Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistr. Sinn- und schlußr.
212. Armuth ist das wesen aller tugenden.
Die laster sind bestrickt/ die Tugenden gehn frey:
Sag ob die Armuth nicht jhr aller wesen sey?
213. Der Alleredleste Mensch.
Der Alleredelste den man ersinnen kan/
Jst ein gantz lauterer und wahrer armer Man.
214. Der herrliche Tod.
Christ/ der ist herrlich todt/ der allem abgestorben/
Und jhm dadurch den Geist der armuth hat erworben.
215. Die zeit begreifft nicht die ewigkeit.
So lange dir mein Freund im sinn liegt ort und zeit:
So faßstu nicht was GOtt ist und die ewigkeit.
216. Die empfängliche Seel.
Die Seel die Juugfrau ist/ und nichts als GOtt em-
pfängt/
Kan GOttes schwanger seyn/ so offt sie dran gedänckt.
217. Der aufgespannte Geist.
Der Geist der allezeit in GOtt steht aufgericht/
Empfängt ohn underlaß in sich das ewge licht.
218. Kennzeichen der Braut GOttes.
Die Braut verliebet sich inn Bräutigam allein:
Liebstu was neben GOtt/ schau wie du Braut kanst seyn.
219. Das wandelnde gezelt GOttes.
Die Seel in der GOtt wohnt/ die ist (O Seeligkeit!)
Ein wandelndes Gezelt der ewgen Hevrligkeit
220. Gott
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
212. Armuth iſt das weſen aller tugenden.
Die laſter ſind beſtrickt/ die Tugenden gehn frey:
Sag ob die Armuth nicht jhr aller weſen ſey?
213. Der Alleredleſte Menſch.
Der Alleredelſte den man erſinnen kan/
Jſt ein gantz lauterer und wahrer armer Man.
214. Der herrliche Tod.
Chriſt/ der iſt herrlich todt/ der allem abgeſtorben/
Und jhm dadurch den Geiſt der armuth hat erworben.
215. Die zeit begreifft nicht die ewigkeit.
So lange dir mein Freund im ſinn liegt ort und zeit:
So faßſtu nicht was GOtt iſt und die ewigkeit.
216. Die empfaͤngliche Seel.
Die Seel die Juugfrau iſt/ und nichts als GOtt em-
pfaͤngt/
Kan GOttes ſchwanger ſeyn/ ſo offt ſie dran gedaͤnckt.
217. Der aufgeſpannte Geiſt.
Der Geiſt der allezeit in GOtt ſteht aufgericht/
Empfaͤngt ohn underlaß in ſich das ewge licht.
218. Kennzeichen der Braut GOttes.
Die Braut verliebet ſich inn Braͤutigam allein:
Liebſtu was neben GOtt/ ſchau wie du Braut kanſt ſeyn.
219. Das wandelnde gezelt GOttes.
Die Seel in der GOtt wohnt/ die iſt (O Seeligkeit!)
Ein wandelndes Gezelt der ewgen Hevrligkeit
220. Gott
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0167" n="159[161]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tr. <choice><orig>Sinn-und</orig><reg>Sinn- und</reg></choice> &#x017F;chlußr.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>212. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Armuth i&#x017F;t das we&#x017F;en aller tugenden.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die la&#x017F;ter &#x017F;ind be&#x017F;trickt/ die Tugenden gehn frey:</l><lb/>
          <l>Sag ob die Armuth nicht jhr aller we&#x017F;en &#x017F;ey?</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>213. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Alleredle&#x017F;te Men&#x017F;ch.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Alleredel&#x017F;te den man er&#x017F;innen kan/</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t ein gantz lauterer und wahrer armer Man.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>214. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der herrliche Tod.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Chri&#x017F;t/ der i&#x017F;t herrlich todt/ der allem abge&#x017F;torben/</l><lb/>
          <l>Und jhm dadurch den Gei&#x017F;t der armuth hat erworben.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>215. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die zeit begreifft nicht die ewigkeit.</hi></hi></head><lb/>
          <l>So lange dir mein Freund im &#x017F;inn liegt ort und zeit:</l><lb/>
          <l>So faß&#x017F;tu nicht was GOtt i&#x017F;t und die ewigkeit.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>216. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die empfa&#x0364;ngliche Seel.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Seel die Juugfrau i&#x017F;t/ und nichts als GOtt em-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">pfa&#x0364;ngt/</hi> </l><lb/>
          <l>Kan GOttes &#x017F;chwanger &#x017F;eyn/ &#x017F;o offt &#x017F;ie dran geda&#x0364;nckt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>217. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der aufge&#x017F;pannte Gei&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Gei&#x017F;t der allezeit in GOtt &#x017F;teht aufgericht/</l><lb/>
          <l>Empfa&#x0364;ngt ohn underlaß in &#x017F;ich das ewge licht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>218. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kennzeichen der Braut GOttes.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Braut verliebet &#x017F;ich inn Bra&#x0364;utigam allein:</l><lb/>
          <l>Lieb&#x017F;tu was neben GOtt/ &#x017F;chau wie du Braut kan&#x017F;t &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>219. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das wandelnde gezelt GOttes.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Seel in der GOtt wohnt/ die i&#x017F;t (O Seeligkeit!)</l><lb/>
          <l>Ein wandelndes Gezelt der ewgen Hevrligkeit</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">220. <hi rendition="#fr">Gott</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159[161]/0167] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 212. Armuth iſt das weſen aller tugenden. Die laſter ſind beſtrickt/ die Tugenden gehn frey: Sag ob die Armuth nicht jhr aller weſen ſey? 213. Der Alleredleſte Menſch. Der Alleredelſte den man erſinnen kan/ Jſt ein gantz lauterer und wahrer armer Man. 214. Der herrliche Tod. Chriſt/ der iſt herrlich todt/ der allem abgeſtorben/ Und jhm dadurch den Geiſt der armuth hat erworben. 215. Die zeit begreifft nicht die ewigkeit. So lange dir mein Freund im ſinn liegt ort und zeit: So faßſtu nicht was GOtt iſt und die ewigkeit. 216. Die empfaͤngliche Seel. Die Seel die Juugfrau iſt/ und nichts als GOtt em- pfaͤngt/ Kan GOttes ſchwanger ſeyn/ ſo offt ſie dran gedaͤnckt. 217. Der aufgeſpannte Geiſt. Der Geiſt der allezeit in GOtt ſteht aufgericht/ Empfaͤngt ohn underlaß in ſich das ewge licht. 218. Kennzeichen der Braut GOttes. Die Braut verliebet ſich inn Braͤutigam allein: Liebſtu was neben GOtt/ ſchau wie du Braut kanſt ſeyn. 219. Das wandelnde gezelt GOttes. Die Seel in der GOtt wohnt/ die iſt (O Seeligkeit!) Ein wandelndes Gezelt der ewgen Hevrligkeit 220. Gott

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/167
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 159[161]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/167>, abgerufen am 23.11.2024.