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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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sicht dazu gäbe wohl das Tellur, da dessen Leitungsfähigkeit
nur 0,00042 von der des Goldes ist, falls es gelingen sollte, das
Tellur in so dünnen leitenden Schichten darzustellen, wie das
Goldblatt.

Die Gründe, aus welchen ich die Annahme einer auf allen
Metallen auftretenden, leitenden Beleuchtungsschicht verwarf,
stützen sich daher nicht auf die negativen Resultate meiner
Bemühungen, die Lichtempfindlichkeit bei anderen Körpern als
Selen nachzuweisen, sondern wesentlich darauf, dass die Licht-
empfindlichkeit des Selens in hohem Grade abhängig ist von der
Reinheit und molekularen Beschaffenheit desselben. Die ge-
ringste Verunreinigung mit anderen Metallen vermindert seine
Lichtempfindlichkeit in sehr hohem Grade. Als ich dem zur
Anfertigung von Selenplättchen benutzten Selen nur 1/2 Proc.
Silber zusetzte, war gar keine Lichtempfindlichkeit mehr wahr-
zunehmen. Durch zu starke Lichtwirkung, durch starke Abküh-
lung oder Erhitzung wird die Lichtempfindlichkeit in hohem
Grade beeinträchtigt, selbst wenn keine wesentliche Veränderung
der Leitungsfähigkeit des Präparates selbst eintritt. Alles dies
wäre nur schwer erklärlich, wenn sich auf der Selen-Oberfläche
eine leitende Schicht durch Einwirkung des Lichtes bildete, die
von dem unter ihr liegenden Leiter unabhängig wäre. Es liesse
sich die Entstehung einer solchen leitenden Beleuchtungsschicht
überhaupt wohl nur so erklären, dass man annähme, es würden
die auf der Oberfläche der Metalle condensirten Gase durch
Lichtwirkung chemisch so modificirt, dass sie leitend würden,
und dass nach dem Aufhören der Beleuchtung eine Rückbildung
in den nicht leitenden Zustand einträte. Dann müsste aber eine
an Glas oder Glimmer durch Schmelzung fest anliegende Selen-
schicht gar keine oder doch nur eine weit geringere Licht-
empfindlichkeit zeigen, als eine der Luft ausgesetzte; dies ist
jedoch nicht der Fall, wie schon aus der Construction meiner
lichtempfindlichen Selen-Präparate sich ergiebt, die zwischen
Glimmerplatten eingeschmolzen werden.

Wenn ich aber durch diese Betrachtungen auch in der An-
sicht bestärkt wurde, dass die Lichtempfindlichkeit eine specifische
Eigenschaft bestimmter Selen-Modificationen sei und bei anderen
Körpern nicht vorkomme, so erschien es mir doch durchaus

sicht dazu gäbe wohl das Tellur, da dessen Leitungsfähigkeit
nur 0,00042 von der des Goldes ist, falls es gelingen sollte, das
Tellur in so dünnen leitenden Schichten darzustellen, wie das
Goldblatt.

