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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Maschine, die unter dem Boden des Wagens angebracht ist. Die
Riemen können vom Inneren des Wagens aus nachgespannt
werden. Die Polenden des Umwindungsdrahtes der treibenden
Dynamo-Maschine stehen mit den stromleitenden Längsträgern
und Schienen durch die Räder der rechten und linken Seite des
Wagens in leitender Verbindung. Der elektrische Leitungs-
widerstand der Träger und Schienen ist etwa 1/90 Einheit pro
Kilometer, und es wird daher nur eine stehende Maschine für
eine ganz Berlin durchlaufende elektrische Hochbahn erforderlich
sein. Es sind treibende Maschinen angenommen, die mit 5 Pferde-
kraft arbeiten und dem Wagen eine Geschwindigkeit von 30 bis
40 km geben. Die Bremsung geschieht durch Stromunterbrechung,
gewöhnliche Bremsung kann aber auch durch Kurzschluss der
Maschine des Wagens in sehr kurzer Zeit geschehen. Obschon
man in Amerika die früheren Sicherheitseinrichtungen gegen
Entgleisungen der Hochbahnwagen als unnöthig fortgelassen hat,
ist hier doch eine Fangeinrichtung G projectirt, die auch bei
eintretender Entgleisung das Herabfallen des Wagens von den
Trägern T unmöglich macht. Es sind das starke eiserne Fang-
arme, die die obere Flansche der Träger umfassen. Der Preis
einer solchen Hochbahn hängt ebenfalls wesentlich vom Eisen-
preise ab. Obschon die Anlagekosten aber auch hoch sind
(etwa 150000 Mark pro Kilometer), so macht doch schon ein
Verkehr von 5 Personen pro Wagen bei 12 Wagen in der Stunde
die Anlage rentabel -- eine Folge der äusserst geringen Betriebs-
kosten des elektrischen Betriebes. Ich übergehe die Einrich-
tungen der Perrons, der Kreuzungen u. s. w., um Ihre Zeit nicht
zu lange in Anspruch zu nehmen, und will nur noch bemerken,
dass bei der beschriebenen Einrichtung ebenso wie bei der
elektrischen Post mehrere Wagen gleichzeitig auf dem Geleise
sich bewegen können, ohne dass die Geschwindigkeit dadurch
wesentlich vermindert wird.

Wenn auch nicht zu verkennen ist, dass derartige, die Strassen
durchlaufende Hochbahnen für die Bewohner der Strassen, durch
die sie gehen, manches Unangenehme mit sich führen, so werden
diese Unannehmlichkeiten doch durch die Wohlthat des schnellen,
die Strasse entlastenden Verkehrs auch für sie reichlich aufge-
wogen. Die Contruction der Bahn selbst kann bei unbedingter

Maschine, die unter dem Boden des Wagens angebracht ist. Die
Riemen können vom Inneren des Wagens aus nachgespannt
werden. Die Polenden des Umwindungsdrahtes der treibenden
Dynamo-Maschine stehen mit den stromleitenden Längsträgern
und Schienen durch die Räder der rechten und linken Seite des
Wagens in leitender Verbindung. Der elektrische Leitungs-
widerstand der Träger und Schienen ist etwa 1/90 Einheit pro
Kilometer, und es wird daher nur eine stehende Maschine für
eine ganz Berlin durchlaufende elektrische Hochbahn erforderlich
sein. Es sind treibende Maschinen angenommen, die mit 5 Pferde-
kraft arbeiten und dem Wagen eine Geschwindigkeit von 30 bis
40 km geben. Die Bremsung geschieht durch Stromunterbrechung,
gewöhnliche Bremsung kann aber auch durch Kurzschluss der
Maschine des Wagens in sehr kurzer Zeit geschehen. Obschon
man in Amerika die früheren Sicherheitseinrichtungen gegen
Entgleisungen der Hochbahnwagen als unnöthig fortgelassen hat,
ist hier doch eine Fangeinrichtung G projectirt, die auch bei
eintretender Entgleisung das Herabfallen des Wagens von den
Trägern T unmöglich macht. Es sind das starke eiserne Fang-
arme, die die obere Flansche der Träger umfassen. Der Preis
einer solchen Hochbahn hängt ebenfalls wesentlich vom Eisen-
preise ab. Obschon die Anlagekosten aber auch hoch sind
(etwa 150000 Mark pro Kilometer), so macht doch schon ein
Verkehr von 5 Personen pro Wagen bei 12 Wagen in der Stunde
die Anlage rentabel — eine Folge der äusserst geringen Betriebs-
kosten des elektrischen Betriebes. Ich übergehe die Einrich-
tungen der Perrons, der Kreuzungen u. s. w., um Ihre Zeit nicht
zu lange in Anspruch zu nehmen, und will nur noch bemerken,
dass bei der beschriebenen Einrichtung ebenso wie bei der
elektrischen Post mehrere Wagen gleichzeitig auf dem Geleise
sich bewegen können, ohne dass die Geschwindigkeit dadurch
wesentlich vermindert wird.

