nicht unmöglich, dass empfindlichere Methoden und Instrumente, als ich sie benutzte, eine Lichtempfindlichkeit auch bei anderen Metallen nachweisen könnten. Das Experiment konnte hier allein entscheiden.
Bei der Arbeit des Hrn. Börnstein waren mir, ausser eini- gen missverstandenen Anführungen aus meiner Untersuchung, auf die ich später zurückkomme, von vorn herein einige seiner Resul- tate sehr auffallend. Einmal findet er bei Platindrähten von 0,00022 mm Dicke eine noch etwas grössere Zunahme der Lei- tungsfähigkeit wie bei einem Goldblatte von
[Formel 1]
mm Dicke, obgleich die Verhältnisse der Projection der beleuchteten Fläche zum Querschnitte des Metalls in beiden Fällen sich wie 2348:1 verhält. Wäre dies richtig, so müsste die lichtempfindliche Schicht beim Platin über 2000 mal besser leiten, wie beim Golde, was jedenfalls nicht wahrscheinlich erscheint. In gleichem Grade auf- fällig ist die überraschend grosse Verschiedenheit der Lichtempfind- lichkeit, welche sich durch Messung mittelst der Brücken- und der Weber'schen Dämpfungsmethode ergibt. Während die Brücken- messung eine Vermehrung der Leitungsfähigkeit von etwa 0,01 pCt. nachwies, ergab die Dämpfungsmethode unter ähnlichen Verhältnissen eine Vergrösserung der Leitungsfähigkeit von 3 bis 5 pCt., dieselbe war also in diesem Falle 300 bis 500 mal so gross, als im ersten. Hr. Börnstein vermuthet, dass diese grosse Verschiedenheit seiner Messresultate davon herrührt, dass die durch den schwingenden Magnetstab in den Drahtwindungen er- zeugten Ströme sehr viel schwächer gewesen seien, als die des Leclanche'schen Elementes, mit dem er die Brückenmessungen ausführte, und begründet hierauf den Satz, dass "die vom elek- trischen Strome erzeugte Verminderung der Leitungsfähigkeit, die er als elektrische Nachwirkung bezeichnete, begleitet sei von einer Abnahme der Lichtempfindlichkeit". Wie gross die elektromoto- rischen Kräfte waren, welche von den schwingenden Magnetstäben in den Windungen erzeugt wurden, mag dahin gestellt bleiben, da eine Berechnung nicht ausführbar ist, weil die bezüglichen An- gaben des Hrn. Börnstein nicht vollständig genug sind. Jedenfalls widerspricht aber eine so grosse Abhängigkeit der Lichtwirkung von der Stromstärke den beim Selen gemachten Erfahrungen.
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nicht unmöglich, dass empfindlichere Methoden und Instrumente, als ich sie benutzte, eine Lichtempfindlichkeit auch bei anderen Metallen nachweisen könnten. Das Experiment konnte hier allein entscheiden.