Die Gründe, aus welchen ich die Annahme einer auf allen
Metallen auftretenden, leitenden Beleuchtungsschicht verwarf,
stützen sich daher nicht auf die negativen Resultate meiner
Bemühungen, die Lichtempfindlichkeit bei anderen Körpern als
Selen nachzuweisen, sondern wesentlich darauf, dass die Licht-
empfindlichkeit des Selens in hohem Grade abhängig ist von der
Reinheit und molekularen Beschaffenheit desselben. Die ge-
ringste Verunreinigung mit anderen Metallen vermindert seine
Lichtempfindlichkeit in sehr hohem Grade. Als ich dem zur
Anfertigung von Selenplättchen benutzten Selen nur ½ Proc.
Silber zusetzte, war gar keine Lichtempfindlichkeit mehr wahr-
zunehmen. Durch zu starke Lichtwirkung, durch starke Abküh-
lung oder Erhitzung wird die Lichtempfindlichkeit in hohem
Grade beeinträchtigt, selbst wenn keine wesentliche Veränderung
der Leitungsfähigkeit des Präparates selbst eintritt. Alles dies
wäre nur schwer erklärlich, wenn sich auf der Selen-Oberfläche
eine leitende Schicht durch Einwirkung des Lichtes bildete, die
von dem unter ihr liegenden Leiter unabhängig wäre. Es liesse
sich die Entstehung einer solchen leitenden Beleuchtungsschicht
überhaupt wohl nur so erklären, dass man annähme, es würden
die auf der Oberfläche der Metalle condensirten Gase durch
Lichtwirkung chemisch so modificirt, dass sie leitend würden,
und dass nach dem Aufhören der Beleuchtung eine Rückbildung
in den nicht leitenden Zustand einträte. Dann müsste aber eine
an Glas oder Glimmer durch Schmelzung fest anliegende Selen-
schicht gar keine oder doch nur eine weit geringere Licht-
empfindlichkeit zeigen, als eine der Luft ausgesetzte; dies ist
jedoch nicht der Fall, wie schon aus der Construction meiner
lichtempfindlichen Selen-Präparate sich ergiebt, die zwischen
Glimmerplatten eingeschmolzen werden.

Wenn ich aber durch diese Betrachtungen auch in der An-
sicht bestärkt wurde, dass die Lichtempfindlichkeit eine specifische
Eigenschaft bestimmter Selen-Modificationen sei und bei anderen
Körpern nicht vorkomme, so erschien es mir doch durchaus

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[402/0424] sicht dazu gäbe wohl das Tellur, da dessen Leitungsfähigkeit nur 0,00042 von der des Goldes ist, falls es gelingen sollte, das Tellur in so dünnen leitenden Schichten darzustellen, wie das Goldblatt. Die Gründe, aus welchen ich die Annahme einer auf allen Metallen auftretenden, leitenden Beleuchtungsschicht verwarf, stützen sich daher nicht auf die negativen Resultate meiner Bemühungen, die Lichtempfindlichkeit bei anderen Körpern als Selen nachzuweisen, sondern wesentlich darauf, dass die Licht- empfindlichkeit des Selens in hohem Grade abhängig ist von der Reinheit und molekularen Beschaffenheit desselben. Die ge- ringste Verunreinigung mit anderen Metallen vermindert seine Lichtempfindlichkeit in sehr hohem Grade. Als ich dem zur Anfertigung von Selenplättchen benutzten Selen nur ½ Proc. Silber zusetzte, war gar keine Lichtempfindlichkeit mehr wahr- zunehmen. Durch zu starke Lichtwirkung, durch starke Abküh- lung oder Erhitzung wird die Lichtempfindlichkeit in hohem Grade beeinträchtigt, selbst wenn keine wesentliche Veränderung der Leitungsfähigkeit des Präparates selbst eintritt. Alles dies wäre nur schwer erklärlich, wenn sich auf der Selen-Oberfläche eine leitende Schicht durch Einwirkung des Lichtes bildete, die von dem unter ihr liegenden Leiter unabhängig wäre. Es liesse sich die Entstehung einer solchen leitenden Beleuchtungsschicht überhaupt wohl nur so erklären, dass man annähme, es würden die auf der Oberfläche der Metalle condensirten Gase durch Lichtwirkung chemisch so modificirt, dass sie leitend würden, und dass nach dem Aufhören der Beleuchtung eine Rückbildung in den nicht leitenden Zustand einträte. Dann müsste aber eine an Glas oder Glimmer durch Schmelzung fest anliegende Selen- schicht gar keine oder doch nur eine weit geringere Licht- empfindlichkeit zeigen, als eine der Luft ausgesetzte; dies ist jedoch nicht der Fall, wie schon aus der Construction meiner lichtempfindlichen Selen-Präparate sich ergiebt, die zwischen Glimmerplatten eingeschmolzen werden. Wenn ich aber durch diese Betrachtungen auch in der An- sicht bestärkt wurde, dass die Lichtempfindlichkeit eine specifische Eigenschaft bestimmter Selen-Modificationen sei und bei anderen Körpern nicht vorkomme, so erschien es mir doch durchaus

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/424>, abgerufen am 22.11.2024.