Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.Sievers Briefe hier ihre Andachtsübungen zu verrichten, und sodannihre weitere Reise anzutreten. Jezt sind alle dergleichen Gesandschafts- und Handlungs-Caravanen aufgehoben; zwar nicht durch einen förmlichen Vertrag, sondern weil die Krone keinen Vortheil dabey fand. Dahingegen wird, für die in Peking bestehende rußische Kirche, alle sieben Jahr zur Abwechslung ein Geistlicher, der den Rang als Archimandrit hat, mit zwey Küstern, vier aus den Seminarien genommenen Zöglingen, und zwey klei- nen Knaben, nach Peking abgefertigt, welche leztere nachmals, als Translateurs angestellt und gebraucht wer- den. Zur Fortsetzung des Handels aber ist, seit dem Jahre 1727 durch die Unterhandlungen des Jllyrischen Grafen Sawa Wladislawitsch Ragusinskoi, der Ort Kjachta festgesezt worden, wo von Chinesischer Seite, nur 60 Faden von der rußischen Festung, der sogenannte Flecken Mai-matschin erbaut ist. Auf obgedachter sandigen Landzunge, und weiter- Unter
Sievers Briefe hier ihre Andachtsuͤbungen zu verrichten, und ſodannihre weitere Reiſe anzutreten. Jezt ſind alle dergleichen Geſandſchafts- und Handlungs-Caravanen aufgehoben; zwar nicht durch einen foͤrmlichen Vertrag, ſondern weil die Krone keinen Vortheil dabey fand. Dahingegen wird, fuͤr die in Peking beſtehende rußiſche Kirche, alle ſieben Jahr zur Abwechslung ein Geiſtlicher, der den Rang als Archimandrit hat, mit zwey Kuͤſtern, vier aus den Seminarien genommenen Zoͤglingen, und zwey klei- nen Knaben, nach Peking abgefertigt, welche leztere nachmals, als Translateurs angeſtellt und gebraucht wer- den. Zur Fortſetzung des Handels aber iſt, ſeit dem Jahre 1727 durch die Unterhandlungen des Jllyriſchen Grafen Sawa Wladislawitſch Raguſinskoi, der Ort Kjachta feſtgeſezt worden, wo von Chineſiſcher Seite, nur 60 Faden von der rußiſchen Feſtung, der ſogenannte Flecken Mai-matſchin erbaut iſt. Auf obgedachter ſandigen Landzunge, und weiter- Unter
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Sievers Briefe
hier ihre Andachtsuͤbungen zu verrichten, und ſodann
ihre weitere Reiſe anzutreten. Jezt ſind alle dergleichen
Geſandſchafts- und Handlungs-Caravanen aufgehoben;
zwar nicht durch einen foͤrmlichen Vertrag, ſondern weil
die Krone keinen Vortheil dabey fand. Dahingegen
wird, fuͤr die in Peking beſtehende rußiſche Kirche, alle
ſieben Jahr zur Abwechslung ein Geiſtlicher, der den
Rang als Archimandrit hat, mit zwey Kuͤſtern, vier aus
den Seminarien genommenen Zoͤglingen, und zwey klei-
nen Knaben, nach Peking abgefertigt, welche leztere
nachmals, als Translateurs angeſtellt und gebraucht wer-
den. Zur Fortſetzung des Handels aber iſt, ſeit dem
Jahre 1727 durch die Unterhandlungen des Jllyriſchen
Grafen Sawa Wladislawitſch Raguſinskoi, der
Ort Kjachta feſtgeſezt worden, wo von Chineſiſcher
Seite, nur 60 Faden von der rußiſchen Feſtung, der
ſogenannte Flecken Mai-matſchin erbaut iſt.
Auf obgedachter ſandigen Landzunge, und weiter-
hin gegen Nordoſten, an den verſchiednen Muͤndungen
des aus der chineſiſchen Mongoley herſtroͤmenden Se-
lenga, findet man Rollſteine von Porphyr, andre von
bloſſem Quarz, andre von Varioliten, deren Kuͤtt thon-
artig, zuweilen auch quarzig iſt, noch andre von rothem
ſchlechten Jaspis mit weiſſen Quarzadern, und endlich
von Granit. Ferner iſt der beinahe ganz reine ſchwarze
Eiſenſand merkwuͤrdig, der begierig vom Magnet ange-
zogen wird, und ſich hin und wieder ſtrichweiſe im Sand-
ufer findet.
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