Wenn auch nicht zu verkennen ist, dass derartige, die Strassen
durchlaufende Hochbahnen für die Bewohner der Strassen, durch
die sie gehen, manches Unangenehme mit sich führen, so werden
diese Unannehmlichkeiten doch durch die Wohlthat des schnellen,
die Strasse entlastenden Verkehrs auch für sie reichlich aufge-
wogen. Die Contruction der Bahn selbst kann bei unbedingter

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[508/0530] Maschine, die unter dem Boden des Wagens angebracht ist. Die Riemen können vom Inneren des Wagens aus nachgespannt werden. Die Polenden des Umwindungsdrahtes der treibenden Dynamo-Maschine stehen mit den stromleitenden Längsträgern und Schienen durch die Räder der rechten und linken Seite des Wagens in leitender Verbindung. Der elektrische Leitungs- widerstand der Träger und Schienen ist etwa 1/90 Einheit pro Kilometer, und es wird daher nur eine stehende Maschine für eine ganz Berlin durchlaufende elektrische Hochbahn erforderlich sein. Es sind treibende Maschinen angenommen, die mit 5 Pferde- kraft arbeiten und dem Wagen eine Geschwindigkeit von 30 bis 40 km geben. Die Bremsung geschieht durch Stromunterbrechung, gewöhnliche Bremsung kann aber auch durch Kurzschluss der Maschine des Wagens in sehr kurzer Zeit geschehen. Obschon man in Amerika die früheren Sicherheitseinrichtungen gegen Entgleisungen der Hochbahnwagen als unnöthig fortgelassen hat, ist hier doch eine Fangeinrichtung G projectirt, die auch bei eintretender Entgleisung das Herabfallen des Wagens von den Trägern T unmöglich macht. Es sind das starke eiserne Fang- arme, die die obere Flansche der Träger umfassen. Der Preis einer solchen Hochbahn hängt ebenfalls wesentlich vom Eisen- preise ab. Obschon die Anlagekosten aber auch hoch sind (etwa 150000 Mark pro Kilometer), so macht doch schon ein Verkehr von 5 Personen pro Wagen bei 12 Wagen in der Stunde die Anlage rentabel — eine Folge der äusserst geringen Betriebs- kosten des elektrischen Betriebes. Ich übergehe die Einrich- tungen der Perrons, der Kreuzungen u. s. w., um Ihre Zeit nicht zu lange in Anspruch zu nehmen, und will nur noch bemerken, dass bei der beschriebenen Einrichtung ebenso wie bei der elektrischen Post mehrere Wagen gleichzeitig auf dem Geleise sich bewegen können, ohne dass die Geschwindigkeit dadurch wesentlich vermindert wird. Wenn auch nicht zu verkennen ist, dass derartige, die Strassen durchlaufende Hochbahnen für die Bewohner der Strassen, durch die sie gehen, manches Unangenehme mit sich führen, so werden diese Unannehmlichkeiten doch durch die Wohlthat des schnellen, die Strasse entlastenden Verkehrs auch für sie reichlich aufge- wogen. Die Contruction der Bahn selbst kann bei unbedingter

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/530>, abgerufen am 22.11.2024.