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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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noch so schwache Funke macht auf polirtem Stahl einen scharf
begrenzten und deutlich sichtbaren Punkt. Er ist anfangs
schwärzlich gefärbt von abgelagertem Eisenoxyd, tritt aber, wenn
dies durch Abwischen entfernt ist, viel deutlicher, als heller
unter dem Mikroskop sichtbar vertiefter Fleck hervor.

Die Construction des hierauf begründeten elektrischen Chro-
noskops ist nun folgende:

Ein sorgfältig gearbeiteter und getheilter Stahlcylinder, dessen
Schwerpunkt im Quecksilberbade genau centrirt ist, wird durch
ein Getriebe mit einem conischen Pendel in Verbindung gesetzt
und durch dasselbe in schneller und gleichmässiger Rotation
erhalten. Seiner Peripherie möglichst nahe ist eine isolirte
Metallspitze angebracht, welche mit der inneren Belegung einer
geladenen Leydner Flasche communicirt. Von dem ebenfalls
isolirten Cylinder und der äusseren Belegung der Flasche aus-
gehend führen zwei Metalldrähte in einem die Schlagweite des
Funkens übersteigenden Abstande vor der Mündung des Ge-
schützes vorbei und sind hinter derselben befestigt. Wenn die
Kugel aus der Mündung des Geschützes tritt, so trifft sie die
beiden Drähte und stellt in diesem Augenblicke die leitende
Verbindung des Cylinders mit der äusseren Belegung der Flasche
durch ihre eigene metallische Masse her. Der jetzt überspringende
Funke markirt sich auf der Oberfläche des rotirenden Cylinders.
Einige Fuss von der Mündung des Geschützes entfernt ist ein
zweites Drahtpaar eben so wie das erste angebracht, von denen
der eine ebenfalls mit dem Cylinder, und der zweite mit der
äusseren Belegung einer zweiten Flasche communicirt, deren
innere Belegung wie die der ersteren mit der Spitze verbunden
ist. Der zweite Funke muss daher auf den Cylinder überspringen,
wenn die Kugel den Abstand der beiden Drahtpaare von ein-
ander durchlaufen hat und das zweite Paar trifft; der Abstand
der Punkte von einander ist dann das Maass der dazu ver-
brauchten Zeit.

Gesetzt nun, der Cylinder wäre in Tausend Theile getheilt
und rotirte 10 mal in der Secunde um seine Axe, so würde einem
Abstande der Punkte von 1 Theilstrich eine Zeit von 0,0001 Se-
cunden entsprechen. Mit Hülfe eines Nonius lassen sich aber
noch 10 Unterabtheilungen bequem ablesen, wenn die Funken

noch so schwache Funke macht auf polirtem Stahl einen scharf
begrenzten und deutlich sichtbaren Punkt. Er ist anfangs
schwärzlich gefärbt von abgelagertem Eisenoxyd, tritt aber, wenn
dies durch Abwischen entfernt ist, viel deutlicher, als heller
unter dem Mikroskop sichtbar vertiefter Fleck hervor.

Die Construction des hierauf begründeten elektrischen Chro-
noskops ist nun folgende:

