sich der Isolation der ganzen Oberfläche der Drähte entgegen- stellten, ohne übermässige Kosten nicht zu lösen, als ein bisher nicht bekanntes Material, die Guttapercha, auftauchte. Ich er- hielt die ersten Proben dieser Masse im Herbste 1846, während ich gerade ebenfalls mit Versuchen über unterirdische Leitungen beschäftigt war und dehnte dieselben sogleich auf dasselbe aus. Es ergab sich, dass auch die dünnsten Blättchen der entwässerten Masse eine für den vorliegenden Zweck hinreichende Isolations- fähigkeit besassen. Da nun ferner durch die Eigenschaft der Guttapercha, bei mässiger Erwärmung plastisch zu werden und an einander zu kleben, auch die Schwierigkeit der dichten Ver- bindung der einzelnen Theile der Umhüllung beseitigt erschien, so gewann ich bald die Ueberzeugung, dass dies Material zur Lösung des vorliegenden technischen Problems geeignet sei. Ich setzte mich daher mit Hrn. Pruckner, Mitbesitzer der hiesigen Guttapercha- und Gummiwaaren-Fabrik von L. Fonrobert und Pruckner, in Verbindung und stellte in Gemeinschaft mit dem- selben weitere Versuche an. Das günstige Resultat derselben veranlasste mich, bei der schon genannten Commission die An- stellung umfassender Versuche in diesem Sinne zu beantragen. Sie ging darauf ein und beauftragte mich mit der Leitung der Arbeiten zur Ausführung einer Versuchsleitung von einer Meile Länge. Im Herbst 1847 war dieselbe vollendet. Die Isolation des Drahtes erwies sich trotz der noch mangelhaften Methode, welche zur Bekleidung desselben mit der Guttapercha angewendet war, schon so ausreichend, dass die Verlängerung der Leitung bis auf die Länge von 21/2 Meilen (von Berlin bis Gr. Beeren) beschlossen ward. Im Frühjahr 1848 war auch diese Arbeit vollendet, und die Leitung ward nun zur telegraphischen Corre- spondenz zwischen den genannten Orten benutzt. Die Beklei- dung der Drähte geschah in der Fabrik der Hrn. Fonrobert und Pruckner. Es ward hierzu reine, durch erhitzte Walzen voll- ständig entwässerte Guttapercha verwendet. Die erwärmte Masse ward durch gekehlte Walzen um den Draht gepresst. Die vor- handenen Isolationsfehler wurden mit Hülfe eines Neef'schen In- ductors aufgesucht und durch Beklebung mit erwärmten Gutta- percha-Bändern ausgebessert. Darauf ward die Isolation eines jeden Drahtes, von etwa 700' Länge mittelst eines äusserst em-
sich der Isolation der ganzen Oberfläche der Drähte entgegen- stellten, ohne übermässige Kosten nicht zu lösen, als ein bisher nicht bekanntes Material, die Guttapercha, auftauchte. Ich er- hielt die ersten Proben dieser Masse im Herbste 1846, während ich gerade ebenfalls mit Versuchen über unterirdische Leitungen beschäftigt war und dehnte dieselben sogleich auf dasselbe aus. Es ergab sich, dass auch die dünnsten Blättchen der entwässerten Masse eine für den vorliegenden Zweck hinreichende Isolations- fähigkeit besassen. Da nun ferner durch die Eigenschaft der Guttapercha, bei mässiger Erwärmung plastisch zu werden und an einander zu kleben, auch die Schwierigkeit der dichten Ver- bindung der einzelnen Theile der Umhüllung beseitigt erschien, so gewann ich bald die Ueberzeugung, dass dies Material zur Lösung des vorliegenden technischen Problems geeignet sei. Ich setzte mich daher mit Hrn. Pruckner, Mitbesitzer der hiesigen Guttapercha- und Gummiwaaren-Fabrik von L. Fonrobert und Pruckner, in Verbindung und stellte in Gemeinschaft mit dem- selben weitere Versuche an. Das günstige Resultat derselben veranlasste mich, bei der schon genannten Commission die An- stellung umfassender Versuche in diesem Sinne zu beantragen. Sie ging darauf ein und beauftragte mich mit der Leitung der Arbeiten zur Ausführung einer Versuchsleitung von einer Meile Länge. Im Herbst 1847 war dieselbe vollendet. Die Isolation des Drahtes erwies sich trotz der noch mangelhaften Methode, welche zur Bekleidung desselben mit der Guttapercha angewendet war, schon so ausreichend, dass die Verlängerung der Leitung bis auf die Länge von 2½ Meilen (von Berlin bis Gr. Beeren) beschlossen ward. Im Frühjahr 1848 war auch diese Arbeit vollendet, und die Leitung ward nun zur telegraphischen Corre- spondenz zwischen den genannten Orten benutzt. Die Beklei- dung der Drähte geschah in der Fabrik der Hrn. Fonrobert und Pruckner. Es ward hierzu reine, durch erhitzte Walzen voll- ständig entwässerte Guttapercha verwendet. Die erwärmte Masse ward durch gekehlte Walzen um den Draht gepresst. Die vor- handenen Isolationsfehler wurden mit Hülfe eines Neef’schen In- ductors aufgesucht und durch Beklebung mit erwärmten Gutta- percha-Bändern ausgebessert. Darauf ward die Isolation eines jeden Drahtes, von etwa 700' Länge mittelst eines äusserst em-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0057"n="39"/>
sich der Isolation der ganzen Oberfläche der Drähte entgegen-<lb/>
stellten, ohne übermässige Kosten nicht zu lösen, als ein bisher<lb/>
