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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Es genügte mir hier, durch die Versuche den Nachweis zu füh-
ren, dass das Selen-Photometer auch ohne Anwendung beson-
derer Sorgfalt hinreichend genaue Vergleichsresultate giebt,
um in der Technik als praktisch brauchbares Photometer ver-
wendet werden zu können.

Bei Beginn meiner Versuche mit dem Selen hoffte ich, dass
sich mit Hülfe desselben ein Photometer construiren lassen
würde, welches directe Angaben der Lichtstärke geben könne,
und bemühte mich, zu dem Ende bestimmte Relationen zwi-
schen der Lichtstärke und der Zunahme der Leitungsfähigkeit
des Selens zu finden. Es zeigte sich jedoch, dass die Leitungs-
fähigkeit desselben von zu vielen, nicht controllirbaren Factoren
abhängt, um direct als Mass der Beleuchtung benutzt werden
zu können. Namentlich tritt die Dauer der Beleuchtung, ebenso
wie die Lichtstärke, als ein wirksamer Factor auf. Bei Modi-
fication I bewirkt andauernde Beleuchtung eine fortschreitende
Vergrösserung der Leitungsfähigkeit, während bei Modification II
die Leitungsfähigkeit schon nach kurzer Zeit, oft schon nach 5
bis 10 Secunden ihr Maximum erreicht und dann erst schneller,
dann langsamer, wieder abnimmt.

Diese Eigenschaft der Vergrösserung oder Verminderung
der Leitungsfähigkeit durch die Dauer der Beleuchtung tritt bei
verschiedenen Selen-Präparaten in sehr verschiedener Stärke auf.
Je sorgfältiger man verhindert hat, dass das Selen sich bei sei-
ner Umwandlung aus dem amorphen in den krystallinischen Zu-
stand über 100 °C. erhitzt, desto geringer ist seine Leitungs-
fähigkeit, und desto langsamer steigt dieselbe durch die Dauer
der Beleuchtung. Das in der ersten der folgenden Versuchs-
reihen, die mit A bezeichnet ist, benutzte Selenplättchen war
durch Eintauchen in ein auf 100 °C. erhitztes Petroleumbad um-
gewandelt, während das zu der mit B bezeichneten Versuchs-
reihe benutzte Plättchen langsam mit seinem Petroleumbade bis
100 °C. erhitzt und dann mehrere Stunden in dieser Temperatur
erhalten wurde. Die Versuche wurden in der Weise ausge-
führt, dass durch eine, vor der Diaphragma-Oeffnung einer
hellbrennenden Petroleumlampe aufgestellte Linse ein circa 14 mm
grosses, scharfes Lichtbild auf das Selenplättchen geworfen
wurde. Durch einen mit Alaunlösung gefüllten, 3,5 cm dicken

Es genügte mir hier, durch die Versuche den Nachweis zu füh-
ren, dass das Selen-Photometer auch ohne Anwendung beson-
derer Sorgfalt hinreichend genaue Vergleichsresultate giebt,
um in der Technik als praktisch brauchbares Photometer ver-
wendet werden zu können.

Bei Beginn meiner Versuche mit dem Selen hoffte ich, dass
sich mit Hülfe desselben ein Photometer construiren lassen
würde, welches directe Angaben der Lichtstärke geben könne,
und bemühte mich, zu dem Ende bestimmte Relationen zwi-
schen der Lichtstärke und der Zunahme der Leitungsfähigkeit
des Selens zu finden. Es zeigte sich jedoch, dass die Leitungs-
fähigkeit desselben von zu vielen, nicht controllirbaren Factoren
abhängt, um direct als Mass der Beleuchtung benutzt werden
zu können. Namentlich tritt die Dauer der Beleuchtung, ebenso
wie die Lichtstärke, als ein wirksamer Factor auf. Bei Modi-
fication I bewirkt andauernde Beleuchtung eine fortschreitende
Vergrösserung der Leitungsfähigkeit, während bei Modification II
die Leitungsfähigkeit schon nach kurzer Zeit, oft schon nach 5
bis 10 Secunden ihr Maximum erreicht und dann erst schneller,
dann langsamer, wieder abnimmt.

