Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

grössern, bis der Gegenstrom, den sie erzeugt, gerade so stark
wäre, als der Strom der Maschine, der sie in Bewegung setzt.
Dann würde Gleichgewicht eintreten, es würde kein Strom mehr
durch die Leitung gehen, aber es würde auch weder von der
einen, noch von der anderen Maschine Arbeit verbraucht oder
geleistet werden. Wenn Sie aber nun die getriebene Maschine
belasten, so vermindern Sie dadurch zunächst ihre Geschwindig-
keit; sowie sich die Geschwindigkeit vermindert, vermindert sich
auch sogleich der von ihr erzeugte Gegenstrom; die Leitung
und die Maschinen müssen mithin jetzt von einem Strom durch-
laufen werden, der der Differenz der Rotationsgeschwindigkeiten
beider Maschinen entspricht.

Dieser Ueberschuss des Stromes der stromerzeugenden Ma-
schinen verursacht, dass sie der Drehung Widerstand leistet,
also Arbeit consumirt, dass dagegen die getriebene Maschine
eine der Stromstärke und der Drehungsgeschwindigkeit ent-
sprechende Arbeit leistet.

Ich habe über diese Dinge an einer anderen Stelle Berech-
nungen publicirt; es würde hier zu weit führen, diese zu ent-
wickeln. Sie sehen aber schon aus der obigen Theorie, dass,
je schneller die beiden Maschinen laufen, desto grösser die Ar-
beit wird, die ein Strom von einer gewissen Stärke, der durch
die Leitung geht, ausübt, und desto grösser anderentheils natür-
lich auch die Arbeitskraft wird, die dazu nöthig ist, um den
Strom zu erzeugen. Man kann daher die durch zwei Maschinen
zu übertragende Arbeitskraft durch Vergrösserung der Rotations-
geschwindigkeit fast unbegrenzt vermehren, wenigstens bis zu
der Geschwindigkeitsgrenze, die noch praktisch zulässig ist. Es
folgt auch aus dieser Betrachtung, dass eine bestimmte Arbeit bei
grösserer Geschwindigkeit durch einen schwächeren Strom, mithin
durch eine geringere Geschwindigkeitsdifferenz beider Maschinen
zu erzielen ist. Da nun der Arbeitsverlust bei der Kraftüber-
tragung, abgesehen von der Reibung und dem Stromverlust
durch Erwärmung der Leitung, durch die Geschwindigkeits-
differenz auszudrücken ist, so folgt hieraus auch, dass die Arbeit
um so vollständiger übertragen wird, je grösser die Rotations-
geschwindigkeit der Maschine ist. Die Frage, wie gross der
Kraftverlust bei der elektrischen Kraftübertragung ist, kann da-

32*

grössern, bis der Gegenstrom, den sie erzeugt, gerade so stark
wäre, als der Strom der Maschine, der sie in Bewegung setzt.
Dann würde Gleichgewicht eintreten, es würde kein Strom mehr
durch die Leitung gehen, aber es würde auch weder von der
einen, noch von der anderen Maschine Arbeit verbraucht oder
geleistet werden. Wenn Sie aber nun die getriebene Maschine
belasten, so vermindern Sie dadurch zunächst ihre Geschwindig-
keit; sowie sich die Geschwindigkeit vermindert, vermindert sich
auch sogleich der von ihr erzeugte Gegenstrom; die Leitung
und die Maschinen müssen mithin jetzt von einem Strom durch-
laufen werden, der der Differenz der Rotationsgeschwindigkeiten
beider Maschinen entspricht.

Dieser Ueberschuss des Stromes der stromerzeugenden Ma-
schinen verursacht, dass sie der Drehung Widerstand leistet,
also Arbeit consumirt, dass dagegen die getriebene Maschine
eine der Stromstärke und der Drehungsgeschwindigkeit ent-
sprechende Arbeit leistet.

Ich habe über diese Dinge an einer anderen Stelle Berech-
nungen publicirt; es würde hier zu weit führen, diese zu ent-
wickeln. Sie sehen aber schon aus der obigen Theorie, dass,
je schneller die beiden Maschinen laufen, desto grösser die Ar-
beit wird, die ein Strom von einer gewissen Stärke, der durch
die Leitung geht, ausübt, und desto grösser anderentheils natür-
lich auch die Arbeitskraft wird, die dazu nöthig ist, um den
Strom zu erzeugen. Man kann daher die durch zwei Maschinen
zu übertragende Arbeitskraft durch Vergrösserung der Rotations-
geschwindigkeit fast unbegrenzt vermehren, wenigstens bis zu
der Geschwindigkeitsgrenze, die noch praktisch zulässig ist. Es
folgt auch aus dieser Betrachtung, dass eine bestimmte Arbeit bei
grösserer Geschwindigkeit durch einen schwächeren Strom, mithin
durch eine geringere Geschwindigkeitsdifferenz beider Maschinen
zu erzielen ist. Da nun der Arbeitsverlust bei der Kraftüber-
tragung, abgesehen von der Reibung und dem Stromverlust
durch Erwärmung der Leitung, durch die Geschwindigkeits-
differenz auszudrücken ist, so folgt hieraus auch, dass die Arbeit
um so vollständiger übertragen wird, je grösser die Rotations-
geschwindigkeit der Maschine ist. Die Frage, wie gross der
Kraftverlust bei der elektrischen Kraftübertragung ist, kann da-