nicht bekanntes Material, die Guttapercha, auftauchte. Ich er-<lb/>
hielt die ersten Proben dieser Masse im Herbste 1846, während<lb/>
ich gerade ebenfalls mit Versuchen über unterirdische Leitungen<lb/>
beschäftigt war und dehnte dieselben sogleich auf dasselbe aus.<lb/>
Es ergab sich, dass auch die dünnsten Blättchen der entwässerten<lb/>
Masse eine für den vorliegenden Zweck hinreichende Isolations-<lb/>
fähigkeit besassen. Da nun ferner durch die Eigenschaft der<lb/>
Guttapercha, bei mässiger Erwärmung plastisch zu werden und<lb/>
an einander zu kleben, auch die Schwierigkeit der dichten Ver-<lb/>
bindung der einzelnen Theile der Umhüllung beseitigt erschien,<lb/>
so gewann ich bald die Ueberzeugung, dass dies Material zur<lb/>
Lösung des vorliegenden technischen Problems geeignet sei. Ich<lb/>
setzte mich daher mit Hrn. Pruckner, Mitbesitzer der hiesigen<lb/>
Guttapercha- und Gummiwaaren-Fabrik von L. Fonrobert und<lb/>
Pruckner, in Verbindung und stellte in Gemeinschaft mit dem-<lb/>
selben weitere Versuche an. Das günstige Resultat derselben<lb/>
veranlasste mich, bei der schon genannten Commission die An-<lb/>
stellung umfassender Versuche in diesem Sinne zu beantragen.<lb/>
Sie ging darauf ein und beauftragte mich mit der Leitung der<lb/>
Arbeiten zur Ausführung einer Versuchsleitung von einer Meile<lb/>
Länge. Im Herbst 1847 war dieselbe vollendet. Die Isolation<lb/>
des Drahtes erwies sich trotz der noch mangelhaften Methode,<lb/>
welche zur Bekleidung desselben mit der Guttapercha angewendet<lb/>
war, schon so ausreichend, dass die Verlängerung der Leitung<lb/>
bis auf die Länge von 2½ Meilen (von Berlin bis Gr. Beeren)<lb/>
beschlossen ward. Im Frühjahr 1848 war auch diese Arbeit<lb/>
vollendet, und die Leitung ward nun zur telegraphischen Corre-<lb/>
spondenz zwischen den genannten Orten benutzt. Die Beklei-<lb/>
dung der Drähte geschah in der Fabrik der Hrn. Fonrobert und<lb/>
Pruckner. Es ward hierzu reine, durch erhitzte Walzen voll-<lb/>
ständig entwässerte Guttapercha verwendet. Die erwärmte Masse<lb/>
ward durch gekehlte Walzen um den Draht gepresst. Die vor-<lb/>
handenen Isolationsfehler wurden mit Hülfe eines Neef’schen In-<lb/>
ductors aufgesucht und durch Beklebung mit erwärmten Gutta-<lb/>
percha-Bändern ausgebessert. Darauf ward die Isolation eines<lb/>
jeden Drahtes, von etwa 700' Länge mittelst eines äusserst em-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[39/0057]
sich der Isolation der ganzen Oberfläche der Drähte entgegen-
stellten, ohne übermässige Kosten nicht zu lösen, als ein bisher
nicht bekanntes Material, die Guttapercha, auftauchte. Ich er-
hielt die ersten Proben dieser Masse im Herbste 1846, während
ich gerade ebenfalls mit Versuchen über unterirdische Leitungen
beschäftigt war und dehnte dieselben sogleich auf dasselbe aus.
Es ergab sich, dass auch die dünnsten Blättchen der entwässerten
Masse eine für den vorliegenden Zweck hinreichende Isolations-
fähigkeit besassen. Da nun ferner durch die Eigenschaft der
Guttapercha, bei mässiger Erwärmung plastisch zu werden und
an einander zu kleben, auch die Schwierigkeit der dichten Ver-
bindung der einzelnen Theile der Umhüllung beseitigt erschien,
so gewann ich bald die Ueberzeugung, dass dies Material zur
Lösung des vorliegenden technischen Problems geeignet sei. Ich
setzte mich daher mit Hrn. Pruckner, Mitbesitzer der hiesigen
Guttapercha- und Gummiwaaren-Fabrik von L. Fonrobert und
Pruckner, in Verbindung und stellte in Gemeinschaft mit dem-
selben weitere Versuche an. Das günstige Resultat derselben
veranlasste mich, bei der schon genannten Commission die An-
stellung umfassender Versuche in diesem Sinne zu beantragen.
Sie ging darauf ein und beauftragte mich mit der Leitung der
Arbeiten zur Ausführung einer Versuchsleitung von einer Meile
Länge. Im Herbst 1847 war dieselbe vollendet. Die Isolation
des Drahtes erwies sich trotz der noch mangelhaften Methode,
welche zur Bekleidung desselben mit der Guttapercha angewendet
war, schon so ausreichend, dass die Verlängerung der Leitung
bis auf die Länge von 2½ Meilen (von Berlin bis Gr. Beeren)
beschlossen ward. Im Frühjahr 1848 war auch diese Arbeit
vollendet, und die Leitung ward nun zur telegraphischen Corre-
spondenz zwischen den genannten Orten benutzt. Die Beklei-
dung der Drähte geschah in der Fabrik der Hrn. Fonrobert und
Pruckner. Es ward hierzu reine, durch erhitzte Walzen voll-
ständig entwässerte Guttapercha verwendet. Die erwärmte Masse
ward durch gekehlte Walzen um den Draht gepresst. Die vor-
handenen Isolationsfehler wurden mit Hülfe eines Neef’schen In-
ductors aufgesucht und durch Beklebung mit erwärmten Gutta-
percha-Bändern ausgebessert. Darauf ward die Isolation eines
jeden Drahtes, von etwa 700' Länge mittelst eines äusserst em-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/57>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.