Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Johannis Angeli
25. Ein Kind seyn ist am besten.
Weil man nunmehr GOtt selbst den grösten kleine
findt/
So ist mein gröster Wuntsch zu werden wie ein Kind.
26. Der Mensch daß würdigste.
GOtt weil Er wird ein Mensch/ zeigt mir daß ich allein
Jhm mehr und wehrter bin als alle Geister sein.
27. Der Nahme JEsus.
Der süsse JEsus Nahm' ist Hönig auf der Zung:
Jm Ohr ein Brautgesang/ im Hertz ein Freuden-
sprung.
28. Der Kreiß im Puncte.
Als GOtt verborgen lag in eines Mägdleins Schoß/
Da war es/ da der Punet den Kreiß in sich beschloß.
29. Daß Grosse im Kleinen.
Du sprichst/ daß Grosse kan nicht in dem Kleinen sein/
Den Himmel schleust man nicht ins Erdenstüpffchen ein.
Komb schau der Jungfraun Kind: so sihstu in der
Wiegen/
Den Himmel und die Erd'/ und hundert Welte liegen.
30. Auf die Krippe JEsu.
Hier liegt daß wehrte Kind/ der Jungfrau erste
Blum/
Der Engel Freud und Lust/ der Menschen Preiß und
Ruhm.
Sol Er dein Heyland seyn/ und dich zu GOtt erheben/
So mustu nicht sehr weit von seiner Krippe leben.
31. Dein Hertz wanns leer/ ist besser.
Ach elend! Unser GOtt muß in dem Stalle seyn!
Räum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm
eylends ein.
32. Der Himmel wird zur Erden.

Der Himmel senket sich/ er kombt und wird zur Erden:

Wann
Johannis Angeli
25. Ein Kind ſeyn iſt am beſten.
Weil man nunmehr GOtt ſelbſt den groͤſten kleine
findt/
So iſt mein groͤſter Wuntſch zu werden wie ein Kind.
26. Der Menſch daß wuͤrdigſte.
GOtt weil Er wird ein Menſch/ zeigt mir daß ich allein
Jhm mehr und wehrter bin als alle Geiſter ſein.
27. Der Nahme JEſus.
Der ſuͤſſe JEſus Nahm’ iſt Hoͤnig auf der Zung:
Jm Ohr ein Brautgeſang/ im Hertz ein Freuden-
ſprung.
28. Der Kreiß im Puncte.
Als GOtt verborgen lag in eines Maͤgdleins Schoß/
Da war es/ da der Punet den Kreiß in ſich beſchloß.
29. Daß Groſſe im Kleinen.
Du ſprichſt/ daß Groſſe kan nicht in dem Kleinen ſein/
Den Him̃el ſchleuſt man nicht ins Erdenſtuͤpffchen ein.
Komb ſchau der Jungfraun Kind: ſo ſihſtu in der
Wiegen/
Den Himmel und die Erd’/ uñ hundert Welte liegen.
30. Auf die Krippe JEſu.
Hier liegt daß wehrte Kind/ der Jungfrau erſte
Blum/
Der Engel Freud und Luſt/ der Menſchen Preiß und
Ruhm.
Sol Er dein Heyland ſeyn/ und dich zu GOtt erheben/
So muſtu nicht ſehr weit von ſeiner Krippe leben.
31. Dein Hertz wanns leer/ iſt beſſer.
Ach elend! Unſer GOtt muß in dem Stalle ſeyn!
Raͤum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm
eylends ein.
32. Der Himmel wird zur Erden.

Der Himmel ſenket ſich/ er kombt und wird zur Erden:

Wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0096" n="92[90]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">25. Ein Kind &#x017F;eyn i&#x017F;t am be&#x017F;ten.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Weil man nunmehr GOtt &#x017F;elb&#x017F;t den gro&#x0364;&#x017F;ten kleine</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">findt/</hi> </l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t mein gro&#x0364;&#x017F;ter Wunt&#x017F;ch zu werden wie ein Kind.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">26. Der Men&#x017F;ch daß wu&#x0364;rdig&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt weil Er wird ein Men&#x017F;ch/ zeigt mir daß ich allein</l><lb/>
            <l>Jhm mehr und wehrter bin als alle Gei&#x017F;ter &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">27. Der Nahme JE&#x017F;us.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e JE&#x017F;us Nahm&#x2019; i&#x017F;t Ho&#x0364;nig auf der Zung:</l><lb/>
            <l>Jm Ohr ein Brautge&#x017F;ang/ im Hertz ein Freuden-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;prung.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">28. Der Kreiß im Puncte.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Als GOtt verborgen lag in eines Ma&#x0364;gdleins Schoß/</l><lb/>
            <l>Da war es/ da der Punet den Kreiß in &#x017F;ich be&#x017F;chloß.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">29. Daß Gro&#x017F;&#x017F;e im Kleinen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Du &#x017F;prich&#x017F;t/ daß Gro&#x017F;&#x017F;e kan nicht in dem Kleinen &#x017F;ein/</l><lb/>
            <l>Den Him&#x0303;el &#x017F;chleu&#x017F;t man nicht ins Erden&#x017F;tu&#x0364;pffchen ein.</l><lb/>
            <l>Komb &#x017F;chau der Jungfraun Kind: &#x017F;o &#x017F;ih&#x017F;tu in der</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Wiegen/</hi> </l><lb/>
            <l>Den Himmel und die Erd&#x2019;/ un&#x0303; hundert Welte liegen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">30. Auf die Krippe JE&#x017F;u.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Hier liegt daß wehrte Kind/ der Jungfrau er&#x017F;te</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Blum/</hi> </l><lb/>
            <l>Der Engel Freud und Lu&#x017F;t/ der Men&#x017F;chen Preiß und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ruhm.</hi> </l><lb/>
            <l>Sol Er dein Heyland &#x017F;eyn/ und dich zu GOtt erheben/</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;tu nicht &#x017F;ehr weit von &#x017F;einer Krippe leben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">31. Dein Hertz wanns leer/ i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ach elend! Un&#x017F;er GOtt muß in dem Stalle &#x017F;eyn!</l><lb/>
            <l>Ra&#x0364;um auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">eylends ein.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">32. Der Himmel wird zur Erden.</hi> </head><lb/>
          <p>Der Himmel &#x017F;enket &#x017F;ich/ er kombt und wird zur Erden:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92[90]/0096] Johannis Angeli 25. Ein Kind ſeyn iſt am beſten. Weil man nunmehr GOtt ſelbſt den groͤſten kleine findt/ So iſt mein groͤſter Wuntſch zu werden wie ein Kind. 26. Der Menſch daß wuͤrdigſte. GOtt weil Er wird ein Menſch/ zeigt mir daß ich allein Jhm mehr und wehrter bin als alle Geiſter ſein. 27. Der Nahme JEſus. Der ſuͤſſe JEſus Nahm’ iſt Hoͤnig auf der Zung: Jm Ohr ein Brautgeſang/ im Hertz ein Freuden- ſprung. 28. Der Kreiß im Puncte. Als GOtt verborgen lag in eines Maͤgdleins Schoß/ Da war es/ da der Punet den Kreiß in ſich beſchloß. 29. Daß Groſſe im Kleinen. Du ſprichſt/ daß Groſſe kan nicht in dem Kleinen ſein/ Den Him̃el ſchleuſt man nicht ins Erdenſtuͤpffchen ein. Komb ſchau der Jungfraun Kind: ſo ſihſtu in der Wiegen/ Den Himmel und die Erd’/ uñ hundert Welte liegen. 30. Auf die Krippe JEſu. Hier liegt daß wehrte Kind/ der Jungfrau erſte Blum/ Der Engel Freud und Luſt/ der Menſchen Preiß und Ruhm. Sol Er dein Heyland ſeyn/ und dich zu GOtt erheben/ So muſtu nicht ſehr weit von ſeiner Krippe leben. 31. Dein Hertz wanns leer/ iſt beſſer. Ach elend! Unſer GOtt muß in dem Stalle ſeyn! Raͤum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm eylends ein. 32. Der Himmel wird zur Erden. Der Himmel ſenket ſich/ er kombt und wird zur Erden: Wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/96
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 92[90]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/96>, abgerufen am 28.11.2024.