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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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Sievers Briefe
Nachts zusammen, um das Salz zu lecken; der Wild-
schütz liegt neben bey mit Sträuchern bedeckt und erschießt
das sichere Thier. Eine dritte Art ist, daß man mit Hun
den auf Schneeschuhen das Elenn verfolgt und es auf
hohe Felsen oder über jähe Klüfte (Otstoi) treibt, hier
ist für das Thier der gewisse Tod; entweder es wird er-
schossen oder es muß sich vom Felsen herabstürzen. Noch
eine Art ist, die Thiere im Frühjahr, wenn die Oberflä-
che des Schnees scharf gefroren ist, zu jagen. Das Thier
fällt bey jedem Schritt durch, und die scharse Eißrinde
der Oberfläche zerschneidet oder schindet am Ende ihm
die fleischigten Theile von den Beinen herab, die Hunde
hingegen laufen über den Schneerinden weg und erha-
schen das Wild. Manche liefert der Zufall auch in die
Hände der Schützen.

4) Cervus Elaphus (Jsubr u. Maral. mong.
Bugo.) Dieser Hirsch ist von den deutschen durch seine
Größe und braunere Farbe verschieden; sollte er nicht die
zweyte Varietät b. Hippelaphus seyn?

Die Art ihm zu fangen ist mit der vorigen einer-
ley, nur daß dieser auch noch mit Selbstgeschoß entweder
durch Feuerröhre oder mit Pfeilen sich das Leben zu neh-
men gezwungen wird, welches beym Elenn zwar auch,
aber seltener geschiehet. Gleichfalls wird er durch ein
blasendes, hölzernes, trichterförmiges Jagdhorn in der
Brunstzeit häufig betrogen und erlegt, indem man auf
diesem Jnstrument beynahe eben die blöckende Stimme
nachahmen kann, die der Hirsch gebraucht um die Hin-
din zu locken. Hiebey setzt der Jäger, besonders die

Tungu-

Sievers Briefe
Nachts zuſammen, um das Salz zu lecken; der Wild-
ſchuͤtz liegt neben bey mit Straͤuchern bedeckt und erſchießt
das ſichere Thier. Eine dritte Art iſt, daß man mit Hun
den auf Schneeſchuhen das Elenn verfolgt und es auf
hohe Felſen oder uͤber jaͤhe Kluͤfte (Otſtoi) treibt, hier
iſt fuͤr das Thier der gewiſſe Tod; entweder es wird er-
ſchoſſen oder es muß ſich vom Felſen herabſtuͤrzen. Noch
eine Art iſt, die Thiere im Fruͤhjahr, wenn die Oberflaͤ-
che des Schnees ſcharf gefroren iſt, zu jagen. Das Thier
faͤllt bey jedem Schritt durch, und die ſcharſe Eißrinde
der Oberflaͤche zerſchneidet oder ſchindet am Ende ihm
die fleiſchigten Theile von den Beinen herab, die Hunde
hingegen laufen uͤber den Schneerinden weg und erha-
ſchen das Wild. Manche liefert der Zufall auch in die
Haͤnde der Schuͤtzen.

4) Cervus Elaphus (Jſubr u. Maral. mong.
Bùgo.) Dieſer Hirſch iſt von den deutſchen durch ſeine
Groͤße und braunere Farbe verſchieden; ſollte er nicht die
zweyte Varietaͤt β. Hippelaphus ſeyn?

Die Art ihm zu fangen iſt mit der vorigen einer-
ley, nur daß dieſer auch noch mit Selbſtgeſchoß entweder
durch Feuerroͤhre oder mit Pfeilen ſich das Leben zu neh-
men gezwungen wird, welches beym Elenn zwar auch,
aber ſeltener geſchiehet. Gleichfalls wird er durch ein
blaſendes, hoͤlzernes, trichterfoͤrmiges Jagdhorn in der
Brunſtzeit haͤufig betrogen und erlegt, indem man auf
dieſem Jnſtrument beynahe eben die bloͤckende Stimme
nachahmen kann, die der Hirſch gebraucht um die Hin-
din zu locken. Hiebey ſetzt der Jaͤger, beſonders die

Tungu-
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[64/0072] Sievers Briefe Nachts zuſammen, um das Salz zu lecken; der Wild- ſchuͤtz liegt neben bey mit Straͤuchern bedeckt und erſchießt das ſichere Thier. Eine dritte Art iſt, daß man mit Hun den auf Schneeſchuhen das Elenn verfolgt und es auf hohe Felſen oder uͤber jaͤhe Kluͤfte (Otſtoi) treibt, hier iſt fuͤr das Thier der gewiſſe Tod; entweder es wird er- ſchoſſen oder es muß ſich vom Felſen herabſtuͤrzen. Noch eine Art iſt, die Thiere im Fruͤhjahr, wenn die Oberflaͤ- che des Schnees ſcharf gefroren iſt, zu jagen. Das Thier faͤllt bey jedem Schritt durch, und die ſcharſe Eißrinde der Oberflaͤche zerſchneidet oder ſchindet am Ende ihm die fleiſchigten Theile von den Beinen herab, die Hunde hingegen laufen uͤber den Schneerinden weg und erha- ſchen das Wild. Manche liefert der Zufall auch in die Haͤnde der Schuͤtzen. 4) Cervus Elaphus (Jſubr u. Maral. mong. Bùgo.) Dieſer Hirſch iſt von den deutſchen durch ſeine Groͤße und braunere Farbe verſchieden; ſollte er nicht die zweyte Varietaͤt β. Hippelaphus ſeyn? Die Art ihm zu fangen iſt mit der vorigen einer- ley, nur daß dieſer auch noch mit Selbſtgeſchoß entweder durch Feuerroͤhre oder mit Pfeilen ſich das Leben zu neh- men gezwungen wird, welches beym Elenn zwar auch, aber ſeltener geſchiehet. Gleichfalls wird er durch ein blaſendes, hoͤlzernes, trichterfoͤrmiges Jagdhorn in der Brunſtzeit haͤufig betrogen und erlegt, indem man auf dieſem Jnſtrument beynahe eben die bloͤckende Stimme nachahmen kann, die der Hirſch gebraucht um die Hin- din zu locken. Hiebey ſetzt der Jaͤger, beſonders die Tungu-

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/72>, abgerufen am 24.11.2024.