erwähnten überirdischen Leitung ist mit gutem Erfolge die Ver- breitung des in den Leitungsdraht einschlagenden Blitzes dadurch verhindert, dass von Zeit zu Zeit und namentlich in der Nähe der Endpunkte der Leitung Metallstücke, welche durch die Höh- lung der Trichter vor dem Nasswerden geschützt sind, möglichst nahe einander gegenübergestellt wurden. Das eine derselben ward mit dem Leitungsdraht, das andere mit dem Erdboden leitend verbunden. Diese Anordnung bietet der elektrischen Endladung einen kürzeren Weg zur Erde von geringem Widerstande und leitet dadurch den am Draht fortlaufenden Blitz zur Erde ab. Sind die einander genäherten Metallmassen gross und der Ab- stand von einander möglichst klein, so dienen sie auch zur Ent- ladung der durch Vertheilung dem Drahte mitgetheilten schwachen Ladungen. Dadurch wird der nachtheilige Einfluss derselben auf den Gang der Apparate vermindert, doch entsteht durch die häufig in schneller Reihenfolge zwischen zwei Punkten über- springenden Funken leicht eine leitende Verbindung der beiden Metallmassen. Es ist daher rathsam, bei überirdischen Linien im Freien von Zeit zu Zeit Blitzableiter in oben beschriebener Art, jedoch mit etwas grösserem Abstande der beiden Metall- massen von einander, anzubringen, um heftige Schläge abzuleiten, und dagegen in den Zimmern grosse Metallplatten mit möglichst geringem Abstande von einander zu placiren, um die schwachen Ladungen des Drahtes unschädlich zu machen. Hr. Professor Meissner in Braunschweig, unter dessen Leitung die dortigen Telegraphen-Anlagen ausgeführt sind, hat dies Mittel ebenfalls mit grossem Erfolg in Anwendung gebracht und häufig beob- achtet, dass der Gang der in Gebrauch befindlichen Telegraphen ungehindert blieb, während der enge Zwischenraum zwischen den angewendeten Platten durch fortwährend übergehende Funken hell erleuchtet erschien. Wenn sich auch durch die beschriebenen Vorkehrungen der störende Einfluss der atmosphärischen Elektri- cität beträchlich vermindern lässt, so lässt er sich doch nie ganz beseitigen. Namentlich werden Gewitter stets vorübergehende Unterbrechungen des Dienstes bei überirdischen Leitungen mit sich führen. Der grösste und nicht zu beseitigende Uebelstand der überirdischen Leitungen besteht aber in der, allen äusseren zer- störenden Einflüssen völlig Preis gegebenen Lage derselben. Bei
erwähnten überirdischen Leitung ist mit gutem Erfolge die Ver- breitung des in den Leitungsdraht einschlagenden Blitzes dadurch verhindert, dass von Zeit zu Zeit und namentlich in der Nähe der Endpunkte der Leitung Metallstücke, welche durch die Höh- lung der Trichter vor dem Nasswerden geschützt sind, möglichst nahe einander gegenübergestellt wurden. Das eine derselben ward mit dem Leitungsdraht, das andere mit dem Erdboden leitend verbunden. Diese Anordnung bietet der elektrischen Endladung einen kürzeren Weg zur Erde von geringem Widerstande und leitet dadurch den am Draht fortlaufenden Blitz zur Erde ab. Sind die einander genäherten Metallmassen gross und der Ab- stand von einander möglichst klein, so dienen sie auch zur Ent- ladung der durch Vertheilung dem Drahte mitgetheilten schwachen Ladungen. Dadurch wird der nachtheilige Einfluss derselben auf den Gang der Apparate vermindert, doch entsteht durch die häufig in schneller Reihenfolge zwischen zwei Punkten über- springenden Funken leicht eine leitende Verbindung der beiden Metallmassen. Es ist daher rathsam, bei überirdischen Linien im Freien von Zeit zu Zeit Blitzableiter in oben beschriebener Art, jedoch mit etwas grösserem Abstande der beiden Metall- massen von einander, anzubringen, um