Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.Sievers Briefe zwey Quentlein am Gewicht; zwischen den Knochen desPferdes fanden sich viele mit Geschicklichkeit verarbeitete Spangen und Beschläge vom Pferdegefchirr; sie waren von Kupfer und dünn versilbert. Eine eben so verarbei- tete, 2 Zoll im Durchmesser habende Platte, die wahr- scheinlich vor der Brust des Pferdes gesessen haben mußte alles aber sehr verrostet. Unter dieser Platte war noch etwas Leder, welches dem ähnlich sah, das man aus Elennsfellen zu ledernen Beinkleidern zubereitet. Uebri- gens fand ich geringe Spuren von Holz, Baumwolle und Zeug und einen kupfernen schlechtweg bearbeiteten Steigbügel. Das Grab war anderthalb Faden tief. Ohngefähr in der Mitte der Vertiefung setzte eine 3 Zoll mächtige graue Erdlage durch, die das Ansehen von Asche hatte: hin und wieder bemerkte ich auch Nester einer schwarzen Erde, die mir wie gebrannte vorkamen. Nach diesem machten wir uns an ein anderes, des- Diese Leute waren also schon ziemlich erfahrne Me- Erdreich
Sievers Briefe zwey Quentlein am Gewicht; zwiſchen den Knochen desPferdes fanden ſich viele mit Geſchicklichkeit verarbeitete Spangen und Beſchlaͤge vom Pferdegefchirr; ſie waren von Kupfer und duͤnn verſilbert. Eine eben ſo verarbei- tete, 2 Zoll im Durchmeſſer habende Platte, die wahr- ſcheinlich vor der Bruſt des Pferdes geſeſſen haben mußte alles aber ſehr verroſtet. Unter dieſer Platte war noch etwas Leder, welches dem aͤhnlich ſah, das man aus Elennsfellen zu ledernen Beinkleidern zubereitet. Uebri- gens fand ich geringe Spuren von Holz, Baumwolle und Zeug und einen kupfernen ſchlechtweg bearbeiteten Steigbuͤgel. Das Grab war anderthalb Faden tief. Ohngefaͤhr in der Mitte der Vertiefung ſetzte eine 3 Zoll maͤchtige graue Erdlage durch, die das Anſehen von Aſche hatte: hin und wieder bemerkte ich auch Neſter einer ſchwarzen Erde, die mir wie gebrannte vorkamen. Nach dieſem machten wir uns an ein anderes, deſ- Dieſe Leute waren alſo ſchon ziemlich erfahrne Me- Erdreich
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Sievers Briefe
zwey Quentlein am Gewicht; zwiſchen den Knochen des
Pferdes fanden ſich viele mit Geſchicklichkeit verarbeitete
Spangen und Beſchlaͤge vom Pferdegefchirr; ſie waren
von Kupfer und duͤnn verſilbert. Eine eben ſo verarbei-
tete, 2 Zoll im Durchmeſſer habende Platte, die wahr-
ſcheinlich vor der Bruſt des Pferdes geſeſſen haben mußte
alles aber ſehr verroſtet. Unter dieſer Platte war noch
etwas Leder, welches dem aͤhnlich ſah, das man aus
Elennsfellen zu ledernen Beinkleidern zubereitet. Uebri-
gens fand ich geringe Spuren von Holz, Baumwolle
und Zeug und einen kupfernen ſchlechtweg bearbeiteten
Steigbuͤgel. Das Grab war anderthalb Faden tief.
Ohngefaͤhr in der Mitte der Vertiefung ſetzte eine 3 Zoll
maͤchtige graue Erdlage durch, die das Anſehen von Aſche
hatte: hin und wieder bemerkte ich auch Neſter einer
ſchwarzen Erde, die mir wie gebrannte vorkamen.
Nach dieſem machten wir uns an ein anderes, deſ-
ſen Gewoͤlbe aber fuͤr uns zu ſtark war, indem wir keine
Brecheiſen bey uns hatten. Wir zogen denn doch einen
auf das Gewoͤlbe aufgeſtuͤlpten, etwa 38 Pſund ſchwe-
ren, aus Kupfer gegoſſenen Keſſel hervor, unter wel-
chem ein Streithammer von eben dem Metalle lag. Die
Hoͤhe des Keſſels war 28 engliſche Zoll und der weiteſte
Durchmeſſer oben 16, aber auch nicht eine Spur weiter
von Holz.
Dieſe Leute waren alſo ſchon ziemlich erfahrne Me-
tallarbeiter und nicht ungeſchickte Bergleute, welches
viele Spuren beweiſen, die noch heutiges Tages in ver-
ſchiedenen kolywaniſchen Gruben entdeckt werden. Das
Erdreich
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