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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
44. GOtt liebt sich nicht als sich.
Gott liebt sich nicht als sich/ nur als das Höchste gut:
Drumb schau/ daß er auch selbst/ waß er befihlet/
thut.
45. Die Laster scheinen nur.
Die Laster gehn bekleidt/ die Tugend stehet bloß/
Die ist warhafftiglich/ jen' aber scheinen groß.
46. Du bist der erste Sünder.
Schweig Sünder/ schreyhe nicht die Ev' und Adam an:
Wärn sie nicht vorgefalln/ du hättestes selbst gethan.
47. Der Geistliche Feuerzeug.
Mein Hertz ists Fenuerzeug/ der Zunder gutter Wille:
Schlägt Gott ein Fünklein drein/ so brennts und
leuchts die völle.
48. Eins kans nicht ohn daß andre.
Zwey mussen es vollziehn: ich kans nicht ohne Gott/
Und Gott nicht ohne mich: Daß ich entgeh dem Todt.
49. Die schönste Weißheit.
Mensch steig nicht allzu hoch/ bild dir nichts übrigs
ein:
Die schönste Weißheit ist nicht gar zu weise sein.
50. GOtt ist nicht tugendhafft.
Gott ist nicht tugendhafft: Auß jhm kombt tugend
her/
Wie auß der Sonn die Strahln/ und Wasser auß
dem Meer.
51. Nach Gott ist alles gebildet.
GOtt ist von anbegin der Bildner aller dinge/
Und auch jhr Muster selbst: Drumb ist ja keins ge-
ringe.
52. Du
Johannis Angeli
44. GOtt liebt ſich nicht als ſich.
Gott liebt ſich nicht als ſich/ nur als das Hoͤchſte gut:
Drumb ſchau/ daß er auch ſelbſt/ waß er befihlet/
thut.
45. Die Laſter ſcheinen nur.
Die Laſter gehn bekleidt/ die Tugend ſtehet bloß/
Die iſt warhafftiglich/ jen’ aber ſcheinen groß.
46. Du biſt der erſte Suͤnder.
Schweig Suͤnder/ ſchreyhe nicht die Ev’ uñ Adam an:
Waͤrn ſie nicht vorgefalln/ du haͤtteſtes ſelbſt gethan.
47. Der Geiſtliche Feuerzeug.
Mein Hertz iſts Fenuerzeug/ der Zunder gutter Wille:
Schlaͤgt Gott ein Fuͤnklein drein/ ſo brennts und
leuchts die voͤlle.
48. Eins kans nicht ohn daß andre.
Zwey muſſen es vollziehn: ich kans nicht ohne Gott/
Und Gott nicht ohne mich: Daß ich entgeh dem Todt.
49. Die ſchoͤnſte Weißheit.
Menſch ſteig nicht allzu hoch/ bild dir nichts übrigs
ein:
Die ſchoͤnſte Weißheit iſt nicht gar zu weiſe ſein.
50. GOtt iſt nicht tugendhafft.
Gott iſt nicht tugendhafft: Auß jhm kombt tugend
her/
Wie auß der Sonn die Strahln/ und Waſſer auß
dem Meer.
51. Nach Gott iſt alles gebildet.
GOtt iſt von anbegin der Bildner aller dinge/
Und auch jhr Muſter ſelbſt: Drumb iſt ja keins ge-
ringe.
52. Du
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[154[152]/0158] Johannis Angeli 44. GOtt liebt ſich nicht als ſich. Gott liebt ſich nicht als ſich/ nur als das Hoͤchſte gut: Drumb ſchau/ daß er auch ſelbſt/ waß er befihlet/ thut. 45. Die Laſter ſcheinen nur. Die Laſter gehn bekleidt/ die Tugend ſtehet bloß/ Die iſt warhafftiglich/ jen’ aber ſcheinen groß. 46. Du biſt der erſte Suͤnder. Schweig Suͤnder/ ſchreyhe nicht die Ev’ uñ Adam an: Waͤrn ſie nicht vorgefalln/ du haͤtteſtes ſelbſt gethan. 47. Der Geiſtliche Feuerzeug. Mein Hertz iſts Fenuerzeug/ der Zunder gutter Wille: Schlaͤgt Gott ein Fuͤnklein drein/ ſo brennts und leuchts die voͤlle. 48. Eins kans nicht ohn daß andre. Zwey muſſen es vollziehn: ich kans nicht ohne Gott/ Und Gott nicht ohne mich: Daß ich entgeh dem Todt. 49. Die ſchoͤnſte Weißheit. Menſch ſteig nicht allzu hoch/ bild dir nichts übrigs ein: Die ſchoͤnſte Weißheit iſt nicht gar zu weiſe ſein. 50. GOtt iſt nicht tugendhafft. Gott iſt nicht tugendhafft: Auß jhm kombt tugend her/ Wie auß der Sonn die Strahln/ und Waſſer auß dem Meer. 51. Nach Gott iſt alles gebildet. GOtt iſt von anbegin der Bildner aller dinge/ Und auch jhr Muſter ſelbſt: Drumb iſt ja keins ge- ringe. 52. Du

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 154[152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/158>, abgerufen am 23.11.2024.