heftige Schläge abzuleiten, und dagegen in den Zimmern grosse Metallplatten mit möglichst geringem Abstande von einander zu placiren, um die schwachen Ladungen des Drahtes unschädlich zu machen. Hr. Professor Meissner in Braunschweig, unter dessen Leitung die dortigen Telegraphen-Anlagen ausgeführt sind, hat dies Mittel ebenfalls mit grossem Erfolg in Anwendung gebracht und häufig beob- achtet, dass der Gang der in Gebrauch befindlichen Telegraphen ungehindert blieb, während der enge Zwischenraum zwischen den angewendeten Platten durch fortwährend übergehende Funken hell erleuchtet erschien. Wenn sich auch durch die beschriebenen Vorkehrungen der störende Einfluss der atmosphärischen Elektri- cität beträchlich vermindern lässt, so lässt er sich doch nie ganz beseitigen. Namentlich werden Gewitter stets vorübergehende Unterbrechungen des Dienstes bei überirdischen Leitungen mit sich führen. Der grösste und nicht zu beseitigende Uebelstand der überirdischen Leitungen besteht aber in der, allen äusseren zer- störenden Einflüssen völlig Preis gegebenen Lage derselben. Bei
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erwähnten überirdischen Leitung ist mit gutem Erfolge die Ver-
breitung des in den Leitungsdraht einschlagenden Blitzes dadurch
verhindert, dass von Zeit zu Zeit und namentlich in der Nähe
der Endpunkte der Leitung Metallstücke, welche durch die Höh-
lung der Trichter vor dem Nasswerden geschützt sind, möglichst
nahe einander gegenübergestellt wurden. Das eine derselben ward
mit dem Leitungsdraht, das andere mit dem Erdboden leitend
verbunden. Diese Anordnung bietet der elektrischen Endladung
einen kürzeren Weg zur Erde von geringem Widerstande und
leitet dadurch den am Draht fortlaufenden Blitz zur Erde ab.
Sind die einander genäherten Metallmassen gross und der Ab-
stand von einander möglichst klein, so dienen sie auch zur Ent-
ladung der durch Vertheilung dem Drahte mitgetheilten schwachen
Ladungen. Dadurch wird der nachtheilige Einfluss derselben
auf den Gang der Apparate vermindert, doch entsteht durch die
häufig in schneller Reihenfolge zwischen zwei Punkten über-
springenden Funken leicht eine leitende Verbindung der beiden
Metallmassen. Es ist daher rathsam, bei überirdischen Linien
im Freien von Zeit zu Zeit Blitzableiter in oben beschriebener
Art, jedoch mit etwas grösserem Abstande der beiden Metall-
massen von einander, anzubringen, um heftige Schläge abzuleiten,
und dagegen in den Zimmern grosse Metallplatten mit möglichst
geringem Abstande von einander zu placiren, um die schwachen
Ladungen des Drahtes unschädlich zu machen. Hr. Professor
Meissner in Braunschweig, unter dessen Leitung die dortigen
Telegraphen-Anlagen ausgeführt sind, hat dies Mittel ebenfalls
mit grossem Erfolg in Anwendung gebracht und häufig beob-
achtet, dass der Gang der in Gebrauch befindlichen Telegraphen
ungehindert blieb, während der enge Zwischenraum zwischen den
angewendeten Platten durch fortwährend übergehende Funken
hell erleuchtet erschien. Wenn sich auch durch die beschriebenen
Vorkehrungen der störende Einfluss der atmosphärischen Elektri-
cität beträchlich vermindern lässt, so lässt er sich doch nie ganz
beseitigen. Namentlich werden Gewitter stets vorübergehende
Unterbrechungen des Dienstes bei überirdischen Leitungen mit
sich führen. Der grösste und nicht zu beseitigende Uebelstand
der überirdischen Leitungen besteht aber in der, allen äusseren zer-
störenden Einflüssen völlig Preis gegebenen Lage derselben. Bei
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/55>, abgerufen am 24.11.2024.
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