32*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0521" n="499"/>
grössern, bis der Gegenstrom, den sie erzeugt, gerade so stark<lb/>
wäre, als der Strom der Maschine, der sie in Bewegung setzt.<lb/>
Dann würde Gleichgewicht eintreten, es würde kein Strom mehr<lb/>
durch die Leitung gehen, aber es würde auch weder von der<lb/>
einen, noch von der anderen Maschine Arbeit verbraucht oder<lb/>
geleistet werden. Wenn Sie aber nun die getriebene Maschine<lb/>
belasten, so vermindern Sie dadurch zunächst ihre Geschwindig-<lb/>
keit; sowie sich die Geschwindigkeit vermindert, vermindert sich<lb/>
auch sogleich der von ihr erzeugte Gegenstrom; die Leitung<lb/>
und die Maschinen müssen mithin jetzt von einem Strom durch-<lb/>
laufen werden, der der Differenz der Rotationsgeschwindigkeiten<lb/>
beider Maschinen entspricht.</p><lb/>
        <p>Dieser Ueberschuss des Stromes der stromerzeugenden Ma-<lb/>
schinen verursacht, dass sie der Drehung Widerstand leistet,<lb/>
also Arbeit consumirt, dass dagegen die getriebene Maschine<lb/>
eine der Stromstärke und der Drehungsgeschwindigkeit ent-<lb/>
sprechende Arbeit leistet.</p><lb/>
        <p>Ich habe über diese Dinge an einer anderen Stelle Berech-<lb/>
nungen publicirt; es würde hier zu weit führen, diese zu ent-<lb/>
wickeln. Sie sehen aber schon aus der obigen Theorie, dass,<lb/>
je schneller die beiden Maschinen laufen, desto grösser die Ar-<lb/>
beit wird, die ein Strom von einer gewissen Stärke, der durch<lb/>
die Leitung geht, ausübt, und desto grösser anderentheils natür-<lb/>
lich auch die Arbeitskraft wird, die dazu nöthig ist, um den<lb/>
Strom zu erzeugen. Man kann daher die durch zwei Maschinen<lb/>
zu übertragende Arbeitskraft durch Vergrösserung der Rotations-<lb/>
geschwindigkeit fast unbegrenzt vermehren, wenigstens bis zu<lb/>
der Geschwindigkeitsgrenze, die noch praktisch zulässig ist. Es<lb/>
folgt auch aus dieser Betrachtung, dass eine bestimmte Arbeit bei<lb/>
grösserer Geschwindigkeit durch einen schwächeren Strom, mithin<lb/>
durch eine geringere Geschwindigkeitsdifferenz beider Maschinen<lb/>
zu erzielen ist. Da nun der Arbeitsverlust bei der Kraftüber-<lb/>
tragung, abgesehen von der Reibung und dem Stromverlust<lb/>
durch Erwärmung der Leitung, durch die Geschwindigkeits-<lb/>
differenz auszudrücken ist, so folgt hieraus auch, dass die Arbeit<lb/>
um so vollständiger übertragen wird, je grösser die Rotations-<lb/>
geschwindigkeit der Maschine ist. Die Frage, wie gross der<lb/>
Kraftverlust bei der elektrischen Kraftübertragung ist, kann da-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">32*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[499/0521] grössern, bis der Gegenstrom, den sie erzeugt, gerade so stark wäre, als der Strom der Maschine, der sie in Bewegung setzt. Dann würde Gleichgewicht eintreten, es würde kein Strom mehr durch die Leitung gehen, aber es würde auch weder von der einen, noch von der anderen Maschine Arbeit verbraucht oder geleistet werden. Wenn Sie aber nun die getriebene Maschine belasten, so vermindern Sie dadurch zunächst ihre Geschwindig- keit; sowie sich die Geschwindigkeit vermindert, vermindert sich auch sogleich der von ihr erzeugte Gegenstrom; die Leitung und die Maschinen müssen mithin jetzt von einem Strom durch- laufen werden, der der Differenz der Rotationsgeschwindigkeiten beider Maschinen entspricht. Dieser Ueberschuss des Stromes der stromerzeugenden Ma- schinen verursacht, dass sie der Drehung Widerstand leistet, also Arbeit consumirt, dass dagegen die getriebene Maschine eine der Stromstärke und der Drehungsgeschwindigkeit ent- sprechende Arbeit leistet. Ich habe über diese Dinge an einer anderen Stelle Berech- nungen publicirt; es würde hier zu weit führen, diese zu ent- wickeln. Sie sehen aber schon aus der obigen Theorie, dass, je schneller die beiden Maschinen laufen, desto grösser die Ar- beit wird, die ein Strom von einer gewissen Stärke, der durch die Leitung geht, ausübt, und desto grösser anderentheils natür- lich auch die Arbeitskraft wird, die dazu nöthig ist, um den Strom zu erzeugen. Man kann daher die durch zwei Maschinen zu übertragende Arbeitskraft durch Vergrösserung der Rotations- geschwindigkeit fast unbegrenzt vermehren, wenigstens bis zu der Geschwindigkeitsgrenze, die noch praktisch zulässig ist. Es folgt auch aus dieser Betrachtung, dass eine bestimmte Arbeit bei grösserer Geschwindigkeit durch einen schwächeren Strom, mithin durch eine geringere Geschwindigkeitsdifferenz beider Maschinen zu erzielen ist. Da nun der Arbeitsverlust bei der Kraftüber- tragung, abgesehen von der Reibung und dem Stromverlust durch Erwärmung der Leitung, durch die Geschwindigkeits- differenz auszudrücken ist, so folgt hieraus auch, dass die Arbeit um so vollständiger übertragen wird, je grösser die Rotations- geschwindigkeit der Maschine ist. Die Frage, wie gross der Kraftverlust bei der elektrischen Kraftübertragung ist, kann da- 32*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/521
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/521>, abgerufen am 22.11.2024.