Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Fünfftes Buch. 223. Wann der Mensch so gerecht wie Christus. Wenn du vollkommen Eins mit Gott dem HErren bist/ So bistu so gerecht als unser JEsus CHrist. 224. Dem Todten ist alles Tod. Wenn du gestorben bist/ so scheinet dir von Noth Mein Mensch die gantze Welt/ und alls Geschöpffe Todt. 225. Die ungekreutzigten Kreutze. Viel sind der Welt ein Kreutz/ die Welt ist aber jhnen Nicht dieses widerumb: weil sie sie noch bedienen. 226. Die Natur der Heyligkeit. Der Heyligkeit Natur ist lautre Lieb O Christ: Je lauterer du liebst/ je heyliger du bist. 227. Die Gleichheit. Der Heilge nimbt es gleich: läst jhn GOtt liegen Krank/ Er saget Jhm so gern als vor Gesundheit dank. 228. Der Mensch stekt in einem Thier. Kreuch doch herauß mein Mensch/ du stekst in einem Thier: Wo du darinnen bleibst/ kombstu bey GOtt nicht für. 229. Anmassung ist der Fall. Mensch ist was gutts in dir/ so masse dichs nicht an: So bald du dirs schreibst zu/ so ist der Fall gethan. 230. Daß böse ist deine. Daß gutte kommt auß Gott/ drumm ists auch sein[s] allein: Daß bös[e] entsteht auß dir: daß laß du deine sein. 231. Wahre Liebe ist beständig. Laß doch nicht ab von GOtt/ ob du solst elend sein: Wer jhn von Hertzen liebt/ der liebt Jhn auch in Pein. 232. Daß H 4
Fuͤnfftes Buch. 223. Wann der Menſch ſo gerecht wie Chriſtus. Wenn du vollkom̃en Eins mit Gott dem HErren biſt/ So biſtu ſo gerecht als unſer JEſus CHriſt. 224. Dem Todten iſt alles Tod. Wenn du geſtorben biſt/ ſo ſcheinet dir von Noth Mein Menſch die gantze Welt/ und alls Geſchoͤpffe Todt. 225. Die ungekreutzigten Kreutze. Viel ſind der Welt ein Kreutz/ die Welt iſt aber jhnẽ Nicht dieſes widerumb: weil ſie ſie noch bedienen. 226. Die Natur der Heyligkeit. Der Heyligkeit Natur iſt lautre Lieb O Chriſt: Je lauterer du liebſt/ je heyliger du biſt. 227. Die Gleichheit. Der Heilge nimbt es gleich: laͤſt jhn GOtt liegen Krank/ Er ſaget Jhm ſo gern als vor Geſundheit dank. 228. Der Menſch ſtekt in einem Thier. Kreuch doch herauß mein Menſch/ du ſtekſt in einem Thier: Wo du darinnen bleibſt/ kombſtu bey GOtt nicht für. 229. Anmaſſung iſt der Fall. Menſch iſt was gutts in dir/ ſo maſſe dichs nicht an: So bald du dirs ſchreibſt zu/ ſo iſt der Fall gethan. 230. Daß boͤſe iſt deine. Daß gutte kom̃t auß Gott/ drum̃ iſts auch ſein[s] allein: Daß boͤſ[e] entſteht auß dir: daß laß du deine ſein. 231. Wahre Liebe iſt beſtaͤndig. Laß doch nicht ab von GOtt/ ob du ſolſt elend ſein: Wer jhn von Hertzen liebt/ der liebt Jhn auch in Pein. 232. Daß H 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0179" n="175[173]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fuͤnfftes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">223. Wann der Menſch ſo gerecht wie<lb/> Chriſtus.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wenn du vollkom̃en Eins mit Gott dem HErren biſt/</l><lb/> <l>So biſtu ſo gerecht als unſer <hi rendition="#fr">JEſus CHriſt.</hi></l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">224. Dem Todten iſt alles Tod.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wenn du geſtorben biſt/ ſo ſcheinet dir von Noth</l><lb/> <l>Mein Menſch die gantze Welt/ und alls Geſchoͤpffe</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Todt.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">225. Die ungekreutzigten Kreutze.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Viel ſind der Welt ein Kreutz/ die Welt iſt aber jhnẽ</l><lb/> <l>Nicht dieſes widerumb: weil ſie ſie noch bedienen.