Ein sorgfältig gearbeiteter und getheilter Stahlcylinder, dessen
Schwerpunkt im Quecksilberbade genau centrirt ist, wird durch
ein Getriebe mit einem conischen Pendel in Verbindung gesetzt
und durch dasselbe in schneller und gleichmässiger Rotation
erhalten. Seiner Peripherie möglichst nahe ist eine isolirte
Metallspitze angebracht, welche mit der inneren Belegung einer
geladenen Leydner Flasche communicirt. Von dem ebenfalls
isolirten Cylinder und der äusseren Belegung der Flasche aus-
gehend führen zwei Metalldrähte in einem die Schlagweite des
Funkens übersteigenden Abstande vor der Mündung des Ge-
schützes vorbei und sind hinter derselben befestigt. Wenn die
Kugel aus der Mündung des Geschützes tritt, so trifft sie die
beiden Drähte und stellt in diesem Augenblicke die leitende
Verbindung des Cylinders mit der äusseren Belegung der Flasche
durch ihre eigene metallische Masse her. Der jetzt überspringende
Funke markirt sich auf der Oberfläche des rotirenden Cylinders.
Einige Fuss von der Mündung des Geschützes entfernt ist ein
zweites Drahtpaar eben so wie das erste angebracht, von denen
der eine ebenfalls mit dem Cylinder, und der zweite mit der
äusseren Belegung einer zweiten Flasche communicirt, deren
innere Belegung wie die der ersteren mit der Spitze verbunden
ist. Der zweite Funke muss daher auf den Cylinder überspringen,
wenn die Kugel den Abstand der beiden Drahtpaare von ein-
ander durchlaufen hat und das zweite Paar trifft; der Abstand
der Punkte von einander ist dann das Maass der dazu ver-
brauchten Zeit.

Gesetzt nun, der Cylinder wäre in Tausend Theile getheilt
und rotirte 10 mal in der Secunde um seine Axe, so würde einem
Abstande der Punkte von 1 Theilstrich eine Zeit von 0,0001 Se-
cunden entsprechen. Mit Hülfe eines Nonius lassen sich aber
noch 10 Unterabtheilungen bequem ablesen, wenn die Funken

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[28/0046] noch so schwache Funke macht auf polirtem Stahl einen scharf begrenzten und deutlich sichtbaren Punkt. Er ist anfangs schwärzlich gefärbt von abgelagertem Eisenoxyd, tritt aber, wenn dies durch Abwischen entfernt ist, viel deutlicher, als heller unter dem Mikroskop sichtbar vertiefter Fleck hervor. Die Construction des hierauf begründeten elektrischen Chro- noskops ist nun folgende: Ein sorgfältig gearbeiteter und getheilter Stahlcylinder, dessen Schwerpunkt im Quecksilberbade genau centrirt ist, wird durch ein Getriebe mit einem conischen Pendel in Verbindung gesetzt und durch dasselbe in schneller und gleichmässiger Rotation erhalten. Seiner Peripherie möglichst nahe ist eine isolirte Metallspitze angebracht, welche mit der inneren Belegung einer geladenen Leydner Flasche communicirt. Von dem ebenfalls isolirten Cylinder und der äusseren Belegung der Flasche aus- gehend führen zwei Metalldrähte in einem die Schlagweite des Funkens übersteigenden Abstande vor der Mündung des Ge- schützes vorbei und sind hinter derselben befestigt. Wenn die Kugel aus der Mündung des Geschützes tritt, so trifft sie die beiden Drähte und stellt in diesem Augenblicke die leitende Verbindung des Cylinders mit der äusseren Belegung der Flasche durch ihre eigene metallische Masse her. Der jetzt überspringende Funke markirt sich auf der Oberfläche des rotirenden Cylinders. Einige Fuss von der Mündung des Geschützes entfernt ist ein zweites Drahtpaar eben so wie das erste angebracht, von denen der eine ebenfalls mit dem Cylinder, und der zweite mit der äusseren Belegung einer zweiten Flasche communicirt, deren innere Belegung wie die der ersteren mit der Spitze verbunden ist. Der zweite Funke muss daher auf den Cylinder überspringen, wenn die Kugel den Abstand der beiden Drahtpaare von ein- ander durchlaufen hat und das zweite Paar trifft; der Abstand der Punkte von einander ist dann das Maass der dazu ver- brauchten Zeit. Gesetzt nun, der Cylinder wäre in Tausend Theile getheilt und rotirte 10 mal in der Secunde um seine Axe, so würde einem Abstande der Punkte von 1 Theilstrich eine Zeit von 0,0001 Se- cunden entsprechen. Mit Hülfe eines Nonius lassen sich aber noch 10 Unterabtheilungen bequem ablesen, wenn die Funken

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/46>, abgerufen am 23.11.2024.