Diese Eigenschaft der Vergrösserung oder Verminderung
der Leitungsfähigkeit durch die Dauer der Beleuchtung tritt bei
verschiedenen Selen-Präparaten in sehr verschiedener Stärke auf.
Je sorgfältiger man verhindert hat, dass das Selen sich bei sei-
ner Umwandlung aus dem amorphen in den krystallinischen Zu-
stand über 100 °C. erhitzt, desto geringer ist seine Leitungs-
fähigkeit, und desto langsamer steigt dieselbe durch die Dauer
der Beleuchtung. Das in der ersten der folgenden Versuchs-
reihen, die mit A bezeichnet ist, benutzte Selenplättchen war
durch Eintauchen in ein auf 100 °C. erhitztes Petroleumbad um-
gewandelt, während das zu der mit B bezeichneten Versuchs-
reihe benutzte Plättchen langsam mit seinem Petroleumbade bis
100 °C. erhitzt und dann mehrere Stunden in dieser Temperatur
erhalten wurde. Die Versuche wurden in der Weise ausge-
führt, dass durch eine, vor der Diaphragma-Oeffnung einer
hellbrennenden Petroleumlampe aufgestellte Linse ein circa 14 mm
grosses, scharfes Lichtbild auf das Selenplättchen geworfen
wurde. Durch einen mit Alaunlösung gefüllten, 3,5 cm dicken

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[414/0436] Es genügte mir hier, durch die Versuche den Nachweis zu füh- ren, dass das Selen-Photometer auch ohne Anwendung beson- derer Sorgfalt hinreichend genaue Vergleichsresultate giebt, um in der Technik als praktisch brauchbares Photometer ver- wendet werden zu können. Bei Beginn meiner Versuche mit dem Selen hoffte ich, dass sich mit Hülfe desselben ein Photometer construiren lassen würde, welches directe Angaben der Lichtstärke geben könne, und bemühte mich, zu dem Ende bestimmte Relationen zwi- schen der Lichtstärke und der Zunahme der Leitungsfähigkeit des Selens zu finden. Es zeigte sich jedoch, dass die Leitungs- fähigkeit desselben von zu vielen, nicht controllirbaren Factoren abhängt, um direct als Mass der Beleuchtung benutzt werden zu können. Namentlich tritt die Dauer der Beleuchtung, ebenso wie die Lichtstärke, als ein wirksamer Factor auf. Bei Modi- fication I bewirkt andauernde Beleuchtung eine fortschreitende Vergrösserung der Leitungsfähigkeit, während bei Modification II die Leitungsfähigkeit schon nach kurzer Zeit, oft schon nach 5 bis 10 Secunden ihr Maximum erreicht und dann erst schneller, dann langsamer, wieder abnimmt. Diese Eigenschaft der Vergrösserung oder Verminderung der Leitungsfähigkeit durch die Dauer der Beleuchtung tritt bei verschiedenen Selen-Präparaten in sehr verschiedener Stärke auf. Je sorgfältiger man verhindert hat, dass das Selen sich bei sei- ner Umwandlung aus dem amorphen in den krystallinischen Zu- stand über 100 °C. erhitzt, desto geringer ist seine Leitungs- fähigkeit, und desto langsamer steigt dieselbe durch die Dauer der Beleuchtung. Das in der ersten der folgenden Versuchs- reihen, die mit A bezeichnet ist, benutzte Selenplättchen war durch Eintauchen in ein auf 100 °C. erhitztes Petroleumbad um- gewandelt, während das zu der mit B bezeichneten Versuchs- reihe benutzte Plättchen langsam mit seinem Petroleumbade bis 100 °C. erhitzt und dann mehrere Stunden in dieser Temperatur erhalten wurde. Die Versuche wurden in der Weise ausge- führt, dass durch eine, vor der Diaphragma-Oeffnung einer hellbrennenden Petroleumlampe aufgestellte Linse ein circa 14 mm grosses, scharfes Lichtbild auf das Selenplättchen geworfen wurde. Durch einen mit Alaunlösung gefüllten, 3,5 cm dicken

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/436>, abgerufen am 22.11.2024.