Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr. Sinn- und schlußr. 54. Die Welt ist im Frühling gemacht. Jm Früling ward die Welt Verneut/ und wiederbracht:Drumb sagstu recht daß sie im Früling ist gemacht. 55. Die Geistliche Aufferstehung. Die Auffer stehung ist im Geiste schon geschehn:Wenn du dich läst entwürkt von deinen Sünden sehn. 56. Die geheimbe Himmelfahrt. Wann du dich über dich erhebst und läst GOtt walten:So wird in deinem Geist die Himmelfahrt gehalten. 57. Die geistliche Trunkenheit. Der Geist praust ja wie Most: die Jünger allesambtSind gleich den Trunkenen entzündt und angeflambt Von seiner Hitz und Krafft: so bleibt es doch dabey/ Daß diese gantze Schaar voll süsses Weines sey. 58. Der vorlohrne Groschen. Die Seele GOttesbild ist der verlohrne Groschen/Die Kertze himmlisch Licht/ das durch den fall verloschen: Die Weißheit ist das Weib die es aufs neu entzündt: Wie seelig ist der Mensch den sie nu wider findt! 59. Das verlohrne Schaff. Jch bin das arme Schaaff das sich verjrr et hat/Und nunmehr von sich selbst nicht kennt den rechten Pfad. Wer zeugt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz erliege? O daß doch JEsus käm'/ und mich nach Hause trüge! 60. Der
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 54. Die Welt iſt im Fruͤhling gemacht. Jm Fruͤling ward die Welt Verneut/ und wiederbracht:Drumb ſagſtu recht daß ſie im Fruͤling iſt gemacht. 55. Die Geiſtliche Aufferſtehung. Die Auffer ſtehung iſt im Geiſte ſchon geſchehn:Wenn du dich laͤſt entwuͤrkt von deinen Suͤnden ſehn. 56. Die geheimbe Himmelfahrt. Wann du dich uͤber dich erhebſt und laͤſt GOtt walten:So wird in deinem Geiſt die Himmelfahrt gehalten. 57. Die geiſtliche Trunkenheit. Der Geiſt prauſt ja wie Moſt: die Juͤnger alleſambtSind gleich den Trunkenen entzuͤndt und angeflambt Von ſeiner Hitz und Krafft: ſo bleibt es doch dabey/ Daß dieſe gantze Schaar voll ſuͤſſes Weines ſey. 58. Der vorlohrne Groſchen. Die Seele GOttesbild iſt der verlohrne Groſchen/Die Kertze himmliſch Licht/ das durch den fall verloſchen: Die Weißheit iſt das Weib die es aufs neu entzuͤndt: Wie ſeelig iſt der Menſch den ſie nu wider findt! 59. Das verlohrne Schaff. Jch bin das arme Schaaff das ſich verjrꝛ et hat/Und nunmehr von ſich ſelbſt nicht kennt den rechten Pfad. Wer zeugt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz erliege? O daß doch JEſus kaͤm’/ und mich nach Hauſe truͤge! 60. Der
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Geiſtr. Sinn-und ſchlußr.
54. Die Welt iſt im Fruͤhling gemacht.
Jm Fruͤling ward die Welt Verneut/ und wiederbracht:
Drumb ſagſtu recht daß ſie im Fruͤling iſt gemacht.
55. Die Geiſtliche Aufferſtehung.
Die Auffer ſtehung iſt im Geiſte ſchon geſchehn:
Wenn du dich laͤſt entwuͤrkt von deinen Suͤnden ſehn.
56. Die geheimbe Himmelfahrt.
Wann du dich uͤber dich erhebſt und laͤſt GOtt walten:
So wird in deinem Geiſt die Himmelfahrt gehalten.
57. Die geiſtliche Trunkenheit.
Der Geiſt prauſt ja wie Moſt: die Juͤnger alleſambt
Sind gleich den Trunkenen entzuͤndt und angeflambt
Von ſeiner Hitz und Krafft: ſo bleibt es doch dabey/
Daß dieſe gantze Schaar voll ſuͤſſes Weines ſey.
58. Der vorlohrne Groſchen.
Die Seele GOttesbild iſt der verlohrne Groſchen/
Die Kertze himmliſch Licht/ das durch den fall verloſchen:
Die Weißheit iſt das Weib die es aufs neu entzuͤndt:
Wie ſeelig iſt der Menſch den ſie nu wider findt!
59. Das verlohrne Schaff.
Jch bin das arme Schaaff das ſich verjrꝛ et hat/
Und nunmehr von ſich ſelbſt nicht kennt den rechten
Pfad.
Wer zeugt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz erliege?
O daß doch JEſus kaͤm’/ und mich nach Hauſe truͤge!
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