Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli vierdtes Buch Sein Blutt ists Purpurkleid/ die Mörder die Tra- banten/ Das Hoffgesind ein Schaum von Buben und Scher- ganten: Der Mundtrank bittre Gall/ die Music Hohn und Spott. Diß ist die Herrligkeit die hier hat unser GOtt! 50. Die Schädelstädt. Jst diß die Schädelstadt? wie kombt es dann daß hierDie * Roß' und Lilge steht in unverwelckter Ziehr? Und da der Lebensbaum? der Brunn mit den vier Flüssen? Es ist das Paradiß: doch sey es was es wil: Bey mir gilt diese städt unds Paradiß gleich viel. * Maria und Johannes. 51. Die Dornene Kron. Die Dornen die das Haupt deß Herrn zerstechen gantz/Sind meines Haubtes Kron und ewger Rosenkrantz: Was auß den Wunden fleust ist meiner Wunden heil: Wie wol wird mir sein Spott/ und seine Pein zutheil! 52. Die Liebe hats erfunden. Daß GOtt gecreutzigt wird! daß man jhn kan verwun-den! Daß Er die Schmach verträgt/ die man jhm ange- than! Daß Er solch' Angst aussteht! und daß Er sterben kan! Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden. 53. Vmb einen Kuß ists GOtt zuthun. Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend kömbt/Und ein solch schweres Kreutz auf seine Schultern nimbt? Ja daß Er biß inn Tod sich ängstet für und für? Er suchet anders nichts als einen Kuß von dir. 54. Die
Joh: Angeli vierdtes Buch Sein Blutt iſts Purpurkleid/ die Moͤrder die Tra- banten/ Das Hoffgeſind ein Schaum von Buben und Scher- ganten: Der Mundtrank bittre Gall/ die Muſic Hohn und Spott. Diß iſt die Herꝛligkeit die hier hat unſer GOtt! 50. Die Schaͤdelſtaͤdt. Jſt diß die Schaͤdelſtadt? wie kombt es dann daß hierDie * Roß’ und Lilge ſteht in unverwelckter Ziehr? Und da der Lebensbaum? der Brunn mit den vier Fluͤſſen? Es iſt das Paradiß: doch ſey es was es wil: Bey mir gilt dieſe ſtaͤdt unds Paradiß gleich viel. * Maria und Johannes. 51. Die Dornene Kron. Die Dornen die das Haupt deß Herꝛn zerſtechen gantz/Sind meines Haubtes Kron und ewger Roſenkrantz: Was auß den Wunden fleuſt iſt meiner Wunden heil: Wie wol wird mir ſein Spott/ und ſeine Pein zutheil! 52. Die Liebe hats erfunden. Daß GOtt gecreutzigt wird! daß man jhn kan verwun-den! Daß Er die Schmach vertraͤgt/ die man jhm ange- than! Daß Er ſolch’ Angſt auſſteht! und daß Er ſterben kan! Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden. 53. Vmb einen Kuß iſts GOtt zuthun. Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend koͤmbt/Und ein ſolch ſchweres Kreutz auf ſeine Schultern nimbt? Ja daß Er biß inn Tod ſich aͤngſtet fuͤr und fuͤr? Er ſuchet anders nichts als einen Kuß von dir. 54. Die
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ganten:
Der Mundtrank bittre Gall/ die Muſic Hohn und
Spott.
Diß iſt die Herꝛligkeit die hier hat unſer GOtt!
50. Die Schaͤdelſtaͤdt.
Jſt diß die Schaͤdelſtadt? wie kombt es dann daß hier
Die
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Roß’ und Lilge ſteht in unverwelckter Ziehr?
Und da der Lebensbaum? der Brunn mit den vier Fluͤſſen?
Es iſt das Paradiß: doch ſey es was es wil:
Bey mir gilt dieſe ſtaͤdt unds Paradiß gleich viel.
* Maria und Johannes.
51. Die Dornene Kron.
Die Dornen die das Haupt deß Herꝛn zerſtechen gantz/
Sind meines Haubtes Kron und ewger Roſenkrantz:
Was auß den Wunden fleuſt iſt meiner Wunden heil:
Wie wol wird mir ſein Spott/ und ſeine Pein zutheil!
52. Die Liebe hats erfunden.
Daß GOtt gecreutzigt wird! daß man jhn kan verwun-
den!
Daß Er die Schmach vertraͤgt/ die man jhm ange-
than!
Daß Er ſolch’ Angſt auſſteht! und daß Er ſterben kan!
Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden.
53. Vmb einen Kuß iſts GOtt zuthun.
Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend koͤmbt/
Und ein ſolch ſchweres Kreutz auf ſeine Schultern nimbt?
Ja daß Er biß inn Tod ſich aͤngſtet fuͤr und fuͤr?
Er ſuchet anders nichts als einen Kuß von dir.
54. Die
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