Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.
283. GOtt ist über Heilig.
Schreyt hin Jhr Seraphin/ daß was man von
euch list:
Jch weiß daß Gott mein Gott noch mehr als Heilig ist.
284. Vber alle erkändtnüß sol man
kommen.
Was Cherubin erkennt/ daß mag mir nicht ge-
nügen/
Jch wil noch über Jhn/ wo nichts erkandt wird/ fliegen.
285. Daß erkennende muß das er-
kandte werden.
Jn GOtt wird nichts erkandt: Er ist ein Einig Ein.
Was man in Jhm erkennt/ daß muß man selber fein. *
* ita quoque Divus Rusbr quod contem-
plamur, sumus & quod sumus contempla-
mur.
286. Jmmer weiter.
Maria ist hochwehrt: doch kan ich höher kommen/
Als sie und alle Schaar der Heiligen geklommen. *
* Christus ist unser höchsres Ziehl.
287. Die Schönheit.
Die Schönheit ist ein Licht: je mehr dir Licht gebrist/
Je greulicher du auch an Leib und Seele bist.
288. Die gelassene Schönheit.
Jhr Menschen lernet doch von Wiesenblümelein/
Wie jhr könt Gott gefalln/ und gleichwol schöne seyn. a.
a. Denn sie nehmen sich jhrer schön-
heit nicht an.
289. Ohne warumb.
Die Ros' ist ohn warumb/ sie blühet weil sie blühet/
Sie acht nicht jhrer selbst/ fragt nicht ob man sie sihet.
209. Laß
C 4
Erſtes Buch.
283. GOtt iſt uͤber Heilig.
Schreyt hin Jhr Seraphin/ daß was man von
euch liſt:
Jch weiß daß Gott mein Gott noch mehr als Heilig iſt.
284. Vber alle erkaͤndtnuͤß ſol man
kommen.
Was Cherubin erkennt/ daß mag mir nicht ge-
nuͤgen/
Jch wil noch uͤber Jhn/ wo nichts erkandt wird/ fliegẽ.
285. Daß erkennende muß das er-
kandte werden.
Jn GOtt wird nichts erkandt: Er iſt ein Einig Ein.
Was man in Jhm erkennt/ daß muß man ſelber fein. *
* ita quoq́ue Divus Rusbr quod contem-
plamur, ſumus & quod ſumus contempla-
mur.
286. Jmmer weiter.
Maria iſt hochwehrt: doch kan ich hoͤher kommen/
Als ſie und alle Schaar der Heiligen geklommen. *
* Chriſtus iſt unſer hoͤchſres Ziehl.
287. Die Schoͤnheit.
Die Schoͤnheit iſt ein Licht: je mehr dir Licht gebriſt/
Je greulicher du auch an Leib und Seele biſt.
288. Die gelaſſene Schoͤnheit.
Jhr Menſchen lernet doch von Wieſenblümelein/
Wie jhr koͤnt Gott gefalln/ uñ gleichwol ſchoͤne ſeyn. a.
a. Denn ſie nehmen ſich jhrer ſchoͤn-
heit nicht an.
289. Ohne warumb.
Die Roſ’ iſt ohn warumb/ ſie bluͤhet weil ſie bluͤhet/
Sie acht nicht jhrer ſelbſt/ fragt nicht ob man ſie ſihet.
