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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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aus Sibirien.
Wasser zu bekommen war, uns recht satt tranken und un-
sere Turßucki vollfüllten, in denen von vorhin gedachten
sauren Käsen (Churt) sich befanden. Fünf Werste wei-
ter hatten wir die herrlichsten Wiesen zu passiren, die
aber hin und wieder überschwemmt waren. Jch fand
Carduus cyanoides polyclonos und Arundo Calama-
grostis.
Aber bald darauf fieng die dürre Salzsteppe
wieder an, auf welcher wir in Gesellschaft von Mücken
übernachten mußten.

Den 24sten Jul. Morgens vor Sonnenaufgang
giengs mit hungrigen Pferden weiter, dem in den Jr-
tisch fallenden Bekunfluß zu, welchen wir um Mittag
passirten. Hier ist die ganze Gegend voll von blendend
weissen, der Länge nach von Süden nach Norden hin
laufenden, mächtigen Sandhügeln, die größtentheils
aus zermalmtem Quarz zu bestehen scheinen, und bey hel-
lem Sonnenschein in der Ferne ein schönes Ansehn gewähr-
ten. Man vergleiche hier übrigens den dritten Brief von
Kiachta. Hier am Bekun, in dem salzigen Sande,
fand ich Pallasia Pterococos, Robinia Halodendron,
Robinia argentea mihi, Althaea officinalis,
ein Arundo
Calamagrostis,
und Clematis songarica; ferner Moluc-
cella tuberosa P. Asclepias sibirica
mit großen Schoten,
die prächtigsten Bäume von Populus alba in der
größten Menge, nebst Populus nigra, tremula und Be-
tula alba.
Zehn Werste hatten wir nun noch bis zum
Jrtisch, über den wir heute noch schwimmen wollten.
Der ganze Weg dahin gieng längst gedachten Sandhü-
geln, theils über dieselben, und theils durch recht frucht-

bare

aus Sibirien.
Waſſer zu bekommen war, uns recht ſatt tranken und un-
ſere Turßucki vollfuͤllten, in denen von vorhin gedachten
ſauren Kaͤſen (Churt) ſich befanden. Fuͤnf Werſte wei-
ter hatten wir die herrlichſten Wieſen zu paſſiren, die
aber hin und wieder uͤberſchwemmt waren. Jch fand
Carduus cyanoides polyclonos und Arundo Calama-
groſtis.
Aber bald darauf fieng die duͤrre Salzſteppe
wieder an, auf welcher wir in Geſellſchaft von Muͤcken
uͤbernachten mußten.

Den 24ſten Jul. Morgens vor Sonnenaufgang
giengs mit hungrigen Pferden weiter, dem in den Jr-
tiſch fallenden Bekunfluß zu, welchen wir um Mittag
paſſirten. Hier iſt die ganze Gegend voll von blendend
weiſſen, der Laͤnge nach von Suͤden nach Norden hin
laufenden, maͤchtigen Sandhuͤgeln, die groͤßtentheils
aus zermalmtem Quarz zu beſtehen ſcheinen, und bey hel-
lem Sonnenſchein in der Ferne ein ſchoͤnes Anſehn gewaͤhr-
ten. Man vergleiche hier uͤbrigens den dritten Brief von
Kiachta. Hier am Bekun, in dem ſalzigen Sande,
fand ich Pallaſia Pterococos, Robinia Halodendron,
Robinia argentea mihi, Althaea officinalis,
ein Arundo
Calamagroſtis,
und Clematis ſongarica; ferner Moluc-
cella tuberoſa P. Aſclepias ſibirica
mit großen Schoten,
die praͤchtigſten Baͤume von Populus alba in der
groͤßten Menge, nebſt Populus nigra, tremula und Be-
tula alba.
Zehn Werſte hatten wir nun noch bis zum
Jrtiſch, uͤber den wir heute noch ſchwimmen wollten.
Der ganze Weg dahin gieng laͤngſt gedachten Sandhuͤ-
geln, theils uͤber dieſelben, und theils durch recht frucht-

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[187/0195] aus Sibirien. Waſſer zu bekommen war, uns recht ſatt tranken und un- ſere Turßucki vollfuͤllten, in denen von vorhin gedachten ſauren Kaͤſen (Churt) ſich befanden. Fuͤnf Werſte wei- ter hatten wir die herrlichſten Wieſen zu paſſiren, die aber hin und wieder uͤberſchwemmt waren. Jch fand Carduus cyanoides polyclonos und Arundo Calama- groſtis. Aber bald darauf fieng die duͤrre Salzſteppe wieder an, auf welcher wir in Geſellſchaft von Muͤcken uͤbernachten mußten. Den 24ſten Jul. Morgens vor Sonnenaufgang giengs mit hungrigen Pferden weiter, dem in den Jr- tiſch fallenden Bekunfluß zu, welchen wir um Mittag paſſirten. Hier iſt die ganze Gegend voll von blendend weiſſen, der Laͤnge nach von Suͤden nach Norden hin laufenden, maͤchtigen Sandhuͤgeln, die groͤßtentheils aus zermalmtem Quarz zu beſtehen ſcheinen, und bey hel- lem Sonnenſchein in der Ferne ein ſchoͤnes Anſehn gewaͤhr- ten. Man vergleiche hier uͤbrigens den dritten Brief von Kiachta. Hier am Bekun, in dem ſalzigen Sande, fand ich Pallaſia Pterococos, Robinia Halodendron, Robinia argentea mihi, Althaea officinalis, ein Arundo Calamagroſtis, und Clematis ſongarica; ferner Moluc- cella tuberoſa P. Aſclepias ſibirica mit großen Schoten, die praͤchtigſten Baͤume von Populus alba in der groͤßten Menge, nebſt Populus nigra, tremula und Be- tula alba. Zehn Werſte hatten wir nun noch bis zum Jrtiſch, uͤber den wir heute noch ſchwimmen wollten. Der ganze Weg dahin gieng laͤngſt gedachten Sandhuͤ- geln, theils uͤber dieſelben, und theils durch recht frucht- bare

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/195>, abgerufen am 15.05.2024.