den, leicht und billig zu erzeugenden, starken Ströme einen wichtigen Antrieb zu weiterer Entwickelung finden würden.
Es bedurfte eines Zeitraumes von vierzehn Jahren, bis die letztere Erwartung ersichtlich in Erfüllung ging. Gegenwärtig benutzt die Hüttenindustrie bereits dynamo-elektrische Maschinen, welche täglich Tonnen Kupfers galvanisch in chemisch reinem Zu- stande niederschlagen und es dabei von den Edelmetallen, die es enthielt, trennen. Durch dynamo-elektrische Maschinen er- zeugte Ströme speisen bereits hunderttausende von elektrischen Lichtern, und diese beginnen schon in vielen Fällen die älte- ren Beleuchtungsarten zu verdrängen. Eine kaum übersehbare Tragweite scheint aber in neuerer Zeit die Uebertragung und Vertheilung von Arbeitskraft durch dynamo-elektrische Maschinen und namentlich die Fortbewegung von Personen und Lasten durch den elektrischen Strom zu gewinnen.
Obgleich ich an dieser Entwickelung der dynamo-elektri- schen Machine und ihrer Anwendung stets thätigen Antheil ge- nommen habe, fand ich doch keine Veranlassung, der Akademie über diese Arbeiten zu berichten, da es weniger wissenschaftliche als technische Aufgaben waren, die gelöst werden mussten, um die Maschine selbst und die Hülfsorgane derselben für ihre tech- nische Verwendung zweckentsprechend auszubilden.
Nachdem jedoch gegenwärtig hierin ein gewisser Abschnitt erreicht ist, bitte ich die Akademie, mir zu gestatten, ihr zu- nächst eine Uebersicht des Ganges dieser Entwickelung und der Richtungen, in welchen weitere Verbesserungen anzustreben sind, und demnächst eine Arbeit des Dr. Frölich vorzulegen, in welcher derselbe die zahlreichen zon mir veranlassten Versuche mit dy- namo-elektrischen Maschinen zusammenstellt und eine Theorie ihrer Wirkung und ihrer Benutzung zur Kraftübertragung ent- wickelt hat.
Bei der ursprünglich von mir construirten dynamo-elektri- schen Maschine bestand der bewegliche Theil aus meinem roti- renden Cylindermagnete, dessen Construction im Jahre 1857 von mir publicirt wurde 1). Die Wechselströme, welche in den Lei- tungsdrähten dieses Cylindermagnetes bei seiner Rotation zwi-
1) Poggend. Ann. Bd. 101. p. 271.
den, leicht und billig zu erzeugenden, starken Ströme einen wichtigen Antrieb zu weiterer Entwickelung finden würden.
Es bedurfte eines Zeitraumes von vierzehn Jahren, bis die letztere Erwartung ersichtlich in Erfüllung ging. Gegenwärtig benutzt die Hüttenindustrie bereits dynamo-elektrische Maschinen, welche täglich Tonnen Kupfers galvanisch in chemisch reinem Zu- stande niederschlagen und es dabei von den Edelmetallen, die es enthielt, trennen. Durch dynamo-elektrische Maschinen er- zeugte Ströme speisen bereits hunderttausende von elektrischen Lichtern, und diese beginnen schon in vielen Fällen die älte- ren Beleuchtungsarten zu verdrängen. Eine kaum übersehbare Tragweite scheint aber in neuerer Zeit die Uebertragung und Vertheilung von Arbeitskraft durch dynamo-elektrische Maschinen und namentlich die Fortbewegung von Personen und Lasten durch den elektrischen Strom zu gewinnen.
Obgleich ich an dieser Entwickelung der dynamo-elektri- schen Machine und ihrer Anwendung stets thätigen Antheil ge- nommen habe, fand ich doch keine Veranlassung, der Akademie über diese Arbeiten zu berichten, da es weniger wissenschaftliche als technische Aufgaben waren, die gelöst werden mussten, um die Maschine selbst und die Hülfsorgane derselben für ihre tech- nische Verwendung zweckentsprechend auszubilden.