209. Laß
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0059" n="55[53]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">283. GOtt i&#x017F;t u&#x0364;ber Heilig.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Schreyt hin Jhr <hi rendition="#fr">Seraphin/</hi> daß was man von</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">euch li&#x017F;t:</hi> </l><lb/>
            <l>Jch weiß daß Gott mein Gott noch mehr als Heilig i&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">284. Vber alle erka&#x0364;ndtnu&#x0364;ß &#x017F;ol man<lb/>
kommen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Was <hi rendition="#fr">Cherubin</hi> erkennt/ daß mag mir nicht ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nu&#x0364;gen/</hi> </l><lb/>
            <l>Jch wil noch u&#x0364;ber Jhn/ wo nichts erkandt wird/ fliege&#x0303;.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">285. Daß erkennende muß das er-<lb/>
kandte werden.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jn GOtt wird nichts erkandt: Er i&#x017F;t ein Einig Ein.</l><lb/>
            <l>Was man in Jhm erkennt/ daß muß man &#x017F;elber fein. <note place="end" n="*"/></l>
          </lg><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#aq">ita quoq&#x0301;ue Divus Rusbr quod contem-<lb/>
plamur, &#x017F;umus &amp; quod &#x017F;umus contempla-<lb/>
mur.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">286. Jmmer weiter.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#fr">Maria</hi> i&#x017F;t hochwehrt: doch kan ich ho&#x0364;her kommen/</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;ie und alle Schaar der Heiligen geklommen. <note place="end" n="*"/></l>
          </lg><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus i&#x017F;t un&#x017F;er ho&#x0364;ch&#x017F;res Ziehl.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">287. Die Scho&#x0364;nheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Scho&#x0364;nheit i&#x017F;t ein Licht: je mehr dir Licht gebri&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Je greulicher du auch an Leib und Seele bi&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">288. Die gela&#x017F;&#x017F;ene Scho&#x0364;nheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jhr Men&#x017F;chen lernet doch von Wie&#x017F;enblümelein/</l><lb/>
            <l>Wie jhr ko&#x0364;nt Gott gefalln/ un&#x0303; gleichwol &#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;eyn. <note xml:id="note_0059a" next="#note_0059b" place="end" n="a."/></l>
          </lg><lb/>
          <note xml:id="note_0059b" prev="#note_0059a" place="end" n="a."> <hi rendition="#fr">Denn &#x017F;ie nehmen &#x017F;ich jhrer &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
heit nicht an.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">289. Ohne warumb.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Ro&#x017F;&#x2019; i&#x017F;t ohn warumb/ &#x017F;ie blu&#x0364;het weil &#x017F;ie blu&#x0364;het/</l><lb/>
            <l>Sie acht nicht jhrer &#x017F;elb&#x017F;t/ fragt nicht ob man &#x017F;ie &#x017F;ihet.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">C 4</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">209. Laß</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55[53]/0059] Erſtes Buch. 283. GOtt iſt uͤber Heilig. Schreyt hin Jhr Seraphin/ daß was man von euch liſt: Jch weiß daß Gott mein Gott noch mehr als Heilig iſt. 284. Vber alle erkaͤndtnuͤß ſol man kommen. Was Cherubin erkennt/ daß mag mir nicht ge- nuͤgen/ Jch wil noch uͤber Jhn/ wo nichts erkandt wird/ fliegẽ. 285. Daß erkennende muß das er- kandte werden. Jn GOtt wird nichts erkandt: Er iſt ein Einig Ein. Was man in Jhm erkennt/ daß muß man ſelber fein. * * ita quoq́ue Divus Rusbr quod contem- plamur, ſumus & quod ſumus contempla- mur. 286. Jmmer weiter. Maria iſt hochwehrt: doch kan ich hoͤher kommen/ Als ſie und alle Schaar der Heiligen geklommen. * * Chriſtus iſt unſer hoͤchſres Ziehl. 287. Die Schoͤnheit. Die Schoͤnheit iſt ein Licht: je mehr dir Licht gebriſt/ Je greulicher du auch an Leib und Seele biſt. 288. Die gelaſſene Schoͤnheit. Jhr Menſchen lernet doch von Wieſenblümelein/ Wie jhr koͤnt Gott gefalln/ uñ gleichwol ſchoͤne ſeyn. a. a. Denn ſie nehmen ſich jhrer ſchoͤn- heit nicht an. 289. Ohne warumb. Die Roſ’ iſt ohn warumb/ ſie bluͤhet weil ſie bluͤhet/ Sie acht nicht jhrer ſelbſt/ fragt nicht ob man ſie ſihet. 209. Laß C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/59
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 55[53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/59>, abgerufen am 25.11.2024.