für die Abhängig- keit der Leitungsfähigkeit von der Temperatur aufzustellen. Die Curve B ist nach der von ihm gefundenen Formel k = C + a.eat oder in Zahlen k = -- 17 + 8.48 (1,025)t, gezeichnet. Hiernach ist, da C = k--infinity, d. h. die Leitungsfähigkeit bei sehr niederer Temperatur
[Formel 1]
d. h. das Wachsthum der Leitungsfähigkeit k' proportional mit k' selbst.
Die beschriebenen Versuche waren mit Zuleitungen aus Gaskohle angestellt, um sicher zu sein, dass keine Verbindung des geschmolzenen oder stark erhitzten Selens mit denselben einträte. Nachdem ich mich aber überzeugt hatte, dass weder Platina noch Eisen von festem Selen angegriffen wird, benutzte ich bei den weiteren Versuchen die weit bequemeren, oben be-
Ruhelage hinaus. Die Grösse dieser Ueberschreitung der Ruhe- lage ist dann ein Mass der Stärke der Polarisation. Die später angeführten Polarisationsmessungen sind in dieser Weise ausge- führt, wenn nicht angegeben ist, dass sie mit der continuirlichen Wippe oder ohne gleichzeitige Strommessung, von der Ruhestel- lung aus, angestellt sind.
Wie sich aus dem Anblick der Curve A, A' ergiebt, nimmt die Leitungsfähigkeit mit wachsender Temperatur in schneller Progression zu. Bei der ersten Messung bei 50 °C. war sie 15, bei 100° : 78, bei 150° : 290, bei 200° : 927. Auf dieser Tempe- ratur wurde das Bad 15 Minuten lang erhalten. Die Leitungs- fähigkeit sank dadurch auf 819 zurück und erhob sich erst nach weiterer Erhitzung auf 203° wieder bis 923. Als die Tempera- tur nun wieder 50 Minuten nahe constant erhalten wurde, sank die Leitungsfähigkeit wieder bis auf 815 hinab. Bei der jetzt beginnenden Abkühlung war sie bei 200° : 789, bei 150 : 267, bei 130° : 170, wo der Versuch abgebrochen werden musste. Am folgenden Tage wurde der Versuch in gleicher Weise wieder- holt und ergab die ähnlichen, in Curve A bei aufsteigenden und Curve A' bei fallenden Temperaturen dargestellten Curven. Dr. Frölich hat versucht, eine empirische Formel für die Abhängig- keit der Leitungsfähigkeit von der Temperatur aufzustellen. Die Curve B ist nach der von ihm gefundenen Formel k = C + a.eat oder in Zahlen k = — 17 + 8.48 (1,025)t, gezeichnet. Hiernach ist, da C = k—∞, d. h. die Leitungsfähigkeit bei sehr niederer Temperatur
[Formel 1]
d. h. das Wachsthum der Leitungsfähigkeit k' proportional mit k' selbst.
Die beschriebenen Versuche waren mit Zuleitungen aus Gaskohle angestellt, um sicher zu sein, dass keine Verbindung des geschmolzenen oder stark erhitzten Selens mit denselben einträte. Nachdem ich mich aber überzeugt hatte, dass weder Platina noch Eisen von festem Selen angegriffen wird, benutzte ich bei den weiteren Versuchen die weit bequemeren, oben be-
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Ruhelage hinaus. Die Grösse dieser Ueberschreitung der Ruhe-
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angeführten Polarisationsmessungen sind in dieser Weise ausge-
führt, wenn nicht angegeben ist, dass sie mit der continuirlichen
Wippe oder ohne gleichzeitige Strommessung, von der Ruhestel-
lung aus, angestellt sind.
Wie sich aus dem Anblick der Curve A, A' ergiebt, nimmt
die Leitungsfähigkeit mit wachsender Temperatur in schneller
Progression zu. Bei der ersten Messung bei 50 °C. war sie 15,
bei 100° : 78, bei 150° : 290, bei 200° : 927. Auf dieser Tempe-
ratur wurde das Bad 15 Minuten lang erhalten. Die Leitungs-
fähigkeit sank dadurch auf 819 zurück und erhob sich erst nach
weiterer Erhitzung auf 203° wieder bis 923. Als die Tempera-
tur nun wieder 50 Minuten nahe constant erhalten wurde, sank
die Leitungsfähigkeit wieder bis auf 815 hinab. Bei der jetzt
beginnenden Abkühlung war sie bei 200° : 789, bei 150 : 267,
bei 130° : 170, wo der Versuch abgebrochen werden musste. Am
folgenden Tage wurde der Versuch in gleicher Weise wieder-
holt und ergab die ähnlichen, in Curve A bei aufsteigenden und
Curve A' bei fallenden Temperaturen dargestellten Curven. Dr.
Frölich hat versucht, eine empirische Formel für die Abhängig-
keit der Leitungsfähigkeit von der Temperatur aufzustellen. Die
Curve B ist nach der von ihm gefundenen Formel k = C + a.eat
oder in Zahlen k = — 17 + 8.48 (1,025)t, gezeichnet. Hiernach
ist, da C = k—∞, d. h. die Leitungsfähigkeit bei sehr niederer
Temperatur
[FORMEL] d. h. das Wachsthum der Leitungsfähigkeit k' proportional mit
k' selbst.
Die beschriebenen Versuche waren mit Zuleitungen aus
Gaskohle angestellt, um sicher zu sein, dass keine Verbindung
des geschmolzenen oder stark erhitzten Selens mit denselben
einträte. Nachdem ich mich aber überzeugt hatte, dass weder
Platina noch Eisen von festem Selen angegriffen wird, benutzte
ich bei den weiteren Versuchen die weit bequemeren, oben be-
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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