deutend überschritten werden, wenn die neuerdings angebahnte Anwendung der dynamo-elektrischen Maschine zur Kraftüber- tragung allgemeiner geworden ist.
Wenn man zwei dynamo-elektrische Maschinen in denselben Kreislauf bringt und die eine mit constanter Geschwindigkeit dreht, so muss die andere sich als elektro-magnetische Maschine in umgekehrter Richtung drehen, wie schon aus der Betrachtung folgt, dass eine dynamo-elektrische Maschine eine in umge- kehrter Richtung gedrehte elektro-magnetische Maschine ist. Der Gegenstrom, den diese durch den Strom rotirende Maschine er- zeugt, schwächt nun den durch die primäre dynamo-elektrische Maschine erzeugten Strom und vermindert dadurch zugleich auch die Arbeit, welche zur Drehung der letzteren erforderlich ist. Hätte die secundäre Maschine weder innere noch äussere Arbeit zu verrichten, so würde sich ihre Geschwindigkeit so weit steigern, bis ihre elektromotorische Gegenkraft der der primären Maschine das Gleichgewicht hielte. Es würde dann kein Strom mehr durch die Leitung gehen, aber auch weder Arbeit consumirt noch ge- leistet. Vollständig kann dieser Gleichgewichtszustand natürlich niemals erreicht werden, weil die secundäre Maschine innere Widerstände zu überwinden hat und weil die primäre Maschine eine von ihrer Construction abhängende Geschwindigkeit erreichen muss, bevor der dynamo-elektrische Verstärkungsprozess des Stromes seinen Anfang nimmt. Wird der secundären Maschine nun eine Arbeitsleistung aufgebürdet, so vermindert sich dadurch ihre Geschwindigkeit. Mit dieser vermindert sich die von der Rotationsgeschwindigkeit abhängige Gegenkraft, und es durch- läuft nun beide Maschinen ein der Differenz ihrer elektrischen Kräfte entsprechender Strom, dessen Erzeugung Kraft verbraucht und der seinerseits in der secundären Maschine die ihr auferlegte Arbeit leistet. Ich habe bereits an anderen Orten1) darauf hin- gewiesen, dass der bei dieser Kraftübertragung erzielte Nutzeffect keine constante Grösse ist, sondern von dem Verhältnisse der Geschwindigkeit beider Maschinen abhängt, und dass er mit der Rotationsgeschwindigkeit derselben wächst. Durch die nachfolgend beschriebene Untersuchung hat sich dies innerhalb gewisser
1) Zeitschrift des elektro-technischen Vereins. Februarheft 1879.
deutend überschritten werden, wenn die neuerdings angebahnte Anwendung der dynamo-elektrischen Maschine zur Kraftüber- tragung allgemeiner geworden ist.
