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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Andertes Buch.
Sag/ ob er nicht mit jhm recht der Verläugnung
spielt? *

* Matth. 25. * Weil GOtt jhm Gna-
de und Krafft darzu gegeben; oder es
selbst durch seinen Geist in jhm dem
Menschen gethan.
200. Die Aufgegebenheit.
Wer seine Seele hat verlohren und vergeben/
Der kan gantz seeliglich mit GOtt die wette leben.
201. Der Mensch der andre GOtt.
Sag zwischen mir und GOtt den eingen Unterscheid?
Es ist mit einem Wort/ nichts als die Anderheit.
202. Alleine seyn gleicht GOtt.
Wer stäts alleine lebt/ und niemand wird gemein:
Der muß/ ist er nicht GOtt/ gewiß Vergöttet sein.
203. Die Demut steigt am Höchsten.
Wer in der Demut GOtts am tieffsten ist versunken/
Der ist der höchste Glantz auß allen Himmelsfunken.
204. Der Mensch Jmmanuel.
Wer stäts in sich die Schlang' und Drachen kan er-
morden/
Der ist Jmmanuel in Christo JEsu worden.
205. Daß Böse scheyd vom Gutten.
Jß Butter iß mein Kind/ und Hönig (GOtt) dabey:
Damit du lernst wie böß' und gutt zuscheyden sey.
206. Ein Mann und auch ein Kind.
Ein Mann ist nicht ein Kind: doch wisse daß ein Mann/
So du nur wilt in dir mein Kind/ wol Leben kann.
207. GOtt ist in dir daß Leben.
Nicht du bist der da lebt: denn daß Geschöpff ist Tod:
Daß Leben/ daß in dir dich leben macht ist GOtt.
208. Ge-
D 5

Andertes Buch.
Sag/ ob er nicht mit jhm recht der Verlaͤugnung
ſpielt? *

* Matth. 25. * Weil GOtt jhm Gna-
de und Krafft darzu gegeben; oder es
ſelbſt durch ſeinen Geiſt in jhm dem
Menſchen gethan.
200. Die Aufgegebenheit.
Wer ſeine Seele hat verlohren und vergeben/
Der kan gantz ſeeliglich mit GOtt die wette leben.
201. Der Menſch der andre GOtt.
Sag zwiſchen mir und GOtt den eingen Unterſcheid?
Es iſt mit einem Wort/ nichts als die Anderheit.
202. Alleine ſeyn gleicht GOtt.
Wer ſtaͤts alleine lebt/ und niemand wird gemein:
Der muß/ iſt er nicht GOtt/ gewiß Vergoͤttet ſein.
203. Die Demut ſteigt am Hoͤchſten.
Wer in der Demut GOtts am tieffſten iſt verſunken/
Der iſt der hoͤchſte Glantz auß allen Himmelsfunken.
204. Der Menſch Jmmanuel.
Wer ſtaͤts in ſich die Schlang’ und Drachen kan er-
morden/
Der iſt Jmmanuel in Chriſto JEſu worden.
205. Daß Boͤſe ſcheyd vom Gutten.
Jß Butter iß mein Kind/ und Hoͤnig (GOtt) dabey:
Damit du lernſt wie boͤß’ und gutt zuſcheyden ſey.
206. Ein Mann und auch ein Kind.
Ein Mañ iſt nicht ein Kind: doch wiſſe daß ein Mañ/
So du nur wilt in dir mein Kind/ wol Leben kann.
207. GOtt iſt in dir daß Leben.
Nicht du biſt der da lebt: denn daß Geſchoͤpff iſt Tod:
Daß Leben/ daß in dir dich leben macht iſt GOtt.
208. Ge-
D 5
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[81[79]/0085] Andertes Buch. Sag/ ob er nicht mit jhm recht der Verlaͤugnung ſpielt? * * Matth. 25. * Weil GOtt jhm Gna- de und Krafft darzu gegeben; oder es ſelbſt durch ſeinen Geiſt in jhm dem Menſchen gethan. 200. Die Aufgegebenheit. Wer ſeine Seele hat verlohren und vergeben/ Der kan gantz ſeeliglich mit GOtt die wette leben. 201. Der Menſch der andre GOtt. Sag zwiſchen mir und GOtt den eingen Unterſcheid? Es iſt mit einem Wort/ nichts als die Anderheit. 202. Alleine ſeyn gleicht GOtt. Wer ſtaͤts alleine lebt/ und niemand wird gemein: Der muß/ iſt er nicht GOtt/ gewiß Vergoͤttet ſein. 203. Die Demut ſteigt am Hoͤchſten. Wer in der Demut GOtts am tieffſten iſt verſunken/ Der iſt der hoͤchſte Glantz auß allen Himmelsfunken. 204. Der Menſch Jmmanuel. Wer ſtaͤts in ſich die Schlang’ und Drachen kan er- morden/ Der iſt Jmmanuel in Chriſto JEſu worden. 205. Daß Boͤſe ſcheyd vom Gutten. Jß Butter iß mein Kind/ und Hoͤnig (GOtt) dabey: Damit du lernſt wie boͤß’ und gutt zuſcheyden ſey. 206. Ein Mann und auch ein Kind. Ein Mañ iſt nicht ein Kind: doch wiſſe daß ein Mañ/ So du nur wilt in dir mein Kind/ wol Leben kann. 207. GOtt iſt in dir daß Leben. Nicht du biſt der da lebt: denn daß Geſchoͤpff iſt Tod: Daß Leben/ daß in dir dich leben macht iſt GOtt. 208. Ge- D 5

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 81[79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/85>, abgerufen am 27.11.2024.