Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Erstes Buch. 12. Man muß sich überschwenken. Mensch wo du deinen Geist schwingst über Ort und Zeit/ So kanstu jeden blik seyn in der Ewigkeit. 13. Der Mensch ist Ewigkeit. Jch selbst bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit verlasse/ Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zusamen fasse. 14. Ein Christ so Reich als Gott. Jch bin so Reich als GOtt/ es kan kein stäublein sein/ Daß ich (Mensch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge- mein. 15. Die über GOttheit. Was man von GOtt gesagt/ das gnüget mir noch nicht: Die über GOttheit ist mein Leben und mein Liecht. 16. Die Liebe zwinget GOtt. (a) Wo GOtt mich über GOtt nicht solte wollen bringen. So will ich Jhn dazu mit blosser Liebe zwingen. a. Vid. no. 7. 17. Ein Christ ist GOttes Sohn. Jch auch bin GOttes Sohn/ ich sitz an seiner Handt: Sein Geist/ sein Fleisch und Blut/ ist Jhm an mir be- kandt. 18. Jch thue es GOtt gleich. GOtt liebt mich über sich: Lieb ich Jhn über mich: So geb ich Jhm sovil/ als Er mir gibt auß sich. 19. Das seelige Stilleschweigen. Wie seelig ist der Mensch/ der weder wil noch weiß! * Der GOtt (versteh mich recht) nicht gibet Loh noch Preiß. * Denotatur hic Oratio seilentij, de qua vide Maximil. Sandae Theol. mystic, lib. 2. com- ment. 3. 20. Die B
Erſtes Buch. 12. Man muß ſich uͤberſchwenken. Menſch wo du deinen Geiſt ſchwingſt uͤber Ort uñ Zeit/ So kanſtu jeden blik ſeyn in der Ewigkeit. 13. Der Menſch iſt Ewigkeit. Jch ſelbſt bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit verlaſſe/ Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zuſamen faſſe. 14. Ein Chriſt ſo Reich als Gott. Jch bin ſo Reich als GOtt/ es kan kein ſtaͤublein ſein/ Daß ich (Menſch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge- mein. 15. Die uͤber GOttheit. Was man von GOtt geſagt/ das gnuͤget mir noch nicht: Die uͤber GOttheit iſt mein Leben und mein Liecht. 16. Die Liebe zwinget GOtt. (a) Wo GOtt mich uͤber GOtt nicht ſolte wollen bringen. So will ich Jhn dazu mit bloſſer Liebe zwingen. a. Vid. no. 7. 17. Ein Chriſt iſt GOttes Sohn. Jch auch bin GOttes Sohn/ ich ſitz an ſeiner Handt: Sein Geiſt/ ſein Fleiſch und Blut/ iſt Jhm an mir be- kandt. 18. Jch thue es GOtt gleich. GOtt liebt mich uͤber ſich: Lieb ich Jhn uͤber mich: So geb ich Jhm ſovil/ als Er mir gibt auß ſich. 19. Das ſeelige Stilleſchweigen. Wie ſeelig iſt der Menſch/ der weder wil noch weiß! * Der GOtt (verſteh mich recht) nicht gibet Loh noch Preiß. * Denotatur hic Oratio ſeilentij, de qua vide Maximil. Sandæ Theol. myſtic, lib. 2. com- ment. 3. 20. Die B
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Erſtes Buch.
12. Man muß ſich uͤberſchwenken.
Menſch wo du deinen Geiſt ſchwingſt uͤber Ort uñ Zeit/
So kanſtu jeden blik ſeyn in der Ewigkeit.
13. Der Menſch iſt Ewigkeit.
Jch ſelbſt bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit verlaſſe/
Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zuſamen faſſe.
14. Ein Chriſt ſo Reich als Gott.
Jch bin ſo Reich als GOtt/ es kan kein ſtaͤublein ſein/
Daß ich (Menſch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge-
mein.
15. Die uͤber GOttheit.
Was man von GOtt geſagt/ das gnuͤget mir noch
nicht:
Die uͤber GOttheit iſt mein Leben und mein Liecht.
16. Die Liebe zwinget GOtt.
⁽a⁾
Wo GOtt mich uͤber GOtt nicht ſolte wollen
bringen.
So will ich Jhn dazu mit bloſſer Liebe zwingen.
a. Vid. no. 7.
17. Ein Chriſt iſt GOttes Sohn.
Jch auch bin GOttes Sohn/ ich ſitz an ſeiner Handt:
Sein Geiſt/ ſein Fleiſch und Blut/ iſt Jhm an mir be-
kandt.
18. Jch thue es GOtt gleich.
GOtt liebt mich uͤber ſich: Lieb ich Jhn uͤber mich:
So geb ich Jhm ſovil/ als Er mir gibt auß ſich.
19. Das ſeelige Stilleſchweigen.
Wie ſeelig iſt der Menſch/ der weder wil noch weiß!
*
Der GOtt (verſteh mich recht) nicht gibet Loh
noch Preiß.
* Denotatur hic Oratio ſeilentij, de qua vide
Maximil. Sandæ Theol. myſtic, lib. 2. com-
ment. 3.
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B
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