Wenn man zwei dynamo-elektrische Maschinen in denselben Kreislauf bringt und die eine mit constanter Geschwindigkeit dreht, so muss die andere sich als elektro-magnetische Maschine in umgekehrter Richtung drehen, wie schon aus der Betrachtung folgt, dass eine dynamo-elektrische Maschine eine in umge- kehrter Richtung gedrehte elektro-magnetische Maschine ist. Der Gegenstrom, den diese durch den Strom rotirende Maschine er- zeugt, schwächt nun den durch die primäre dynamo-elektrische Maschine erzeugten Strom und vermindert dadurch zugleich auch die Arbeit, welche zur Drehung der letzteren erforderlich ist. Hätte die secundäre Maschine weder innere noch äussere Arbeit zu verrichten, so würde sich ihre Geschwindigkeit so weit steigern, bis ihre elektromotorische Gegenkraft der der primären Maschine das Gleichgewicht hielte. Es würde dann kein Strom mehr durch die Leitung gehen, aber auch weder Arbeit consumirt noch ge- leistet. Vollständig kann dieser Gleichgewichtszustand natürlich niemals erreicht werden, weil die secundäre Maschine innere Widerstände zu überwinden hat und weil die primäre Maschine eine von ihrer Construction abhängende Geschwindigkeit erreichen muss, bevor der dynamo-elektrische Verstärkungsprozess des Stromes seinen Anfang nimmt. Wird der secundären Maschine nun eine Arbeitsleistung aufgebürdet, so vermindert sich dadurch ihre Geschwindigkeit. Mit dieser vermindert sich die von der Rotationsgeschwindigkeit abhängige Gegenkraft, und es durch- läuft nun beide Maschinen ein der Differenz ihrer elektrischen Kräfte entsprechender Strom, dessen Erzeugung Kraft verbraucht und der seinerseits in der secundären Maschine die ihr auferlegte Arbeit leistet. Ich habe bereits an anderen Orten1) darauf hin- gewiesen, dass der bei dieser Kraftübertragung erzielte Nutzeffect keine constante Grösse ist, sondern von dem Verhältnisse der Geschwindigkeit beider Maschinen abhängt, und dass er mit der Rotationsgeschwindigkeit derselben wächst. Durch die nachfolgend beschriebene Untersuchung hat sich dies innerhalb gewisser
1) Zeitschrift des elektro-technischen Vereins. Februarheft 1879.
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[552/0580]
deutend überschritten werden, wenn die neuerdings angebahnte
Anwendung der dynamo-elektrischen Maschine zur Kraftüber-
tragung allgemeiner geworden ist.
Wenn man zwei dynamo-elektrische Maschinen in denselben
Kreislauf bringt und die eine mit constanter Geschwindigkeit
dreht, so muss die andere sich als elektro-magnetische Maschine
in umgekehrter Richtung drehen, wie schon aus der Betrachtung
folgt, dass eine dynamo-elektrische Maschine eine in umge-
kehrter Richtung gedrehte elektro-magnetische Maschine ist. Der
Gegenstrom, den diese durch den Strom rotirende Maschine er-
zeugt, schwächt nun den durch die primäre dynamo-elektrische
Maschine erzeugten Strom und vermindert dadurch zugleich auch
die Arbeit, welche zur Drehung der letzteren erforderlich ist.
Hätte die secundäre Maschine weder innere noch äussere Arbeit
zu verrichten, so würde sich ihre Geschwindigkeit so weit steigern,
bis ihre elektromotorische Gegenkraft der der primären Maschine
das Gleichgewicht hielte. Es würde dann kein Strom mehr durch
die Leitung gehen, aber auch weder Arbeit consumirt noch ge-
leistet. Vollständig kann dieser Gleichgewichtszustand natürlich
niemals erreicht werden, weil die secundäre Maschine innere
Widerstände zu überwinden hat und weil die primäre Maschine
eine von ihrer Construction abhängende Geschwindigkeit erreichen
muss, bevor der dynamo-elektrische Verstärkungsprozess des
Stromes seinen Anfang nimmt. Wird der secundären Maschine
nun eine Arbeitsleistung aufgebürdet, so vermindert sich dadurch
ihre Geschwindigkeit. Mit dieser vermindert sich die von der
Rotationsgeschwindigkeit abhängige Gegenkraft, und es durch-
läuft nun beide Maschinen ein der Differenz ihrer elektrischen
Kräfte entsprechender Strom, dessen Erzeugung Kraft verbraucht
und der seinerseits in der secundären Maschine die ihr auferlegte
Arbeit leistet. Ich habe bereits an anderen Orten 1) darauf hin-
gewiesen, dass der bei dieser Kraftübertragung erzielte Nutzeffect
keine constante Grösse ist, sondern von dem Verhältnisse der
Geschwindigkeit beider Maschinen abhängt, und dass er mit der
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1) Zeitschrift des elektro-technischen Vereins. Februarheft 1879.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/580>, abgerufen am 22.11.2024.
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