man seinen Hölen durch Spuren nach, wo er dann theils mit eisernen Schnellfallen, Hunden oder Geschoß erlegt wird.
3) Cervus Alces (Sochati mongol. Chandaga), ist häufig, liefert wohlschmeckendes Fleisch und dickes starkes Leder. Besonders sind die Nase und die großen Lippen eine der größten Delicatessen, die auf den vor- nehmsten Tafeln prangen könnten, die aber in diesen Ge- birgen von den gemeinsten Leuten gegessen werden. Man fängt sie am gewöhnlichsten, indem man eine Gegend im Walde, wo besonders ihre häufigen Märsche sind, auf eine Werst lang in der Form einer spitzzulaufenden Allee mit gefällten Bäumen begränzt und in der Spitze dieser Einfassung ein großes tiefes Loch gräbt und selbes mit dünnem Gesträuche und Moos zudeckt. Das Thier fin- det nirgends Ausweg als durch dies offne spitze Ende der Allee und hier findet es seinen Untergang im Loch. Man läßt aber größtentheils solche Einfassungen in mehrere Löcher auslaufen und gräbt folglich auch mehrere Löcher, wo die Ausbeute reicher ist. Der Wildjäger besucht alle Tage seine Gruben und ersticht die lebendigen Thiere mit auf Stangen gebundenen langen Messern. Manch- mal habe ich geholfen ein Elenn herauswinden, welches eine schwere Arbeit für 6 Menschen ist, denn ein Pferd ist um ein weniges kleiner.
Die zweyte Art sie zu erlegen sind die sogenannten Solonzi oder salzige Auswitterungen (Chudshir) auf von Kräutern entblößten, mehr oder weniger großen Salz- plätzen. Hier kommt das Wildpret gewöhniglich des
Nachts
aus Sibirien.
man ſeinen Hoͤlen durch Spuren nach, wo er dann theils mit eiſernen Schnellfallen, Hunden oder Geſchoß erlegt wird.
3) Cervus Alces (Sochati mongol. Chàndagà), iſt haͤufig, liefert wohlſchmeckendes Fleiſch und dickes ſtarkes Leder. Beſonders ſind die Naſe und die großen Lippen eine der groͤßten Delicateſſen, die auf den vor- nehmſten Tafeln prangen koͤnnten, die aber in dieſen Ge- birgen von den gemeinſten Leuten gegeſſen werden. Man faͤngt ſie am gewoͤhnlichſten, indem man eine Gegend im Walde, wo beſonders ihre haͤufigen Maͤrſche ſind, auf eine Werſt lang in der Form einer ſpitzzulaufenden Allee mit gefaͤllten Baͤumen begraͤnzt und in der Spitze dieſer Einfaſſung ein großes tiefes Loch graͤbt und ſelbes mit duͤnnem Geſtraͤuche und Moos zudeckt. Das Thier fin- det nirgends Ausweg als durch dies offne ſpitze Ende der Allee und hier findet es ſeinen Untergang im Loch. Man laͤßt aber groͤßtentheils ſolche Einfaſſungen in mehrere Loͤcher auslaufen und graͤbt folglich auch mehrere Loͤcher, wo die Ausbeute reicher iſt. Der Wildjaͤger beſucht alle Tage ſeine Gruben und erſticht die lebendigen Thiere mit auf Stangen gebundenen langen Meſſern. Manch- mal habe ich geholfen ein Elenn herauswinden, welches eine ſchwere Arbeit fuͤr 6 Menſchen iſt, denn ein Pferd iſt um ein weniges kleiner.
Die zweyte Art ſie zu erlegen ſind die ſogenannten Solonzi oder ſalzige Auswitterungen (Chudſhir) auf von Kraͤutern entbloͤßten, mehr oder weniger großen Salz- plaͤtzen. Hier kommt das Wildpret gewoͤhniglich des
Nachts
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aus Sibirien.
man ſeinen Hoͤlen durch Spuren nach, wo er dann theils
mit eiſernen Schnellfallen, Hunden oder Geſchoß erlegt
wird.
3) Cervus Alces (Sochati mongol. Chàndagà),
iſt haͤufig, liefert wohlſchmeckendes Fleiſch und dickes
ſtarkes Leder. Beſonders ſind die Naſe und die großen
Lippen eine der groͤßten Delicateſſen, die auf den vor-
nehmſten Tafeln prangen koͤnnten, die aber in dieſen Ge-
birgen von den gemeinſten Leuten gegeſſen werden. Man
faͤngt ſie am gewoͤhnlichſten, indem man eine Gegend im
Walde, wo beſonders ihre haͤufigen Maͤrſche ſind, auf
eine Werſt lang in der Form einer ſpitzzulaufenden Allee
mit gefaͤllten Baͤumen begraͤnzt und in der Spitze dieſer
Einfaſſung ein großes tiefes Loch graͤbt und ſelbes mit
duͤnnem Geſtraͤuche und Moos zudeckt. Das Thier fin-
det nirgends Ausweg als durch dies offne ſpitze Ende der
Allee und hier findet es ſeinen Untergang im Loch. Man
laͤßt aber groͤßtentheils ſolche Einfaſſungen in mehrere
Loͤcher auslaufen und graͤbt folglich auch mehrere Loͤcher,
wo die Ausbeute reicher iſt. Der Wildjaͤger beſucht
alle Tage ſeine Gruben und erſticht die lebendigen Thiere
mit auf Stangen gebundenen langen Meſſern. Manch-
mal habe ich geholfen ein Elenn herauswinden, welches
eine ſchwere Arbeit fuͤr 6 Menſchen iſt, denn ein Pferd
iſt um ein weniges kleiner.
Die zweyte Art ſie zu erlegen ſind die ſogenannten
Solonzi oder ſalzige Auswitterungen (Chudſhir) auf von
Kraͤutern entbloͤßten, mehr oder weniger großen Salz-
plaͤtzen. Hier kommt das Wildpret gewoͤhniglich des
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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/71>, abgerufen am 16.02.2025.
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