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">226. Die Natur der Heyligkeit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Heyligkeit Natur iſt lautre Lieb O Chriſt:</l><lb/> <l>Je lauterer du liebſt/ je heyliger du biſt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">227. Die Gleichheit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Heilge nimbt es gleich: laͤſt jhn GOtt liegen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Krank/</hi> </l><lb/> <l>Er ſaget Jhm ſo gern als vor Geſundheit dank.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">228. Der Menſch ſtekt in einem Thier.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Kreuch doch herauß mein Menſch/ du ſtekſt in einem</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Thier:</hi> </l><lb/> <l>Wo du darinnen bleibſt/ kombſtu bey GOtt nicht für.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">229. Anmaſſung iſt der Fall.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch iſt was gutts in dir/ ſo maſſe dichs nicht an:</l><lb/> <l>So bald du dirs ſchreibſt zu/ ſo iſt der Fall gethan.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">230. Daß boͤſe iſt deine.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Daß gutte kom̃t auß Gott/ drum̃ iſts auch ſein<supplied>s</supplied> allein:</l><lb/> <l>Daß boͤſ<supplied>e</supplied> entſteht auß dir: daß laß du deine ſein.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">231. Wahre Liebe iſt beſtaͤndig.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Laß doch nicht ab von GOtt/ ob du ſolſt elend ſein:</l><lb/> <l>Wer jhn von Hertzen liebt/ der liebt <hi rendition="#fr">Jhn</hi> auch in</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Pein.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">H 4</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">232. Daß</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [175[173]/0179]
Fuͤnfftes Buch.
223. Wann der Menſch ſo gerecht wie
Chriſtus.
Wenn du vollkom̃en Eins mit Gott dem HErren biſt/
So biſtu ſo gerecht als unſer JEſus CHriſt.
224. Dem Todten iſt alles Tod.
Wenn du geſtorben biſt/ ſo ſcheinet dir von Noth
Mein Menſch die gantze Welt/ und alls Geſchoͤpffe
Todt.
225. Die ungekreutzigten Kreutze.
Viel ſind der Welt ein Kreutz/ die Welt iſt aber jhnẽ
Nicht dieſes widerumb: weil ſie ſie noch bedienen.
226. Die Natur der Heyligkeit.
Der Heyligkeit Natur iſt lautre Lieb O Chriſt:
Je lauterer du liebſt/ je heyliger du biſt.
227. Die Gleichheit.
Der Heilge nimbt es gleich: laͤſt jhn GOtt liegen
Krank/
Er ſaget Jhm ſo gern als vor Geſundheit dank.
228. Der Menſch ſtekt in einem Thier.
Kreuch doch herauß mein Menſch/ du ſtekſt in einem
Thier:
Wo du darinnen bleibſt/ kombſtu bey GOtt nicht für.
229. Anmaſſung iſt der Fall.
Menſch iſt was gutts in dir/ ſo maſſe dichs nicht an:
So bald du dirs ſchreibſt zu/ ſo iſt der Fall gethan.
230. Daß boͤſe iſt deine.
Daß gutte kom̃t auß Gott/ drum̃ iſts auch ſeins allein:
Daß boͤſe entſteht auß dir: daß laß du deine ſein.
231. Wahre Liebe iſt beſtaͤndig.
Laß doch nicht ab von GOtt/ ob du ſolſt elend ſein:
Wer jhn von Hertzen liebt/ der liebt Jhn auch in
Pein.
232. Daß
H 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/179 |
Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 175[173]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/179>, abgerufen am 17.02.2025. |