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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Vierdtes Buch.
Mein Hertze zwar wa es ein Blumenthal geworden/
Die Seele wann sie steht im kenschen Jungfern Orden/
Und wohnt in diesem Thal: daß neue Guaden Licht/
Wann Gott sein Ewges Wort in jhrem Geiste spricht.

5. Vom dem JEsus Kind an der
Mutter Brüsten.
Wie schlecht ist Gottes Sohn bewirthet auf dem Hen!
Man siehet nichts umb jhn als lauter Armuthey!
Er achtets aber nicht/ und läst jhm wol genügen/
Weil Er kan an der Brust der süssen Mutter liegen.
6. GOtt auf dem Stroh.
Je! daß jhm GOtt den Stall unds' Stroh hat auß-
erkiest!
Es ziemet sich also/ weil Er ein Lämmlein ist.
7. Der Fall Evae ist Ursache daß GOtt
Mensch worden.
Der Ewge GOttes Sohn kombt her in diese Wüsten/
Und nährt sich wie ein Kind an einer Jungfrau Brüsten.
Wer hat jhm dieses weh verursacht und gemacht?
Ein abgefallnes Weib hat jhn darzu gebracht.
8. Der Nahm JEsus.
Der Nahme JEsus ist ein außgegossnes Oele:
Er speiset/ und Erleucht/ und stillt daß weh der Seele.
9. Daß Unaußsprechliche.
Daß Unaußsprechliche daß manpflegt Gott zunennen/
Giebt sich in einem Wort zusprechen und zukennen.
10. Die volle Seeligkeit.
Der Mensch hat eher nicht vollkommne Seeligkeit:
Biß daß die Einheit hat verschlukt die Anderheit.
11. Mit schweigen Ehrt man GOtt.
Die Heilge Majestät (wiltu jhr Ehr erzeigen)
Wird allermeist geehrt mit heilgem stillesch weigen.
12. Jn
F

Vierdtes Buch.
Mein Hertze zwar wa es ein Blumenthal geworden/
Die Seele wann ſie ſteht im kenſchen Jungfern Ordẽ/
Und wohnt in dieſem Thal: daß neue Guaden Licht/
Wann Gott ſein Ewges Wort in jhrem Geiſte ſpricht.

5. Vom dem JEſus Kind an der
Mutter Bruͤſten.
Wie ſchlecht iſt Gottes Sohn bewirthet auf dem Hen!
Man ſiehet nichts umb jhn als lauter Armuthey!
Er achtets aber nicht/ und laͤſt jhm wol genuͤgen/
Weil Er kan an der Bruſt der ſüſſen Mutter liegen.
6. GOtt auf dem Stroh.
Je! daß jhm GOtt den Stall unds’ Stroh hat auß-
erkieſt!
Es ziemet ſich alſo/ weil Er ein Laͤmmlein iſt.
7. Der Fall Evæ iſt Urſache daß GOtt
Menſch worden.
Der Ewge GOttes Sohn kombt her in dieſe Wuͤſten/
Uñ naͤhrt ſich wie ein Kind an einer Jungfrau Brüſtẽ.
Wer hat jhm dieſes weh verurſacht und gemacht?
Ein abgefallnes Weib hat jhn darzu gebracht.
8. Der Nahm JEſus.
Der Nahme JEſus iſt ein außgegoſſnes Oele:
Er ſpeiſet/ und Erleucht/ und ſtillt daß weh der Seele.
9. Daß Unaußſprechliche.
Daß Unaußſprechliche daß manpflegt Gott zuneñen/
Giebt ſich in einem Wort zuſprechen und zukennẽ.
10. Die volle Seeligkeit.
Der Menſch hat eher nicht vollkom̃ne Seeligkeit:
Biß daß die Einheit hat verſchlukt die Anderheit.
11. Mit ſchweigen Ehrt man GOtt.
Die Heilge Majeſtaͤt (wiltu jhr Ehr erzeigen)
Wird allermeiſt geehrt mit heilgem ſtilleſch weigen.
12. Jn
F
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[121[119]/0125] Vierdtes Buch. Mein Hertze zwar wa es ein Blumenthal geworden/ Die Seele wann ſie ſteht im kenſchen Jungfern Ordẽ/ Und wohnt in dieſem Thal: daß neue Guaden Licht/ Wann Gott ſein Ewges Wort in jhrem Geiſte ſpricht. 5. Vom dem JEſus Kind an der Mutter Bruͤſten. Wie ſchlecht iſt Gottes Sohn bewirthet auf dem Hen! Man ſiehet nichts umb jhn als lauter Armuthey! Er achtets aber nicht/ und laͤſt jhm wol genuͤgen/ Weil Er kan an der Bruſt der ſüſſen Mutter liegen. 6. GOtt auf dem Stroh. Je! daß jhm GOtt den Stall unds’ Stroh hat auß- erkieſt! Es ziemet ſich alſo/ weil Er ein Laͤmmlein iſt. 7. Der Fall Evæ iſt Urſache daß GOtt Menſch worden. Der Ewge GOttes Sohn kombt her in dieſe Wuͤſten/ Uñ naͤhrt ſich wie ein Kind an einer Jungfrau Brüſtẽ. Wer hat jhm dieſes weh verurſacht und gemacht? Ein abgefallnes Weib hat jhn darzu gebracht. 8. Der Nahm JEſus. Der Nahme JEſus iſt ein außgegoſſnes Oele: Er ſpeiſet/ und Erleucht/ und ſtillt daß weh der Seele. 9. Daß Unaußſprechliche. Daß Unaußſprechliche daß manpflegt Gott zuneñen/ Giebt ſich in einem Wort zuſprechen und zukennẽ. 10. Die volle Seeligkeit. Der Menſch hat eher nicht vollkom̃ne Seeligkeit: Biß daß die Einheit hat verſchlukt die Anderheit. 11. Mit ſchweigen Ehrt man GOtt. Die Heilge Majeſtaͤt (wiltu jhr Ehr erzeigen) Wird allermeiſt geehrt mit heilgem ſtilleſch weigen. 12. Jn F

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 121[119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/125>, abgerufen am 25.11.2024.