Nachdem jedoch gegenwärtig hierin ein gewisser Abschnitt erreicht ist, bitte ich die Akademie, mir zu gestatten, ihr zu- nächst eine Uebersicht des Ganges dieser Entwickelung und der Richtungen, in welchen weitere Verbesserungen anzustreben sind, und demnächst eine Arbeit des Dr. Frölich vorzulegen, in welcher derselbe die zahlreichen zon mir veranlassten Versuche mit dy- namo-elektrischen Maschinen zusammenstellt und eine Theorie ihrer Wirkung und ihrer Benutzung zur Kraftübertragung ent- wickelt hat.
Bei der ursprünglich von mir construirten dynamo-elektri- schen Maschine bestand der bewegliche Theil aus meinem roti- renden Cylindermagnete, dessen Construction im Jahre 1857 von mir publicirt wurde 1). Die Wechselströme, welche in den Lei- tungsdrähten dieses Cylindermagnetes bei seiner Rotation zwi-
1) Poggend. Ann. Bd. 101. p. 271.
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den, leicht und billig zu erzeugenden, starken Ströme einen
wichtigen Antrieb zu weiterer Entwickelung finden würden.
Es bedurfte eines Zeitraumes von vierzehn Jahren, bis die
letztere Erwartung ersichtlich in Erfüllung ging. Gegenwärtig
benutzt die Hüttenindustrie bereits dynamo-elektrische Maschinen,
welche täglich Tonnen Kupfers galvanisch in chemisch reinem Zu-
stande niederschlagen und es dabei von den Edelmetallen, die
es enthielt, trennen. Durch dynamo-elektrische Maschinen er-
zeugte Ströme speisen bereits hunderttausende von elektrischen
Lichtern, und diese beginnen schon in vielen Fällen die älte-
ren Beleuchtungsarten zu verdrängen. Eine kaum übersehbare
Tragweite scheint aber in neuerer Zeit die Uebertragung und
Vertheilung von Arbeitskraft durch dynamo-elektrische Maschinen
und namentlich die Fortbewegung von Personen und Lasten
durch den elektrischen Strom zu gewinnen.
Obgleich ich an dieser Entwickelung der dynamo-elektri-
schen Machine und ihrer Anwendung stets thätigen Antheil ge-
nommen habe, fand ich doch keine Veranlassung, der Akademie
über diese Arbeiten zu berichten, da es weniger wissenschaftliche
als technische Aufgaben waren, die gelöst werden mussten, um
die Maschine selbst und die Hülfsorgane derselben für ihre tech-
nische Verwendung zweckentsprechend auszubilden.
Nachdem jedoch gegenwärtig hierin ein gewisser Abschnitt
erreicht ist, bitte ich die Akademie, mir zu gestatten, ihr zu-
nächst eine Uebersicht des Ganges dieser Entwickelung und der
Richtungen, in welchen weitere Verbesserungen anzustreben sind,
und demnächst eine Arbeit des Dr. Frölich vorzulegen, in welcher
derselbe die zahlreichen zon mir veranlassten Versuche mit dy-
namo-elektrischen Maschinen zusammenstellt und eine Theorie
ihrer Wirkung und ihrer Benutzung zur Kraftübertragung ent-
wickelt hat.
Bei der ursprünglich von mir construirten dynamo-elektri-
schen Maschine bestand der bewegliche Theil aus meinem roti-
renden Cylindermagnete, dessen Construction im Jahre 1857 von
mir publicirt wurde 1). Die Wechselströme, welche in den Lei-
tungsdrähten dieses Cylindermagnetes bei seiner Rotation zwi-
1) Poggend. Ann. Bd. 101. p. 271.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/576>, abgerufen am 22.11.2024.
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