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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Körper mehr durch Aetherschwingungen kleiner Wellenlänge
bewirkt wird.

Dass die Lichtwirkung auf die besser leitende, schon me-
tallisches Selen gelöst haltende Mod. II weit schneller von statten
geht und weit grösser ist, als auf das ungemischte krystallinische
Selen, erklärt sich z. Th. dadurch, dass bei dem ersteren eine
geringere Menge krystallinischen Selens zu reduciren ist, um
eine leitende metallische Oberfläche herzustellen, zum Theil aber
auch dadurch, dass die gut leitende Oberfläche wohl nur an
wenigen Punkten mit den Zuleitungsdrähten in directer leitender
Verbindung stehen. Es wird fast überall vom Strome noch eine
nicht in den metallischen Zustand übergeführte Selenschicht zu
durchlaufen sein, von deren Leitungswiderstande die Stärke des
Stromes abhängig ist.

Zur Erklärung der merkwürdigen Erscheinung der Ermüdung
des Selens bei andauernder Lichtwirkung muss man annehmen,
dass das krystallinische Selen in höherem Grade durchscheinend
ist als das metallische. In diesem Falle wird sich die Licht-
wirkung anfangs auf grössere Tiefen erstrecken und schlecht
leitendes krystallinisches Selen in gut leitendes metallisches um-
wandeln. Sobald aber die Selenoberfläche eine zusammenhängende
metallische Schicht geworden ist, so wirkt diese als ein Schirm,
welcher das Licht von den anfänglich in grösserer Tiefe umge-
wandelten metallischen Molekülen abhält und diesen dadurch ge-
stattet, sich in krystallinisches Selen zurückzubilden. Bei einfach
krystallinischem Selen tritt diese Ermüdung scheinbar nicht ein,
im Gegentheil nimmt die Leitungsfähigkeit desselben durch Be-
strahlung, wie früher nachgewiesen ist, mehrere Stunden lang
zu. In Wirklichkeit tritt die vollständige Lichtwirkung aber nur
sehr viel langsamer ein, da nach mehrstündiger Beleuchtung das
Maximum der Lichtwirkung erreicht ist und dann ebenfalls ein
Rückgang der Leitungsfähigkeit constatirt ist.

Dass die Lichtwirkung sich auf die Oberfläche und die der
Oberfläche zunächst liegenden Selenschichten beschränkt, davon
kann man sich leicht durch Vergleich der Lichtwirkung auf die
beiden Seiten eines Selenplättchens überzeugen. Die Herstellung
derselben bedingt, dass das Drahtgitter auf der einen Seite die
Oberfläche des Plättchens berührt, während die andere Seite des

Körper mehr durch Aetherschwingungen kleiner Wellenlänge
bewirkt wird.

Dass die Lichtwirkung auf die besser leitende, schon me-
tallisches Selen gelöst haltende Mod. II weit schneller von statten
geht und weit grösser ist, als auf das ungemischte krystallinische
Selen, erklärt sich z. Th. dadurch, dass bei dem ersteren eine
geringere Menge krystallinischen Selens zu reduciren ist, um
eine leitende metallische Oberfläche herzustellen, zum Theil aber
auch dadurch, dass die gut leitende Oberfläche wohl nur an
wenigen Punkten mit den Zuleitungsdrähten in directer leitender
Verbindung stehen. Es wird fast überall vom Strome noch eine
nicht in den metallischen Zustand übergeführte Selenschicht zu
durchlaufen sein, von deren Leitungswiderstande die Stärke des
Stromes abhängig ist.