Bei der Arbeit des Hrn. Börnstein waren mir, ausser eini- gen missverstandenen Anführungen aus meiner Untersuchung, auf die ich später zurückkomme, von vorn herein einige seiner Resul- tate sehr auffallend. Einmal findet er bei Platindrähten von 0,00022 mm Dicke eine noch etwas grössere Zunahme der Lei- tungsfähigkeit wie bei einem Goldblatte von
[Formel 1]
mm Dicke, obgleich die Verhältnisse der Projection der beleuchteten Fläche zum Querschnitte des Metalls in beiden Fällen sich wie 2348:1 verhält. Wäre dies richtig, so müsste die lichtempfindliche Schicht beim Platin über 2000 mal besser leiten, wie beim Golde, was jedenfalls nicht wahrscheinlich erscheint. In gleichem Grade auf- fällig ist die überraschend grosse Verschiedenheit der Lichtempfind- lichkeit, welche sich durch Messung mittelst der Brücken- und der Weber’schen Dämpfungsmethode ergibt. Während die Brücken- messung eine Vermehrung der Leitungsfähigkeit von etwa 0,01 pCt. nachwies, ergab die Dämpfungsmethode unter ähnlichen Verhältnissen eine Vergrösserung der Leitungsfähigkeit von 3 bis 5 pCt., dieselbe war also in diesem Falle 300 bis 500 mal so gross, als im ersten. Hr. Börnstein vermuthet, dass diese grosse Verschiedenheit seiner Messresultate davon herrührt, dass die durch den schwingenden Magnetstab in den Drahtwindungen er- zeugten Ströme sehr viel schwächer gewesen seien, als die des Leclanché’schen Elementes, mit dem er die Brückenmessungen ausführte, und begründet hierauf den Satz, dass „die vom elek- trischen Strome erzeugte Verminderung der Leitungsfähigkeit, die er als elektrische Nachwirkung bezeichnete, begleitet sei von einer Abnahme der Lichtempfindlichkeit“. Wie gross die elektromoto- rischen Kräfte waren, welche von den schwingenden Magnetstäben in den Windungen erzeugt wurden, mag dahin gestellt bleiben, da eine Berechnung nicht ausführbar ist, weil die bezüglichen An- gaben des Hrn. Börnstein nicht vollständig genug sind. Jedenfalls widerspricht aber eine so grosse Abhängigkeit der Lichtwirkung von der Stromstärke den beim Selen gemachten Erfahrungen.
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nicht unmöglich, dass empfindlichere Methoden und Instrumente,
als ich sie benutzte, eine Lichtempfindlichkeit auch bei anderen
Metallen nachweisen könnten. Das Experiment konnte hier allein
entscheiden.
Bei der Arbeit des Hrn. Börnstein waren mir, ausser eini-
gen missverstandenen Anführungen aus meiner Untersuchung, auf
die ich später zurückkomme, von vorn herein einige seiner Resul-
tate sehr auffallend. Einmal findet er bei Platindrähten von
0,00022 mm Dicke eine noch etwas grössere Zunahme der Lei-
tungsfähigkeit wie bei einem Goldblatte von [FORMEL] mm Dicke,
obgleich die Verhältnisse der Projection der beleuchteten Fläche
zum Querschnitte des Metalls in beiden Fällen sich wie 2348:1
verhält. Wäre dies richtig, so müsste die lichtempfindliche Schicht
beim Platin über 2000 mal besser leiten, wie beim Golde, was
jedenfalls nicht wahrscheinlich erscheint. In gleichem Grade auf-
fällig ist die überraschend grosse Verschiedenheit der Lichtempfind-
lichkeit, welche sich durch Messung mittelst der Brücken- und
der Weber’schen Dämpfungsmethode ergibt. Während die Brücken-
messung eine Vermehrung der Leitungsfähigkeit von etwa 0,01
pCt. nachwies, ergab die Dämpfungsmethode unter ähnlichen
Verhältnissen eine Vergrösserung der Leitungsfähigkeit von 3 bis
5 pCt., dieselbe war also in diesem Falle 300 bis 500 mal so
gross, als im ersten. Hr. Börnstein vermuthet, dass diese grosse
Verschiedenheit seiner Messresultate davon herrührt, dass die
durch den schwingenden Magnetstab in den Drahtwindungen er-
zeugten Ströme sehr viel schwächer gewesen seien, als die des
Leclanché’schen Elementes, mit dem er die Brückenmessungen
ausführte, und begründet hierauf den Satz, dass „die vom elek-
trischen Strome erzeugte Verminderung der Leitungsfähigkeit, die
er als elektrische Nachwirkung bezeichnete, begleitet sei von einer
Abnahme der Lichtempfindlichkeit“. Wie gross die elektromoto-
rischen Kräfte waren, welche von den schwingenden Magnetstäben
in den Windungen erzeugt wurden, mag dahin gestellt bleiben,
da eine Berechnung nicht ausführbar ist, weil die bezüglichen An-
gaben des Hrn. Börnstein nicht vollständig genug sind. Jedenfalls
widerspricht aber eine so grosse Abhängigkeit der Lichtwirkung
von der Stromstärke den beim Selen gemachten Erfahrungen.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/425>, abgerufen am 22.11.2024.
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