Zur Erklärung der merkwürdigen Erscheinung der Ermüdung
des Selens bei andauernder Lichtwirkung muss man annehmen,
dass das krystallinische Selen in höherem Grade durchscheinend
ist als das metallische. In diesem Falle wird sich die Licht-
wirkung anfangs auf grössere Tiefen erstrecken und schlecht
leitendes krystallinisches Selen in gut leitendes metallisches um-
wandeln. Sobald aber die Selenoberfläche eine zusammenhängende
metallische Schicht geworden ist, so wirkt diese als ein Schirm,
welcher das Licht von den anfänglich in grösserer Tiefe umge-
wandelten metallischen Molekülen abhält und diesen dadurch ge-
stattet, sich in krystallinisches Selen zurückzubilden. Bei einfach
krystallinischem Selen tritt diese Ermüdung scheinbar nicht ein,
im Gegentheil nimmt die Leitungsfähigkeit desselben durch Be-
strahlung, wie früher nachgewiesen ist, mehrere Stunden lang
zu. In Wirklichkeit tritt die vollständige Lichtwirkung aber nur
sehr viel langsamer ein, da nach mehrstündiger Beleuchtung das
Maximum der Lichtwirkung erreicht ist und dann ebenfalls ein
Rückgang der Leitungsfähigkeit constatirt ist.

Dass die Lichtwirkung sich auf die Oberfläche und die der
Oberfläche zunächst liegenden Selenschichten beschränkt, davon
kann man sich leicht durch Vergleich der Lichtwirkung auf die
beiden Seiten eines Selenplättchens überzeugen. Die Herstellung
derselben bedingt, dass das Drahtgitter auf der einen Seite die
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[421/0443] Körper mehr durch Aetherschwingungen kleiner Wellenlänge bewirkt wird. Dass die Lichtwirkung auf die besser leitende, schon me- tallisches Selen gelöst haltende Mod. II weit schneller von statten geht und weit grösser ist, als auf das ungemischte krystallinische Selen, erklärt sich z. Th. dadurch, dass bei dem ersteren eine geringere Menge krystallinischen Selens zu reduciren ist, um eine leitende metallische Oberfläche herzustellen, zum Theil aber auch dadurch, dass die gut leitende Oberfläche wohl nur an wenigen Punkten mit den Zuleitungsdrähten in directer leitender Verbindung stehen. Es wird fast überall vom Strome noch eine nicht in den metallischen Zustand übergeführte Selenschicht zu durchlaufen sein, von deren Leitungswiderstande die Stärke des Stromes abhängig ist. Zur Erklärung der merkwürdigen Erscheinung der Ermüdung des Selens bei andauernder Lichtwirkung muss man annehmen, dass das krystallinische Selen in höherem Grade durchscheinend ist als das metallische. In diesem Falle wird sich die Licht- wirkung anfangs auf grössere Tiefen erstrecken und schlecht leitendes krystallinisches Selen in gut leitendes metallisches um- wandeln. Sobald aber die Selenoberfläche eine zusammenhängende metallische Schicht geworden ist, so wirkt diese als ein Schirm, welcher das Licht von den anfänglich in grösserer Tiefe umge- wandelten metallischen Molekülen abhält und diesen dadurch ge- stattet, sich in krystallinisches Selen zurückzubilden. Bei einfach krystallinischem Selen tritt diese Ermüdung scheinbar nicht ein, im Gegentheil nimmt die Leitungsfähigkeit desselben durch Be- strahlung, wie früher nachgewiesen ist, mehrere Stunden lang zu. In Wirklichkeit tritt die vollständige Lichtwirkung aber nur sehr viel langsamer ein, da nach mehrstündiger Beleuchtung das Maximum der Lichtwirkung erreicht ist und dann ebenfalls ein Rückgang der Leitungsfähigkeit constatirt ist. Dass die Lichtwirkung sich auf die Oberfläche und die der Oberfläche zunächst liegenden Selenschichten beschränkt, davon kann man sich leicht durch Vergleich der Lichtwirkung auf die beiden Seiten eines Selenplättchens überzeugen. Die Herstellung derselben bedingt, dass das Drahtgitter auf der einen Seite die Oberfläche des Plättchens berührt, während die andere Seite des

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/443>, abgerufen am 22.11.2024.